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Berchtold-Prozess wird vertagt

Der Vergewaltigungsprozess gegen den Feldkircher Bürgermeister Wilfried Berchtold (V) ist am Donnerstag ohne Urteil abgebrochen worden.
Live-Ticker vom ersten Prozesstag
Bilderserie I.: Bilder vom Prozess
Bilderserie II.: Bilder vom Prozess
Bilderserie III.: Berchtold mit Gattin
Bilderserie IV.: Pausen-Besprechung
Video I.: Prozess-Auftakt
Video II.: Neue Erkenntnisse
Video III: Opferanwalt Mennel
Video IV: Gerichtssprecher Flatz
Video V: Berchtold-Prozess vertagt

Die Verhandlung am Landesgericht Feldkirch unter Vorsitz von Richterin Claudia Egger fand unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt und wurde nach einer mehrstündigen Einvernahme des Angeklagten und Zeugenbefragungen vertagt. Nach Angaben von Martin Mennel, Vertreter der Anklage, wurden mit dem 3. und 4. März 2011 zwei weitere Verhandlungstage angesetzt.

Berchtold wird beschuldigt, sich im November 2009 bei einer Parteiklausur der ÖVP Feldkirch in Langenegg (Bregenzerwald) an seiner ehemaligen Geliebten und Parteikollegin vergangen haben. Der Stadtchef räumt eine außereheliche Affäre ein, beteuert in Sachen Vergewaltigung aber seine Unschuld.

Der Angeklagte betrat kurz vor 10.00 Uhr in Begleitung seiner Frau unter Blitzlichtgewitter den Gerichtssaal. Die Öffentlichkeit wurde auf Antrag der Verteidigung noch vor Verlesung der Anklageschrift ausgeschlossen, daher gab es keine Informationen zum Inhalt für die wartenden Journalisten. Die anschließende Einvernahme Berchtolds dauerte bis gegen 15.00 Uhr.

Zum Verfahren waren sechs Zeugen geladen, darunter Teilnehmer der Parteiklausur, bei der sich der Übergriff auf die Frau ereignet haben soll, und Personen, denen die Frau angeblich von der Vergewaltigung erzählt hat. Laut Gerichtssprecher Reinhard Flatz, der die Medien über den Stand der Verhandlung informierte, dürfte der Aussage von Psychiater Albert Lingg zentrale Bedeutung zukommen. Ihm soll sich die Frau anvertraut haben.

Das mutmaßliche Opfer wurde im Vorfeld der Verhandlung kontradiktorisch einvernommen. Am Donnerstag blieb unklar, wie und wann das Opfer – persönlich oder in Form der mehrstündigen Videoaufzeichnungen der Einvernahme – im Prozess Gehör finden wird. Als weitere Zeugen wurden etwa AK-Direktor und ÖVP-Stadtvertreter Rainer Keckeis sowie Erwin Mohr, zweiter Vizepräsident des Vorarlberger Gemeindeverbands, gehört.

Zu dem angeklagten Übergriff soll es am 7. November 2009 nach 3.00 Uhr früh auf Berchtolds Hotelzimmer gekommen sein, als die Frau ihn nach einem SMS-Austausch dort besuchte. Während die Parteikollegin angab, klar Nein zu den sexuellen Handlungen gesagt und sich gewehrt zu haben, spricht Berchtold laut Medienzitaten aus der Anklageschrift von “leidenschaftlichem Sex ohne Zwang”. Das 56-jährige Stadtoberhaupt, zugleich Präsident des Vorarlberger Gemeindeverbands, erklärt die Anzeige der Frau mit enttäuschten Erwartungen, weil er ihrem Wunsch nach einem sicheren Listenplatz für die Gemeindevertretungswahlen im März 2010 nicht entsprochen habe. Dem steht entgegen, dass die Anklägerin noch im Herbst 2009 – also vor der Listenerstellung – mehreren Freunden wie Lingg von dem Vorfall erzählt haben soll.

Der Vergewaltigungsvorwurf gegen Berchtold wurde Anfang Oktober 2010 bekannt, die Anzeige war bereits im März 2010 eingebracht worden – drei Tage nach der Gemeindevertretungswahl, bei der Berchtold in der Direktwahl 76,2 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen konnte. Berchtold zog sich nach dem Publikwerden des Falls krankheitshalber aus seinen Funktionen zurück. Bei der Anklageerhebung im Dezember 2010 nahm er seine Geschäfte als Bürgermeister in Erwartung eines Freispruchs wieder auf und berief sich dabei auf den Rückhalt aus der Bevölkerung.

Der vierfache Familienvater Berchtold ist seit 1991 Bürgermeister der Stadt Feldkirch, die mit über 31.000 Einwohnern die zweitgrößte Vorarlbergs ist. Die Präsidentschaft des Vorarlberger Gemeindeverbands übernahm Berchtold 1995.

Berchtold Prozess gegen Bgm. Berchtold vertagt

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