Wie die Tageszeitung “Danas” (Dienstag) berichtete, wird der EULEX-Chefankläger Teo Jakobsson am Donnerstag nächster Woche Belgrad zu einem Besuch erwartet. Noch im Vorjahr hatte sich Belgrad gegen die EULEX-Mission ausgesprochen, weil sie nicht im Einklang mit der UNO-Resolution 1244 vom Juni 1999 ist.
Nach Angaben von “Danas” will die serbische Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen mit Jakobsson die Frage der sogenannten Gruppe von Gnjilane (Gjilan), einer Stadt im Ostkosovo, zur Sprache bringen. Im Dezember wurden in Südserbien neun kosovarische Albaner, ehemalige Angehörige der “Befreiungsarmee des Kosovo” (UCK) in Gnjilane, festgenommen. Ihnen wird die Entführung von 159 und der Mord an 51 Serben zwischen Juni und Oktober 1999 angelastet. Drei weitere Gruppenmitglieder sind nach Angaben der serbischen Justiz flüchtig und werden im Kosovo vermutet.
Mit dem EULEX-Chefankläger wollen Vertreter der serbischen Sonderstaatsanwaltschaft für Kriegsverbrechen auch den vermeintlichen Handel mit Organen in Albanien von im Frühjahr 1999 im Kosovo gekidnappten Serben besprechen. In Serbien werden seit knapp einem Jahr Ermittlungen in diesem Fall geführt. Die albanische Staatsanwaltschaft lehnte im Vorjahr die Zusammenarbeit ab, Pristina (Prishtina) bestritt jede Verwicklung in den Organhandel. Zahlreiche führende kosovarische Politiker gehörten während des Krieges (1998-99) zu den UCK-Führern.
Belgrad hatte im November seine Zustimmung zur Stationierung der EULEX-Mission auch in dem von Serben bewohnten Nordkosovo erteilt. Zuvor war mit der UNMIK ein Plan zur Umgestaltung der UNO-Mission in den Bereichen Justiz, Zoll und Polizei in dieser Region vereinbart worden, was einer Art Autonomie des Nordkosovo gleichkommen würde. Zur Umsetzung des Sechs-Punkte-Plans, dem sich Pristina widersetzt, da es darin eine Gefahr für die Gebietseinheit des Kosovo sieht, ist es bisher allerdings nicht gekommen.
In der serbischen Hauptstadt wurde auf Anliegen Belgrads kein EULEX-Kontaktbüro eröffnet. Für die mit der EULEX-Mission in Verbindung stehenden Fragen ist in der serbischen Hauptstadt der EU-Gesandte Peter Sorensen zuständig. Medien berichteten am Wochenende über die “arrogante und unangemessene Weise”, mit der der serbische Außenminister Vuk Jeremic bei einem kürzlichen Treffen mit UNMIK-Chef Lamberto Zannier den Gesandten des EU-Chefdiplomaten Javier Solana daran hinderte, das Wort zu ergreifen. Das undiplomatische Verhalten, mit dem Jeremic schon wiederholt aufgefallen ist, wurde mit dem Standpunkt Belgrads in Verbindung gebracht, dass nur die UNO-Mission ein Ansprechpartner puncto Kosovo sei.