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Berliner Friedrichstadtpalast: Von der Existenzkrise zum Rekord

Der Berliner Friedrichstadtpalast, Deutschlands größtes Showtheater, bleibt nach seiner existenziellen Krise auf Erfolgskurs. Wie Intendant Berndt Schmidt in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa berichtete, stieg der Ticketumsatz in den vergangenen drei Jahren um 55 Prozent.

“2010 haben wir es geschafft, erstmals in unserer Geschichte die 20-Millionen-Euro-Umsatzmarke zu knacken. Das ist ein deutliches Zeichen, dass wir auf dem Weg der Besserung bleiben”, sagte Schmidt.

Stars wie Liza Minelli, Mireille Mathieu, Harald Juhnke, Hildegard Knef und Udo Jürgens hatten hier ihren großen Auftritt. Dennoch stand das Revuetheater, eine frühere DDR-Institution, mit einem Minus von 4 Millionen Euro im Jahr 2007 vor dem Ruin. Nur eine öffentliche Finanzspritze konnte es retten. 2009 gab es dann erstmals wieder schwarze Zahlen. Im vergangenen Jahr stieg der Gewinn von knapp einer halben Million (2009) auf 1,75 Millionen Euro. “Das ist wirklich ein gutes Ergebnis. Der Zuspruch zeigt, dass es ganz schön sexy ist, was wir machen”, sagte Schmidt.

Triebfeder für das Umsatzplus von neun Prozent ist seinen Angaben zufolge vor allem die neue Show “Yma”, die im September Premiere feierte. “Wir hatten innerhalb von vier Monaten mehr als 200.000 Besucher, die Show geht durch die Decke”, so der Intendant. “So exzellente Zahlen hat im vergangenen Jahr wohl keine andere Show in Europa und keine deutsche Bühnenpremiere gehabt.”

Insgesamt verbuchte das Haus 2010 fast 450.000 zahlende Besucher, vier Prozent mehr als im Jahr davor. “Wir haben in zwei Jahren 90.000 Gäste hinzugewonnen”, rechnete Schmidt vor. “Der Altersdurchschnitt sinkt weiter: von früher über 50 auf jetzt 45 Jahre – aber nicht, weil ältere Gäste wegbleiben, sondern weil uns zusätzlich jüngere Leute für sich entdecken.”

Etwa 40 Prozent der Besucher sind Berliner, 60 Prozent kommen aus anderen Teilen Deutschlands und aus dem Ausland. Ein Ost-West-Gefälle ist laut Schmidt nicht mehr zu entdecken: Die Zahl der Zuschauer aus den alten und den neuen Bundesländern halte sich etwa die Waage. In DDR-Zeiten war der Friedrichstadtpalast im Ostteil der Stadt auch für zahlreiche gesellschaftliche Großveranstaltungen genutzt worden. Bis heute feiern dort viele Teenager ihre Jugendweihe – die zu DDR-Zeiten eingeführte säkulare Variante der Firmung.

Schmidt kündigte an, in den kommenden Jahren noch stärker um ausländisches Publikum zu werben. “Wir wollen den Anteil der internationalen Gäste bis 2015 von jetzt 7 Prozent auf 20 Prozent verdreifachen”, sagte er. “Trotzdem wollen wir eine Show der Berliner Schule bleiben – mit Kreativität, Witz und einem Schuss Selbstironie.”

(Das Gespräch führte Nada Weigelt/dpa)

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