Betriebsversammlungen bei Wiener Linien: Personal erhält "Pocketalarme"

Aufgrund von Betriebsversammlungen sind die öffentlichen Verkehrsmittel in Wien am Mittwoch bis 6.30 Uhr stillgestanden. Die Wiener Linien hielten in den Morgenstunden mithilfe privater Auftragnehmer einen Notbetrieb mit Bussen aufrecht.
Obwohl einzelne Fahrgäste wenig begeistert waren, verlief der Frühverkehr insgesamt reibungslos. Ab 9.00 Uhr waren die Öffis dann wieder planmäßig unterwegs.
“Notbetrieb hat gut funktioniert”
Grundsätzlich habe der Notbetrieb – 20 Nachtbus-Linien waren länger und in dichteren Intervallen unterwegs – gut funktioniert, versicherte ein Sprecher der Wiener Linien: “Die Leute haben sich offenbar im Vorfeld nach Alternativen umgesehen und sich sehr gut überlegt, wie sie ihre Wege zurücklegen.” Insofern seien merkbar weniger Fahrgäste als gewöhnlich unterwegs gewesen. Der Autoverkehr war von den Öffi-Ausfällen ebenfalls kaum betroffen. Der ÖAMTC ortete jedenfalls keine “markanten Unterschiede” zu gewöhnlichen Werktagen.
Nach 6.30 Uhr lief der Normalbetrieb Schritt für Schritt wieder an. U-Bahnen und Bims fuhren recht bald wieder im gewohnten Takt, bei den Bussen lief aufgrund der langen Anfahrtswege spätestens ab 9.00 Uhr wieder alles planmäßig.
Betriebsversammlungen der Wiener Linien
Grund für die Betriebsversammlungen der Wiener Linien waren die jüngsten tätlichen Übergriffe auf das Fahrpersonal. In den U-Bahn-, Bim- und Busgaragen wurden die Mitarbeiter über die Forderungen ihrer Vertretung an die Geschäftsführung informiert. Kurt Wessely, Betriebsratschef des Fahrpersonals, bekräftigte im APA-Interview, dass Sicherheitsvorkehrungen wie Videoüberwachung in Fahrzeugen schneller umgesetzt werden müssten. Gewissermaßen als Sofortmaßnahme wurden heute tragbare “Pocketalarme” an einen Teil der Mitarbeiter verteilt, die in Gefahrensituationen aktiviert werden können und so Übergriffe verhindern helfen sollen.
Geschäftsführung will verhandeln
In den kommenden Tagen will man mit der Geschäftsführung verhandeln und eine ausgearbeitete Petition übergeben. Wessely hofft dabei auch auf “verstärkte Unterstützung der Politik, auch wenn es dann um finanzielle Mittel geht, um Sicherheitsmaßnahmen umzusetzen”. Denn diese kämen letztendlich auch den Fahrgästen zugute. Bei den Verkehrsbetrieben betonte man, dass der bereits eingeschlagene Weg weitergegangen werde. In den kommenden zwei Jahren würden 800.000 Euro in die Videoüberwachung gesteckt, Deeskalationsschulungen würden fortgesetzt.
Gemische Gefühle bei den Wienern
Gemischte Gefühle löste der Öffi-Stillstand bei den Fahrgästen aus, die bereits in den frühen Morgenstunden unterwegs waren. Ein Teil der Betroffenen zeigte sich nach dem Motto “Da kann man nix machen – ich komm heut zu spät” gelassen bzw. hatte durchaus Verständnis für die Anliegen. “Die mussten was tun, ich gebe den Fahrern völlig Recht, da gehört mehr Schutz her”, meinte etwa eine ältere Dame, die um 5.30 Uhr bereits den Weg aus dem 22. Bezirk in die Wiener Innenstadt geschafft und dabei “überhaupt keine Probleme” hatte. Andere zeigten sich allerdings merkbar verärgert. “Schlecht, ganz schlecht”, klagte ein Wartender am Ring: “Zuerst kennt man sich nicht aus und jetzt kommt kein Bus.”
(APA)