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Berufliche Mobilität belastet Frauen und Teilzeitkräfte

Der Weg zum Job ist für viele Kärntner Arbeitnehmer eine immense finanzielle Belastung. Inzwischen steigen die Fahrtkosten zur Arbeit sogar stärker als die realen Einkommen. Besonders belastet sind Teilzeitbeschäftigte und Frauen. Das ergab die aktuelle Pendler-Studie der Arbeiterkammer Kärnten.

Der private Autokostenindex stieg seit 2005 um 4,6 Prozent, die Bahntarife gar um 12,1 Prozent. Gleichzeitig gab es bei den realen Nettoeinkommen seit 2005 nur ein Plus von 0,6 Prozent. “Arbeitnehmern wird immer mehr Flexibilität und Mobilität abverlangt. Dennoch haben wir es mit stagnierenden Reallöhnen und hohen Spritkosten zu tun”, kritisiert AK-Präsident Günther Goach.

Die tägliche Fahrt zum Arbeitsplatz ist mit dem Pkw ungleich teurer als mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Die Kostenbelastung kann je nach Strecke bis zum Sechsfachen einer Jahreskarte für Bahn oder Bus betragen. Wie die AK errechnet hat, verursacht die tägliche Fahrt mit dem Auto von Villach nach Klagenfurt und retour monatlich 283 Euro (ohne Wertverlust). Die Monatskarte der Kärntner Linien macht für diese Strecke 87 Euro aus. Wird auch der Wertverlust des Autos einkalkuliert, entstehen monatliche Kosten von 518 Euro.

Obwohl Kärntens Pendlerstruktur nach Geschlechtern nahezu gleich verteilt ist, sind Frauen stärker durch die Kosten fürs Pendeln belastet. Denn inzwischen arbeiten vier von zehn Frauen in Teilzeit oder sind nicht ganzjährig beschäftigt. Viele Frauen erreichen damit ein Monatseinkommen unter der Armutsgrenze von 814 Euro.

“Die Wirtschaft funktioniert nur, weil täglich zigtausende Kärntner viel Zeit und Geld aufwenden, um in den Job zu gelangen”, unterstreicht Goach und betont: “Besonders Geringverdiener müssen finanziell entlastet werden!”

Massiv kritisiert die AK daher die im Vorjahr von FPK und ÖVP beschlossene Kürzung des Fahrtkostenzuschusses aus Mitteln der Arbeitnehmerförderung des Landes Kärnten. 2,2 Millionen Euro stehen nun weniger zur Verfügung und rund 10.000 Pendler werden von einer finanziellen Unterstützung ausgeschlossen. Im Schnitt erhalten die Anspruchsberechtigten durch die geänderten Richtlinien nun um ein Drittel weniger. Goach fordert daher eine sofortige Neugestaltung der Förderrichtlinien auf Basis der AK-Pendleranalyse sowie eine Erhöhung des Fahrkostenzuschusses durch das Land Kärnten.

Auch eine Reform des Pendlerpauschales muss laut AK erfolgen: Statt eines Freibetrags soll das Pendlerpauschale als Absetzbetrag gewährt werden, damit auch Geringverdiener die Möglichkeit einer Steuerentlastung haben. Zudem müsse der Unterschied zwischen großem und kleinem Pendlerpauschales abgeschafft und die Kilometerklassen besser an die tatsächlichen Pendlerströme angepasst werden.

Die AK spricht sich außerdem klar gegen eine Erhöhung der Mineralölsteuer im Rahmen der Budgetkonsolidierung aus. “Diese Krot wollen wir nicht schlucken! Die Massensteuer würde Autofahrer mit niedrigem Einkommen im Verhältnis zu ihrem Lohn am stärksten belasten”, betont der AK-Präsident.

Initiativen, die den öffentlichen Verkehr betreffen, werden von der AK begrüßt. “Wer jetzt in öffentliche Verkehrsmittel investiert, investiert in die Umwelt und in Arbeitsplätze”, so Goach und fordert von Bund und Land mehr finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen, um die Angebote für Pendler attraktiver zu gestalten.

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