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Belgrad: NGO´s gegen Roma-Diskriminierung

Ein jüngster Versuch der Belgrader Stadtverwaltung, den Teilnehmern der am Mittwoch in der serbischen Hauptstadt beginnenden Universiade einen möglichst schönen Blick auf die Stadt zu sichern, sorgt nun für Proteste der Menschenrechtsorganisationen.
Im Rahmen der Vorbereitungen auf den Sportwettbewerb, zu welchem in der ersten Juli-Hälfte rund 10.000 Sportler aus etwa 140 Staaten erwartet werden, wurde unweit der soeben erst errichteten modernen Wohnsiedlung, wo sie untergebracht werden, auch eine unhygienische Roma-Siedlung mit einem Drahtzaun umgeben.

Der unschöne Blick auf die in den vergangenen Jahren entstandene Siedlung, wo etwa 200 Roma-Familien in miserablen Verhältnissen ohne Wasser- und Stromversorgung leben, soll den Sportlern zusätzlich durch weiße Zeltplanen mit dem Universiade-Abzeichen, die am Zaun angebracht wurden, erspart bleiben. Die Roma-Siedlung liegt nämlich an der soeben erst errichteten Verkehrsstraße, die von der Universiade-Siedlung zum naheliegenden Hotel Holiday Inn und einer Ausstellungshalle führt, wo die Sportler ihre Mahlzeiten einnehmen sollen.

Anfang April waren die Stadtbehörden bereits einmal mit mehrtägigen Protesten der Roma und zahlreicher Menschenrechtsorganisationen konfrontiert, als sie kurzerhand die Blech- und Kartonhäuser mehrerer Dutzend Familien abgerissen hatten, um die Verbindungsstraße anzulegen. Unter Druck der Öffentlichkeit wurde auf den Abriss der gesamten Siedlung daraufhin verzichtet.

Anstatt dessen wurde Mitte Juni um die Siedlung ein Drahtzaun angelegt. Nachdem die Appelle des Regionalzentrums für Minderheiten, einer nichtstaatlichen Organisation, den Zaun wieder abzureißen, keine Abhilfe brachten, haben Menschenrechtsorganisationen, vereinigt in der sogenannten Antifaschistischen Kampagne, für heutigen Freitag einen Proteste vor der Universiade-Siedlung angekündigt. Verlangt wird ein sofortiger Abriss des Zauns. “Wir lassen nicht zu, dass im Namen der Sicherheit und eines schöneren Images der Stadt die Menschenrechte unserer Mitbürger verletzt werden”, teilte das Regionalzentrum für Minderheiten mit. Von der Stadtverwaltung wurde die Errichtung des Zauns andererseits mit notwendigen Sicherheitsmaßnahmen erläutert.

Laut offizieller Statistik leben in Serbien etwa 108.000 Roma. Inoffiziell wird ihre Zahl achtmal so hoch geschätzt. Zahlreiche Roma-Familien, die 1999 aus dem Kosovo geflüchtet sind und häufig in Belgrad die Unterkunft in einer der rund 60 illegalen Siedlungen fanden, besitzen gar keine Personaldokumente, auch keine ständige Wohnadresse. Belgrad hatte am gestrigen Donnerstag den einjährigen Vorsitz in dem 2005 gestarteten “Jahrzehnt der Roma-Integration” der Slowakei überlassen. Serbien habe während seines Vorsitzes bedeutende Fortschritte im Bereich des Bildungswesens und des Gesundheitsschutzes der Roma erzielt, stellte aus diesem Anlaß Vizepremier Bozidar Djelic fest.

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