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"Behutsame" Sanierung der Stadthalle

Ab Mai wird der 35 Jahre alte Roland-Rainer-Bau für 17 Mio. Euro generalsaniert. Das architektonische Erbe soll durch einen "behutsamen" Umgang umgebaut werden, ohne die statische Substanz wirklich zu berühren.

Nach 35 Jahren Betrieb steht dem Wiener Stadthallenbad das Wasser bis zum Hals: Aus diesem Grund wird der Roland-Rainer-Bau ab Mai für rund 17 Mio. Euro generalsaniert. Der Umbau soll bis Herbst 2011 abgeschlossen sein und erfolge im behutsamen Umgang mit dem architektonischen Erbe, so Peter Hanke, Geschäftsführer der verantwortlichen Wien-Holding, am Montag. Laut Architekt Georg Driendl wird die statische Substanz – trotz der Verlegung des Haupteingangs an die Hütteldorfer Straße – so gut wie nicht berührt.

Das neue, transparent gehaltene Kassenfoyer für die rund 400.000 Hobbyschwimmer pro Jahr wird künftig den separaten Zugang zu den Wellness- und Gastrobereichen ermöglichen. Der bisherige Zugang am Vogelweidplatz bleibt erhalten, wird allerdings zum Exklusiventree für Profisportler, Medienvertreter und Trainer umfunktioniert.

Barrierefreie Zugänge sind vorgesehen

Zusätzlich werden die Sanitäranlagen und Garderoben sowie die Haus- und Wassertechnik einer Generalüberholung unterzogen. Darüber hinaus sieht das Konzept barrierefreie Zugänge über alle Etagen hinweg vor. Driendl versicherte, dass – bis auf zwei Lifte – sämtliche vertikalen Verbindungen wie bisher genutzt würden. Leichte Eingriffe etwa an der Fassade oder bei den Sprungtürmen, die im Zuge der Renovierung in den 1990er erfolgt waren, werden rückgebaut.

Die Sanierungsvorhaben hatten im Vorfeld hohe Wellen bei namhaften Architekten und den Grünen geschlagen. Während erstere “akute Gefahr” für den Rainer-Bau orteten, kritisierte die Oppositionspartei das Vergabeverfahren und forderte eine EU-weite Ausschreibung. Hanke verwies in der heutigen Pressekonferenz auf ein EU-weites, zweistufiges Verhandlungsverfahren, an dem rund 30 Interessenten teilgenommen hätten. Von den drei Finalisten habe schließlich “Driendl Architects” das Rennen gemacht.

Wogen scheinen geglättet

Zum Zweck der Kontrolle werde eigens ein Fachmann des Denkmalamtes für das Projekt abgestellt, hieß es. Zudem sei eine Bewertungskommission in die Entscheidung eingebunden worden, welche sich von der analytischen und architekturwissenschaftlichen Auseinandersetzung Driendls mit diesem Teil des Stadthallenkomplexes beeindruckt gezeigt habe.

Nun scheinen die Wogen jedenfalls einigermaßen geglättet. Die Österreichische Gesellschaft für Architektur (ÖGFA) freute sich über “positive Schritte” und nahm “Zeichen eines Umdenkens” wahr. Gefordert wird jedoch weiterhin die Erstellung einer unabhängigen wissenschaftlichen Voruntersuchung zur bautechnischen und funktionalen Problemlage und der zu respektierenden architektonischen Qualität sowie eine unabhängige Begleitung des Planungs- und Bauprozesses.

Baukultureller Wert wurde erkannt

Vorsichtig versöhnt gab sich auch die grüne Planungssprecherin Sabine Gretner. Die Proteste angesichts der Tatsache, “dass mittels EU-weitem Verfahren nicht die Planung, sondern lediglich die technische Umsetzung eines bereits vorliegenden banalen Entwurfes ausgeschrieben wurden”, hätten offenbar gewirkt. Man habe nun neben dem sportlichen auch den baukulturellen Wert erkannt, so Gretner in einer Aussendung.

Bis zur Wiedereröffnung im Herbst 2011 müssen Schwimmprofis in Sachen Training ins überdachte Stadionbad ausweichen. Für Turmspringer werde derzeit gemeinsam mit anderen Bädern wie etwa dem Amalienbad an einer Lösung gearbeitet, wurde versichert. Manfred Otte vom Österreichischen Schwimmverband sieht dem Stadthallenbad Neu angesichts zusätzlicher (Büro-)Räumlichkeiten und der für OSV-Zwecke geplanten technischen und baulichen Adaptierung jedenfalls mit Freude entgegen.

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