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Birdland im Sinkflug

Der von der Wiener Jazz-Ikone Joe Zawinul gegründete Club Birdland musste Konkurs anmelden, von der Stadt Wien wird es aber keine Förderungen mehr geben.

Bruchlandung
Joe Zawinuls Jazzclub Birdland gegenüber des Bahnhofs Wien Mitte stand von Beginn an unter keinem guten Stern. Schon am Eröffnungsabend, am 25. Mai 2004, kam es zu einem Zwischenfall: Wegen der TBC-Erkrankung eines Gastes mussten sich alle Besucher zum Lungenröntgen einfinden. Ein Jahr später erfolgte die Beinahebruchlandung des Jazzvogels. Schulden in Höhe von 600.000 Euro hatten sich angesammelt. Der Sinkflug ging unaufhörlich weiter. Am 11. August 2008 musste der Konkurs angemeldet werden.

Keine Subventionen mehr
Letztlich waren die Verbindlichkeiten offensichtlich doch zu hoch. Die Baukosten wurden zum Teil fremdfinanziert und konnten durch den operativen Bereich nicht erwirtschaftet werden. Gespräche mit möglichen Investoren haben sich zerschlagen. Ergebnis: Außenstände in Höhe von 500.000 Euro. Geschäftsführer Karl Resch hofft, dass „man so vernünftig ist, das Birdland nicht sterben zu lassen.“ Von der Stadt Wien aber gibt es diesbezüglich keine Garantien. Die Stadt hat zwar in der Planungsphase einen Baukostenzuschuss in Höhe von 726.728 Euro beigesteuert, dabei bleibe es aber auch. „Es ist bedauerlich, dass das Konzept des Clubs nicht aufgegangen ist“, sagt SP-Gemeinderat Ernst Woller. Aber: „Beim Birdland handelt es sich um ein privates Unternehmen und wir haben nie einen Zweifel daran gelassen, dass ein solches auch privatwirtschaftlich zu führen ist.“

Kritik von Opposition
Von der Opposition hagelte es dennoch Kritik an der Kulturpolitik der Wiener Stadtregierung. Die Idee einer Heimat für den Jazz in Wien sei richtig, sagt ÖVP-Klubobmann Matthias Tschirf. Allerdings müsse mit Augenmaß gefördert und die potentielle Auslastung analysiert werden.
Stattdessen seien „unfassbar hohe Summen“ in das Birdland gesteckt worden. In eine ähnliche Kerbe schlägt Gemeinderätin Marie Ringler, Kultursprecherin der Grünen: „Das gesamte Konzept war von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Zehn Millionen Schilling zu investieren, ohne auf nachhaltige Konzepte zu setzen, rächt sich jetzt bitter.“ Sie kritisiert die konzeptlose Verschenkung von Fördergeldern ohne konkretes Modell. Daher sollten jetzt auch keine Subventionen mehr an das Birdland fließen. Eine kulturelle Nutzung des Clubs müsse aber dennoch von der Stadt Wien garantiert werden, denn „sonst wären die zehn Millionen Schilling umsonst ausgegeben worden“.

Text und Fotos: Michael Riedmüller

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