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Betrugsfall in Wiener Fahrschule: "Sind vor verschlossenen Türen gestanden"

Betrugsfall in einer Fahrschule in Wien-Landstraße.
Betrugsfall in einer Fahrschule in Wien-Landstraße. ©Bilderbox/Sujet
Der Betrugsfall um die Fahrschule in Wien-Landstraße zieht weiter Kreise. Nun melden sich betroffene Fahrschüler zu Wort.
Immer mehr Betrugsopfer
Fahrschule in Landstraße betrog Schüler
Mitarbeiter stahlen Geld und Akten

Jene beiden jungen Männer, die wie viele andere im Betrugsfall rund um eine Wiener Fahrschule ihr Geld losgeworden sind, zeigen sich erbost. “Wir sind zur Prüfung gekommen und plötzlich sind wir vor verschlossenen Türen gestanden”, ärgerte sich Manuel Baier. “Eine Benachrichtigung wäre schön gewesen.” Baier schließt nun seine Ausbildung für den Führerschein – wie 100 andere Geschädigte – in der Fahrschule Schwedenplatz ab.

“Meine Kollegen und ich haben sich bereit erklärt, die Ausbildung der betrogenen Schüler weiterzuführen”, sagte der Inhaber der Fahrschule Schwedenplatz, Willy Koblizek. Betroffene können mittels Ausbildungsbestätigung ohne Um- und Einschreibegebühr ihren Schein machen, lediglich die Prüfungsgebühren sind zu entrichten. “Wir hatten einen regelrechten Ansturm in den ersten Tagen”, sagte Koblizek.

Die Fahrschul-Branche arbeite zu einem hohen Prozentsatz seriös. “Aber in jedem System gibt es schwarze Schafe”, meinte Koblizek. Das Ausbildungspaket zum B-Führerschein kostet rund 1.300 Euro. “Wenn dann jemand das für nur 599 Euro anbietet, dann ist da ein Haken an der Sache, und dann passieren solche Dinge wie jetzt”, meinte der Fahrschul-Chef.

Mehr Rechtsschutz in Fahrschulen gefordert

Der Inhaber forderte Rechtssicherheit und Qualitätsstandards in den österreichischen Fahrschulen, eine transparente Preisgestaltung sowie die Einführung eines Online-Fahrschulrankings zur unabhängigen Kundenorientierung.

Der Wiener Anwalt Werner Tomanek bietet ebenfalls Geschädigten auf zivilrechtlichem Weg seine Hilfe an. “Die Aussicht, den gesamten Schadensbetrag zurückzubekommen, ist erfahrungsgemäß eher eingeschränkt”, sagte der Rechtsvertreter. “Die Chance zu fordern, die ist da, doch die Chance zu bekommen, ist eher gering.”

Geschädigte sind sehr erbost

Tomanek will auch die strafrechtliche Komponente in diesem Fall prüfen. So habe die unter Verdacht stehende Fahrschule in den AGBs verankert, dass jeder Schüler mit seiner Unterschrift eine Mitgliedschaft von sechs Monaten unterzeichnet, so Koblizek. “Das ist doch kein Golfclub.” Nach sechs Monaten wäre eine weitere Gebühr fällig geworden.

Die Fahrschule soll mittels einer Strohmann-Konstruktion betrieben worden sein. Hinter dem Lizenznehmer stand somit ein Hintermann, der die eigentlichen Geschäfte führte und das Unternehmen an die Wand fuhr. “Auf die Frage, warum er den B-Schein so billig anbieten kann, hat er nicht geantwortet und ist ausgewichen”, so der geprellte Fahrschüler Manuel Beier. Jener Mann, der keine Lizenz zum Betreiben der Fahrschule besaß, aber die Geschäfte geführt haben soll, soll bereits Hintermann eines ähnlichen Falles aus dem Jahr 2010 in Wien-Donaustadt gewesen sein.

Koblizek hat für erboste Geschädigte eine Beschwerdeseite im sozialen Netzwerk Facebook einrichten lassen. Unter “Fahrschule Europa (Offizielle Beschwerdeseite)” können Betroffene ihr Leid klagen und sich informieren. Im Betrugsfall melden sich indes immer mehr Betroffene – inzwischen sind beim Verein für Konsumenteninformation (VKI) 170 Geschädigte gemeldet – mehr dazu hier.

(APA)

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