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Besuch beim Schellen-Josef

Auf seine Plömpana ist Josef Rudigier besonders stolz. Sie haben einen besonderen Platz über der Eckbank bekommen.
Auf seine Plömpana ist Josef Rudigier besonders stolz. Sie haben einen besonderen Platz über der Eckbank bekommen. ©est
Josef Rudigier ist im stolzer Besitzer von 1318 Kuhglocken.
Josef Rudigier ist im stolzen Besitz von 1318 Kuhglocken aller Art.

Schruns Am Ortsende von Schruns, auf der Motta lebt Josef Rudigier auf 825 Metern Seehöhe. Bereits beim Eintritt in seine Werkstatt ziehen den Besucher hunderte Kuhglockenunikate in ihren Bann. „Hier bin ich aufgewachsen, hier bin ich daheim. Es gibt mir ein Gefühl von Heimat, von Tieren und von der weiten Welt“, sagt er und führt den Besucher in sein Reich.“ Jede Schelle ist mit einer Erinnerung und mit einer Geschichte verbunden.“, erzählt der Schellenmann stolz und blitzt mit seinen blauen Augen. Sein Vater war von dem kostspieligen Hobby wenig angetan, aber mit Richard Bargehr hatte der junge Bub einen Förderer gefunden. Bargehr führte in Schruns ein Sattlergeschäft, wo es auch schöne Kuhglocken gab. „Immer wenn ich ein paar Schilling übrig hatte, investierte ich mein hart erspartes Sackgeld in eine neue Glocke“, verrät Josef.

Eine Glockenvielfalt

Heute besitzt Josef heute 1318 Kuhglocken in verschiedenen Größen. An der Wand hängen seine schönsten Stücke – „Plömpana“ (große Kuhglocken) mit schwarzen Lederriemen, die beim Alpabtrieb oder auf Ausstellungen zum Einsatz kommen. Auch Singesa, sie sind kleiner und nur für die Weide, ebenso auch Klepfana. Diese werden für das Jungvieh verwendet. Die großen Plömpana sind aus verchromten Stahlblech, handgeschlagen und kommen aus einer Tiroler Glockengießerei: Kostenpunkt 500 Euro. Bis zu 15 Kilogramm samt Riemen kann so eine Schelle wiegen. Die kleineren Schellen kommen ebenso aus Tiroler Glockenschmieden. „Viele Kuhglocken sind auch Geschenke, die ich zu runden Geburtstagen, bis zum 70iger von meinen Kindern bekommen habe“, erzählt der Glockenfan. Jede Glocke ist ein Unikat. Das Besondere ist, jede Glocke hat ihren unverkennbaren Klang.

Sammlerleidenschaft

Andere Exponate erwarb Josef bei Flohmärkten. Eine kleine Schelle stammt von einem sizilianischen Esel, eine andere von einem Lama aus dem Himalaya, aus Afrika, aus Indien, eine Schäferschelle aus Deutschland, aus Ungarn, auch ein Ochsengeschelle aus den Niederlanden, sowie aus vielen anderen Herrenländern stammen sie her. Die älteste Schelle stammt aus dem Jahr 1810.

Liebevoll nimmt Josef das „Winter-Schelleli“ für seine Geis Rosili in die Hand. Das Schelleli ist klein, mit hellem Klang und mit einem zarten Riemen. „Damit meine Geis auch im Winter ihren Schmuck trägt“, so Josef. Auch die Pferdeschellen für Kutschenfahrten gehören im geheimen zu seinen Glocken-Lieblingen. „Sie wurden von einem Tier getragen“, ergänzt er. Jedem Besucher ist es dann seiner Phantasie überlassen: Es ist, als höre man die Schellen läuten oder bimmeln. Vielleicht in der südlichen Sonne, in Sizilien – ein Esel, der Lasten auf seinem Rücken trägt; oder ein Sherpa, der mit seinem Lama Richtung Mount Everest unterwegs ist; oder eine Kutschenfahrt im Schneegestöber mit dampfenden Rossen……

Handwerkliches Geschick

Zu jeder Schelle gehört der richtige Riemen mit einer teilweise kunstvollen Schnalle. Auf seinem „Nähböckli“, kann Josef Glocke, einen Riemen oder eine Schnalle reparieren. In kunstvoller Kleinarbeit stickt Josef mit handwerklichem Geschick und mit viel Phantasie schöne Muster in das harte Leder. Er teilt sein Hobby auch gerne mit anderen Landwirten, die eine Kuhglocke zum Reparieren bringen. „Eine Kuh trägt mit viel Stolz eine Glocke“, weiß der Landwirt aus Erfahrung.

Hobby und Leidenschaft

Josef freut sich gerne über Besuch. Dabei kann er Geschichten über seine Schellen erzählen. Der „Schellen-Josef“, wie er oft genannt wird, macht gerne auch mal ein Späßchen und erzählt dabei gerne aus seinem Leben. Er blickt auf 24 Sommer zurück, die er auf diversen Alpen als Senner und Hirte erlebte. “Was ich mir wünsche?“ Josef muss nicht nachdenken. „Die Schellen sind eine Leidenschaft von mir. Ich wünsche mir, dass ich noch lange gesund bin und das Hobby noch lange betreiben kann“, sagt er und seinen Augen strahlen. EST

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