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Überdosierung häufigste vermeidbare Todesursache

Die Sucht und die Toten: “Überdosierung stellt eine der häufigsten vermeidbaren Todesursachen bei jungen Europäern dar.“

Dies stellt die Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) anlässlich ihres Reports für das Jahr 2007 fest. Vor allem Personen, die neben Opiaten auch noch andere Substanzen konsumieren, sind gefährdet. Abhilfe könnten vor allem Informationskampagnen unter den Abhängigen selbst und vermehrte Hilfsangebote bieten.

EBDD-Chef Wolfgang Götz: „Mehr als 7.000 Todesfälle pro Jahr belegen deutlich, dass wir hinsichtlich der Prävention von Überdosierungen noch nicht auf dem richtigen Weg sind. Wir sind bei der Reduzierung der HIV-Infektionen unter Drogenkonsumenten einen guten Schritt weitergekommen. Wir müssen jetzt ebenso wirksame Maßnahmen zur Reduzierung der drogenbedingten Todesfälle einleiten. Dies erfordert Innovationsgeist, Entschlossenheit und Vision sowie letztendlich die Bereitschaft der politischen Entscheidungsträger, in Programme zur Reduzierung von Überdosierungen zu investieren.“

Die Zahlen bezüglich der Suchtgifttoten in Europa – so die in Lissabon angesiedelte Drogen-Beobachtungsstelle – befänden sich auf einem „historisch hohen Niveau, ohne dass bei den neuesten Daten eine rückläufige Tendenz zu erkennen“ sei. Schon in den vergangenen Jahren war im österreichischen Drogenbericht – die Daten fließen mit einem Jahr „Verspätung“ in den EU-Report ein – von einer deutlichen Erhöhung der Zahl der Drogentoten die Rede gewesen. Staaten wie Österreich, Griechenland, Portugal und Finnland registrierten (etwa zwischen 2002 und 2005) rund 30 Prozent mehr Opfer.

Die Diagnose der EBDD:

– Europa verfügt über keinen umfassenden Ansatz bei der Prävention von Überdosierungen.

– Zu den Risikofaktoren, die für dieses Problem verantwortlich sein könnten, zählen der polyvalente Drogenkonsum (Mehrfach- Drogenkonsum, Anm.) unter Opioid-Konsumenten und eine zunehmende Verfügbarkeit von Heroin.

– Die Nachhaltigkeit der insgesamt stabilen (Drogen-)Situation bei Heroin in Europa wird durch die wachsende Opiumproduktion in Afghanistan infrage gestellt (2006: 6.610 Tonnen).

– Die Schätzungen für die weltweite Heroinproduktion gehen von einem erneuten Anstieg aus: von 472 Tonnen im Jahr 2005 auf 606 Tonnen im Jahr 2006.

– Forschungen belegen zwar, dass Substitutionstherapien das Risiko einer tödlichen Überdosierung verringern, doch werden der EBDD jedes Jahr auch Todesfälle im Zusammenhang mit dem Missbrauch von Substitutionsmitteln gemeldet.

Und das könnten schließlich erfolgversprechende Gegenmaßnahmen sein: „Leichtere Zugänglichkeit der Behandlungsdienste, Strategien zur Risikominderung für Drogenkonsumenten nach der Haftentlassung, Erste-Hilfe-Kurse für Drogenkonsumenten zum Verhalten in Notsituationen und Ausbildung der Mitarbeiter der Behandlungsdienste hinsichtlich der Risiken des polyvalenten Drogenkonsums.“

Am schlechtesten ist es wohl, speziell Opiatabhängige zu diskriminieren, zu stigmatisieren und in der Beschaffungskriminalität zu lassen. In dieser „Szene“ spielen sich die meisten Tragödien ab.


Positive Tendenzen in Sachen Drogen in der EU: „Nach einem mehr als zehnjährigen Anstieg des Drogenkonsums scheint sich die Lage in Europa jetzt zu stabilisieren“, heißt es laut dem Jahresbericht der Europäische Beobachtungsstelle für Drogen und Drogensucht (EBDD) in Lissabon, der am Donnerstag in Brüssel präsentiert wurde.

Die Positiva gemäß den Experten: „Es gibt Anzeichen dafür, dass der Heroinkonsum und der injizierende Drogenkonsum im Allgemeinen an Popularität verloren haben. Des Weiteren weisen neue Daten darauf hin, dass der Cannabiskonsum sich jetzt nach einer Zeit der kontinuierlichen Zunahme stabilisiert.“

Die Negativa: “ Nichtsdestoweniger stehen den positiven Tendenzen eine hohe Zahl an drogenbedingten Todesfällen und ein steigender Kokainkonsum gegenüber.“

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