"Bei Faymann": Amtsantritt der Puppenregierung

Der von Gerhard Haderer entworfene, von Brigitte Schneider gebaute, vom Original Wiener Praterkasperl bewegte und von maschek mit markanter Stimme ausgestattete Puppenkanzler feiert nach “Bei Schüssel” und “Bei Gusenbauer” sein Bühnen-Debüt.
Anders als Josef und Erwin Pröll, Laura Rudas, Maria Fekter und Ute Bock, allesamt Newcomer auf der Puppenbühne, ist Michael Häupl dort bereits Routinier, und im Gegensatz zu den bisherigen “Hausherren” Schüssel und Gusenbauer hat der echte Wiener Bürgermeister auch selbst schon Vorstellungen des Polit-Puppentheaters besucht.
Ob Faymann im Rabenhof auch wirklich zu lachen zumute sein könnte, hängt vermutlich von seiner Fähigkeit zur Selbstironie ab: Das dominierende Thema des Abends ist die Vermischung von Medien und Politik, die Puppenregierung amtiert in der Portiersloge der “Kronen Zeitung” und als die wirklich Mächtigen des Landes erweisen sich ein Hund namens Cato und ein Herr namens Konrad.
Für das internationale Flair sorgen im Gemeindebau-Theater u.a. Nicolas Sarkozy und Papst Benedikt XVI.. Dass auch die fünfte Auflage der Puppenshow ein Publikumserfolg wird, ist schon vor der Premiere gesichert: 60 Prozent der 50 angesetzten Vorstellungen sind bereits gebucht, die DVD soll Mitte November in den Handel kommen, und auch mit dem ORF steht man in Verhandlungen.
Bei den Proben hinterließen vor allem die Dauerlacher der Faymann-Puppe einen starken Eindruck. Ob sich der echte Kanzler ins Premierenpublikum mischen wird, war zuletzt noch fraglich. Nach anfänglichen Kartenbestellungen soll ein “profil”-Interview mit den mascheks (Peter Hörmanseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel) für Irritationen zwischen Rabenhof und Ballhausplatz gesorgt haben: “Der Mann hat keine Kontur, ist durch und durch ängstliches Mittelmaß”, war dort als Charakteristik der Faymann-Puppe zu lesen, “Gut ist natürlich, dass er ständig so blöde vor sich hin grinst.”