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Bei Fairplay (beinahe) unschlagbar

Wo österreichischen Textilunternehmen gleiche Waffen wie Mitbewerbern verfügbar sind, punkten sie mit Innovationskraft, sind teils sogar auf der Überholspur.

Gegen „Wettbewerbsvorteile“, derer sich z.B. chinesische Massenerzeuger erfreuen, ist aber kein Kraut gewachsen.

Darauf wies heute im Bregenzer Blumeneggsaal, im Rahmen der 54. Textilfachverbandstagung („Textilparlament“), Verbandspräsident Dr. Peter Pfneisl hin. Die angesprochenen „Wettbewerbsvorteile“, derer sich viele asiatische Länder bedienen, aber niemand so „ungeniert“ wie eben China mit seinen schier unerschöpflichen Produktionskapazitäten, sind vor allem staatliche Subventionen, zinsgestützte Kredite, Musterdiebstahl sowie konsequentes Ignorieren jeglicher Sozial- und Umweltstandards. „Das hält auf Dauer kein Mitbewerber mit den Auflagen eines Standortes in Europa aus, weshalb wir die Initiative ,Global Alliance for Fair Trade’ begrüßen, die mit diesen krassen Wettbewerbsverzerrungen aufräumen will“, erklärte Pfneisl unter kräftigem Applaus der Branchenkollegen. In Brüssel sind diesbezügliche Gespräche mit China aufgenommen worden, außerdem soll in Europa ein „China-Monitoring“ eingerichtet werden, das vor allem die Einhaltung der WTO-Verpflichtungen durch das neue WTO-Mitglied China überwacht.

Auch Österreichs Branche selbst rückt dem China-Problem aktiv zu Leibe. Ab Ende 2004 unterhält der Fachverband dort ein „Kontaktbüro“, auch eine gemeinsam mit der deutschen Textil-und Modeindustrie noch zu installierende elektronische Plattform soll die Lage entschärfen.

Die Konjunkturkurve der rotweißroten Branche zeigt wie gesagt nach oben. Während 2003 noch von einem Umsatzminus geprägt war, sei der im ersten Halbjahr 2004 um 2,4 Prozent gesteigert worden – trotz nicht wirklichen allgemeinen Konjunkturaufschwungs, aber dank umso stärker forcierter Forschungs- und Innovationsanstrengungen. Wermutstropfen: Das Wachstum ist auch durch weiteren Mitarbeiterabbau „erkauft“, dem immer höheren Preisdruck ist nur durch Rationalisierung beizukommen.

Ein Pfneisl-Befund über textile Teilbereiche sieht vor allem technische Textilien im Aufwind: „Der trägt so gut, dass sogar ein Beschäftigungs-Plus von 1,7 Prozent zu verzeichnen war“ (Pfneisl). Umsatzeinbußen mussten dagegen der Spinnerei- und der Webereisektor hinnehmen, Strick- und Wirkwaren hielten ihr Geschäft (beinahe) konstant, Band- und Flechtwaren stehen mit ihrem Umsatzwachstum jenem technischer Textilien kaum nach. Ambivalent das Bild bei den Veredlern, die unter dem „Wegbrechen“ von Kunden leiden: Ihr Umsatz brach um 12 Prozent ein, ihre Exporte legten um 9,9 Prozent zu.

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