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Bio: Konkurrenz aus dem Ausland lässt Preise fallen

Auch in anderen EU-Ländern werden fleißig Bio-Produkte angebaut.
Auch in anderen EU-Ländern werden fleißig Bio-Produkte angebaut. ©pixabay.com
Der Umsatz mit Bioprodukten ist in Österreich im letzten Jahr um sieben Prozent auf 580 Mio. Euro gestiegen. Aber die Konkurrenz aus dem EU-Ausland bringt die Preise unter Druck.

Österreichs Konsumenten greifen im Lebensmittelhandel immer öfter zu biologischen Lebensmitteln. 2019 stieg der Bio-Umsatz um 7 Prozent auf 580 Mio. Euro. Gleichzeitig legte die Bio-Anbaufläche um knapp 5 Prozent auf rund 669.000 Hektar zu und die Zahl der Bio-Betriebe erhöhte sich um 3 Prozent auf 24.325. Der Öko-Ausbau in der EU bringt aber die Preise bei Milch und Getreide unter Druck.

Weil in Deutschland deutlich mehr Biomilch produziert werde, müssten sich österreichische Molkereien neue Exportmärkte suchen, sagte die Obfrau des Biobauern-Verbands Bio Austria, Gertraud Grabmann, bei einer Pressekonferenz am Freitagvormittag im Rahmen der Biofach-Messe in Nürnberg. Auch bei Bio-Getreide habe der Flächenausbau in Österreich und Europa zu Preisdruck geführt.

EU-Länder bauen Bio-Flächen aus

Für den Chef der Agrarmarkt Austria, Michael Blass, müssen sich die heimischen Bio-Bauern bei der preislichen Entwicklung ihrer Produkte "strukturell keine Sorgen machen", denn "über die Jahre gesehen haben sich Menge und Preis recht gut entwickelt." Die großen Landwirtschaftsnationen in der Europäischen Union wie Deutschland, Spanien und Frankreich - alle drei mit einem Bio-Flächenanteil von unter 10 Prozent - bauen ihre biologischen Anbauflächen derzeit deutlich aus. Dadurch importieren sie weniger Bio-Produkte aus anderen EU-Ländern und von außerhalb der EU.

Im Bio-Landbau verzichten die Landwirte unter anderem auf leichtlösliche mineralische Düngemittel und auf chemisch-synthetische Spritzmittel. Außerdem muss es eine vielseitige Fruchtfolgen im Ackerbau und eine artgerechte Tierhaltung mit Auslauf und Weidegang geben.

Auf 26 Prozent der Fläche wird Bio angebaut

Österreich gilt mit einem Bio-Flächenanteil von 26 Prozent als einer der Vorreiter der biologischen Landwirtschaft. Der Bioanteil bei landwirtschaftlichen Flächen liegt global gesehen nur bei 1,5 Prozent. Die großen heimischen Supermarktketten dominieren mit ihren Eigenmarken "Ja! Natürlich" (Billa, Merkur), "Natur*pur" (Spar) und "Zurück zum Ursprung" (Hofer) den heimischen Biomarkt. Im Jahr 2019 entfielen 55 Prozent der Bioprodukt-Umsätze auf den Lebensmitteleinzelhandel, 27 Prozent auf Diskonter, 10,7 Prozent auf die Direktvermarktung, 1,1 Prozent auf Biosupermärkte, 1 Prozent auf Bioläden und 5,1 Prozent auf sonstige Einkaufsquellen. Ohne die großen Bio-Eigenmarken der Einzelhändler wäre "Österreich bei Bio bei weitem nicht dort, wo es heute ist", so der AMA-Marketing-Chef. Die österreichischen Herstellermarken seien aber "auch stärker geworden".

Die Biobauern-Vertreterin Grabmann ortet zahlreiche Wachstumsmöglichkeiten. Bei der Zahl der Bioprodukte gebe es im Lebensmitteleinzelhandel "viel Potenzial. Auch bei der heimischen Gastronomie sei bei biologischen Zutaten "noch sehr viel Luft nach oben". Positiv stimmt Grabmann der von der Bundesregierung anvisierte Ausbau des Bio-Lebensmittelanteils in der öffentlichen Verpflegung.

Großer Andrang bei Bio-Fachmesse

Bei der von Mittwoch bis Samstag laufenden weltgrößten Bio-Messe Biofach in Nürnberg sind diesmal 3.491 Aussteller vor Ort, davon 138 aus Österreich. Auch mehrere heimische Start-ups aus dem Biobereich sind vertreten und versuchen die Werbetrommel für ihre Produkte zu rühren. ÖsterReis aus Niederösterreich vermarktet biologischen Reis aus heimischer Produktion. Verkauft wurde der Bio-Reis bisher über den eigenen Online-Shop und an 40 Geschäfte und Gastronomen. Der Wiener "Social Business"-Betrieb Biobalkan entwickelt und vertreibt handgemachte Bio-Spezialitäten von Partnerbetrieben am Balkan, etwa das Paprikamus Ajvar oder Haselnusscreme aus Nordmazedonien. Biobalkan unterstützt Bauern und Sozial-Betriebe aus der Region dabei, auf Bio-Landwirtschaft umzustellen. Die niederösterreichische Jungfirma Kornelia produziert einen Bio-Urkornteig zum Aufbacken, unter anderem für Pizza, Flammkuchen. Bauern bauen für Kornelia Urgetreidesorten wie Einkorn und Dinkel an. Alle drei Start-ups wurden im Rahmen des Berliner "Next Organic Award 2019" prämiert und konnten nun ihre Produkte auf der Biofach-Messe präsentieren. Das Wiener Food-Start-up CUTZ verkauft gefrorenen Cookie-Teig zum Selberbacken. Seit kurzem hat man auch eine Bio-Linie im Programm. Die größte Herausforderung für die Start-ups ist es, die richtigen Vertriebspartner zu finden und eine reibungslose Logistik aufzubauen, erzählten die Gründer im APA-Gespräch.

Der Chef des Tee- und Gewürzspezialisten Sonnentor, Johannes Gutmann, empfiehlt den Start-ups bei Misserfolgen mit Handelspartnern nicht zu schnell aufzugeben. "Im ersten Jahr wirst du geliebt, im zweiten wirst du unter Druck gesetzt und im dritten wirst du kopiert." Bio-Saftproduzent Gerhard Höllinger rät den Jungfirmen "die Kosten im Griff zu haben und das Ohr am Kunden behalten".

(APA/Red)

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