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Bierernst die Väter, blöd die Mütter

Beim Wert des Ejakulats hört sich beim Landestheater der Spaß auf – schade. Bilder der Theateraufführung

„Wenn ich Akrobatik sehen will, gehe ich in den Zirkus”, raunt jemand im Publikum. Irgendwie gibt man ihm Recht. Nicht weil es vermessen wäre, die Schauspieler auf einem sehr schrägen und dazu noch spiegelnden Podium rutschen, krabbeln und purzeln zu lassen, sondern weil sich die mühevolle Fortbewegungsart nach spätestens einer Stunde optisch völlig abnützt. In der zweiten Halbzeit hat uns die Truppe, die im etwa zwei Jahre alten Stück „Die Probe (Der brave Simon Korach)” große Themen wie Familienzusammenhalt oder politische Verantwortung abzuhandeln hätte, somit nichts mehr anzubieten.

Relikt aus der Steinzeit

Es ist ohnehin nicht der beste Text des viel gespielten Schweizer Autors Lukas Bärfuss, der mit Stücken zu Sexualität oder zur Selbsttötung punktete, denn im Zeitalter der Samenspender und Leihmütter wirkt das Kuckucksei wie ein Relikt aus der Steinzeit. Die gekränkte Eitelkeit der Väter und das unerfüllte Anlehnungsbedürfnis der Mütter nach einem entlarvenden Vaterschaftstest hat beispielsweise in einer Inszenierung des Deutschen Theaters in Berlin zu mehr Komik geführt. Man muss weder die plötzliche dynastische Gesinnung des jungen, noch das rein wahltaktische Wohlwollen des alten Korach allzu witzig finden, bierernst präsentiert wie in der Inszenierung von Katja Langenbach haben die Windungen des Politikers Simon (Franz Nagel) und des jungen Vaters Peter (Peter Bocek) aber bald nur noch körperliches Potenzial.

Lächerlich

Die Flucht der Frauen aus dieser Männerwelt der Lächerlichkeit preiszugeben, gibt etwa bei der Figur der zur Esoterik tendierenden alten Mutter Helle (Kathrin Schwaderer) bereits der Text vor. Am Bregenzer Kornmarkt wird auch die junge Mutter Agnes (Ingrid Lang) gestraft. Ausstatterin Hella Prokoph erspart ihr nichts: Im kurzen Spielhöschen mit Rothaarperücke hat sie die Klettertour zu bewältigen. Dass die beiden Dummchen dann den zwielichtigen Wahlhelfer Franzeck (Martin Rother) zu Fall bringen, ist immerhin ebenso beiläufig souverän gestaltet wie die Tatsache, dass sich hier eine Art Mephisto unter dem Anzug verbirgt. Doch reicht das?

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