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Biodiversitätspolitik: NGO-Allianz fordert Kurswechsel

Eine NGO-Allianz will einen Kurswechsel bei der heimischen Biodiversitätspolitik.
Eine NGO-Allianz will einen Kurswechsel bei der heimischen Biodiversitätspolitik. ©Pixabay (Sujet)
Eine Allianz aus dem WWF, der Klimabewegung Fridays for Future und dem Biodiversitätsrat einen Kurswechsel von der heimischen Politik gefordert.
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"Anstatt sich in den Verhandlungen unter den EU-Vorreitern zu positionieren, reiht sich Österreich zunehmend bei den Bremsern ein", kritisierte die NGO-Allianz am Montag bei einer Pressekonferenz.

NGO-Allianz: EU-Renaturierungsgesetz "enorme Chance"

Das geplante EU-Renaturierungsgesetz soll bis 2030 in einem ersten Schritt 20 Prozent der geschädigten Ökosysteme in der Union wiederherstellen - "eine enorme Chance, um der menschengemachten Zwillingskrise aus Biodiversitätsverlust und Klimakrise gegenzusteuern". "Die Wiederherstellung von Flüssen, Wäldern, Mooren und anderen Ökosystemen bindet Kohlenstoff und ist unverzichtbar für die Anpassung an bereits unumkehrbare Folgen der Klimakrise, beim Hochwasserschutz oder mittels Bestäubung bei der Ernährungssicherheit", erklärte Johanna Frühwald, Sprecherin von Fridays For Future auch anlässlich des heutigen Internationalen Tags der Biodiversität.

Zudem befürchteten die NGOs ein Aufweichen des European Green Deals. "Angesichts der akuten Klima- und Biodiversitätskrise ist das nicht nur kurzsichtig, sondern geradezu fahrlässig. Gesunde Ökosysteme versorgen uns mit Lebensmitteln und Wasser und schützen das Klima", sagte Joschka Brangs von der Naturschutzorganisation WWF Österreich.

Artenschwund in Österreich ist wie Fachkräftemangel

"Der Artenschwund wird zu einem ernsthaften Problem", warnte auch Thomas Wrbka vom Österreichischen Biodiversitätsrat. "Das ist ganz ähnlich wie beim Fachkräftemangel in der Wirtschaft: Wenn immer mehr Berufe und Wirtschaftszweige wegfallen, droht irgendwann dem gesamten System der Kollaps", sagte der Wissenschafter. In der Natur sei die Situation bereits überaus prekär.

Jeweils über 80 Prozent der geschützten Arten und Lebensraumtypen sind dem WWF zufolge hierzulande in keinem günstigen Erhaltungszustand. Auch der Bodenverbrauch ist mit über elf Hektar pro Tag "extrem hoch". "Die Bundesländer sind hier federführend zuständig, wehren sich aber gegen neue EU-Naturschutz-Pläne und intervenieren beim Bund gegen eine verbindliche Wiederherstellung zerstörter Ökosysteme", kritisierte Brangs.

Auch Greenpeace verwies in einer Aussendung auf die Dringlichkeit, den zunehmenden Trend des Artensterbens umzukehren. Betrachte man Lebensräume und Arten, die unter die Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU fallen, zeige sich ein drastisches Bild: "Über 80 Prozent der Lebensräume und 85 Prozent der Arten haben keinen 'günstigen Erhaltungszustand', das heißt sie sind gefährdet auszusterben - damit ist Österreich im europäischen Vergleich trauriger Spitzenreiter im Artensterben", hieß es.

Landwirtschaftskammer widerspricht NGO-Allianz

Anders sah dies Landwirtschaftskammer Österreich-Präsident Josef Moosbrugger. "Im Jahr 2023 gibt es so viele Biodiversitäts- und Naturschutzflächen wie noch nie zuvor", meinte er in einer Aussendung. Durch hochwertige ÖPUL-Naturschutzflächen und die Anlage von Biodiversitäts- und Brachflächen würden die österreichischen Bauernfamilien insgesamt 210.000 ha Agrarflächen für die Umwelt bereitstellen "und verzichten auf Ertrag".

(APA/Red)

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