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Besuchsverbot in Alters- und Pflegeheimen soll gelockert werden

Das Besuchsverbot in Heimen soll gelockert werden.
Das Besuchsverbot in Heimen soll gelockert werden. ©APA (Sujet)
Der Wunsch nach einer Lockerung des Besuchsverbots in den heimischen Pflegeeinrichtungen wurde von Angehörigen und Heim-Bewohnern an die Regierung herangetragen.

Seit rund drei Wochen gelten in Alters- und Pflegeheimen wegen der Coronakrise zum Teil rigorose Besuchsverbote. Nachdem die Kritik daran zuletzt lauter geworden ist, hat Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) nach einem Gespräch mit den Sozialreferenten der Länder eine Lockerung in Aussicht gestellt - und zwar sollen vom Ministerium "in den nächsten Tagen Empfehlungen erarbeitet" werden.

Soziale Kontakte sollen "Schritt für Schritt" ermöglicht werden

Es sollen "Schritt für Schritt" Wege gefunden werden, um in den Heimen wieder soziale Kontakte zu ermöglichen, sagte Anschober im Ö1-Morgenjournal. Es sei ein "gemeinsames Suchen mit den Ländern", welche Maßnahmen (wie etwa Besuchszimmer oder Besucherboxen) möglich seien, um einen gesicherten Kontakt zu gewährleisten. Dabei stehe aber weiter die "Sicherheit im Mittelpunkt".

Der Wunsch nach Lockerung wurde von Angehörigen und Heim-Bewohnern inzwischen an alle Sozialreferenten der Länder herangetragen. In einer Videokonferenz Montagabend wurde daher über die Möglichkeiten gesprochen.

Seniorenheime mit Besuchsboxen ausgestattet

Die Stadt Salzburg hatte dessen ungeachtet bereits ab der ersten Maiwoche eine solche angekündigt. In den sechs kommunalen Seniorenheimen werden schrittweise Besuchsboxen - kleine mit Plexiglasscheiben unterteilte Räume - eingerichtet. Auch Oberösterreichs Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) hatte eine Aufweichung des Besuchsverbots angestrebt, es brauche aber einheitliche Vorgaben des Bundes. Für Oberösterreich setzte sich Gerstorfer den Muttertag, den 10. Mai, als Ziel für eine Lockerung. "Es geht darum, das Gleichgewicht zwischen Schutz der Risikogruppe und sozialer Isolation zu finden", so Gerstorfer.

Die private SeneCura-Gruppe, die nach eigenen Angaben in Österreich 84 Gesundheits- und Pflegeeinrichtungen mit rund 7.470 Betten und Pflegeplätzen betreibt, hat am Dienstag angekündigt, "ab sofort" Möglichkeiten für persönliche Treffen mit Familien und Freunden zu ermöglichen. Die Sicherheit soll durch Vorkehrungen wie etwa Glasscheiben gewährleistet sein. Die Maßnahmen seien richtig gewesen, aber man habe zuletzt "mehr und mehr die negativen Folgen für die psychosoziale Gesundheit" beobachtet, so CCO Markus Schwarz. Daher sei es an der Zeit, den pflegebedürftigen Menschen "wieder ein Stück Normalität" zurückzugeben.

Diakonie und Pensionistenverband begrüßen Lockerungen

Begrüßt wurde die angekündigte Lockerungen von der Diakonie und dem SP-nahe Pensionistenverband. Laut Diakonie-Direktorin Maria Katharina Moser leiden nämlich die Menschen in den Pflegeeinrichtungen unter der Isolation und den Besuchsverboten "sehr". Es sei aber wichtig, dass seitens Politik und Behörden "genaue und klare Regelungen" festgelegt werden und diese nicht an die einzelnen Einrichtungen delegiert werden.

Pensionistenverbands-Präsident Peter Kostelka wies auf die "enormen" psychischen Belastungen durch das Verbot hin. Besuche müssen daher "sehr bald unter allen gebotenen Gesundheits- und Sicherheitsauflagen" wieder möglich gemacht werden. Freilich brauche es ein "kontrolliertes und sicheres Besuchsmanagement". "Technisch" machbar hält Kostelka beispielsweise eigene Besucherräume, Fiebermessungen, Plexiglas-Schutzwände, Masken, Desinfektionsmaßnahmen etc.

Lockerungen werden begrüßt

Die von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) in Aussicht gestellte Lockerung bei den Besuchsverboten in Alters- und Pflegeheimen ist am Dienstag auch von Caritas und Seniorenbund begrüßt worden. Kritik an Anschober in Sachen Pflege kam von der SPÖ.

"Ein behutsames Hochfahren des Landes bedeutet, auch auf alte Menschen nicht zu vergessen", twitterte Caritas-Präsident Michael Landau: "Wir müssen den erfolgreichen Weg mit geringen Infektionszahlen beibehalten und gleichzeitig verhindern, dass gesundheitliche Folgen aus der Isolation erwachsen." Klare und einheitliche Regelungen, wie die aktuellen Besuchsverbote in Pflegewohnhäusern gelockert werden können, seien zu begrüßen.

FPÖ kritisiert Ausbleiben der Corona-Testungen in Heimen

Kritik kam von FPÖ-Chef Norbert Hofer. Anschober stelle einmal mehr seine Eigenschaft als "langsamer Brüter" unter Beweis. "Mit jedem Tag wird die psychische Belastung der Heimbewohner größer, weil sie von ihren Familien abgeschottet sind", argumentierte der FPÖ-Bundesparteiobmann.

Hofer verwies auf die Ankündigung Anschobers in Alters- und Pflegeheime verstärkt zu testen. Diese sei knapp eine Woche her, es sei aber nichts passiert. "Seit Anschobers Ankündigung wurden im Schnitt pro Tag lediglich 5.230 Tests durchgeführt. Eine Nachfrage in einigen Pflegeheimen hat ergeben, dass dort noch keine Tests durchgeführt wurden." Von den durch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) vor Wochen angekündigten 15.000 Tests pro Tag sei man überhaupt "meilenweit" entfernt. Die sofortige Öffnung der Heime für die Familien der Bewohner ist laut Hofer "überfällig und muss - natürlich unter Einhaltung der Sicherheitsbestimmungen - sofort umgesetzt" werden.

(APA/Red)

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