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Berufswahl: Mädchen oft unsicherer als Burschen

Arzt ist etwa ein häufiger Berufswunsch von AHS-Schülern.
Arzt ist etwa ein häufiger Berufswunsch von AHS-Schülern. ©pixabay.com
Die Traumberufe von AHS-Schülern und NMS-Schülern unterscheiden sich deutlich, Mädchen sind dabei generell unsicherer als Burschen. Eltern gelten als wichtigste Quelle für Informationen über das Berufsleben.

Eltern bestimmen die Berufswünsche und auch die Berufsauswahl ihrer Kinder überdurchschnittlich oft mit. Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Arbeiterkammer (AK) beauftragte Studie der Uni Wien. Dementsprechend ergab die Untersuchung auch eine geringe Bildungsmobilität und Anpassung der Berufswünsche an die zu erwartenden Bildungschancen.

Traumberufe in AHS und NMS unterschiedlich

Für die Studie wurden bereits im Wintersemester 2019/20 (also vor Beginn der Corona-Einschränkungen) mehr als 200 Schüler der vierten Klassen AHS-Unterstufen bzw. Neue Mittelschule (heute: Mittelschule) mittels Fragebögen sowie 40 davon zusätzlich vertiefend mittels Interviews befragt. Dabei zeigten sich etwa schon beim Traumberuf deutliche Unterschiede zwischen den beiden Schularten: AHS-Schüler gaben vor allem Arzt, Anwalt und Apotheker an, während ihre NMS-Kollegen vor allem Kfz-Mechaniker, Lehrer, Polizist oder Kindergartenpädagogin werden wollten.

Eltern nicht Vorbilder, sondern Informationsquellen

In beiden Gruppen werden die Eltern nicht nur als Vorbilder für den Berufswunsch, sondern auch als wichtigste Informationsquellen bei der Berufswahlentscheidung gesehen. Dementsprechend wünschen sich Kinder von Akademikern auch öfter, selbst später einen akademischen Beruf zu ergreifen. AHS-Schüler streben nach einer Matura, NMS-Schüler dagegen nach einer BHS-Matura, berufsbildenden mittleren Schule und Ausbildung bzw. Polytechnischer Schule und Lehre. Kaum ein NMS-Schüler kann sich vorstellen, nach der vierten Klasse an eine AHS zu wechseln.

Die wichtige Rolle der Eltern könne zusätzlich zu einem Problem führen, meinte AK-Expertin Martina Aicher bei einem Online-Gespräch am Freitag. Rund 50 Prozent der Eltern in Wien seien nicht im inländischen Schulsystem sozialisiert worden und würden daher die komplexe Schul- und Ausbildungslandschaft nicht überblicken.

Mädchen generell unsicherer als Burschen

Mädchen blicken laut der Studie generell unsicherer in ihre berufliche Zukunft als Burschen. Für letztere sind ein gutes Einkommen bzw. Aufstiegsmöglichkeiten auch wichtiger, umgekehrt legen Mädchen einen höheren Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Familie.

Ein wichtiger Faktor bei der Berufsorientierung sollte eigentlich auch die Schule sein: Allerdings ist der Einfluss von Mitschülern bzw. Lehrern eher gering - Pädagogen können aber dann eine wichtige Rolle spielen, wenn zwischen Lehrkraft und Schüler eine persönliche Beziehung hergestellt wurde, so Studienautorin Sarah Straub.

Berufspraktische Tage nicht immer hilfreich

Auch die Ausgestaltung der berufspraktischen Tage an den Schulen ist nicht immer hilfreich: Diese werden meist im elterlichen Betrieb oder Unternehmen/Einrichtungen aus dem Bekanntenkreis der Eltern absolviert. Die Studie schlägt daher vor, pro Jahrgang alle Schnuppermöglichkeiten aus dem Bekanntenkreis zu sammeln und neu auf die Schüler zu verteilen.

Die AK verlangt die Einführung von Berufsorientierung als eigenes Fach in allen Schularten (derzeit nur an Mittelschulen). Außerdem sollte der Lehrer-Quereinstieg gefördert und des Stundenkontingent der Schülerberater an der Schule aufgestockt werden. Die Kammer selbst bietet mit dem Bildungsnavi eine eigene Beratung für Jugendliche bzw. Eltern ohne elterlichen Bias an.

(APA/red)

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