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Behandlung von ME/CFS- und Post Covid-Betroffenen: Kritik an PVA

Kritik gibt es am Umgang mit ME/CFS- und Post Covid-Betroffenen
Kritik gibt es am Umgang mit ME/CFS- und Post Covid-Betroffenen ©APA/dpa/Sina Schuldt (Symbolbild)
Nach Recherchen von APA, ORF und Dossier über die Probleme von ME/CFS- und Post-Covid-Betroffenen bei der Pensionsversicherungsanstalt fordern Politiker Änderungen. Die SPÖ plant Reformen für Rehabilitationsgeld und Berufsunfähigkeitspension. Die Grünen finden es schockierend, dass Patienten oft Leistungen verweigert werden.
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Der Gesundheitssprecher der Sozialdemokraten, Rudolf Silvan, wies im Ö1-Radio und in einem Gespräch mit der APA auf geplante Maßnahmen der ÖVP-SPÖ-NEOS-Koalition in diesem Bereich hin. Laut dem Nationalratsabgeordneten ist im Regierungsprogramm eine Überarbeitung des Rehabilitationsgeldes und der Berufsunfähigkeitspension vorgesehen.

ME/CFS- und Post Covid-Betroffene: SPÖ-Gesundheitssprecher Silvan für Fortbildung der Gutachter

Außerdem verwies Silvan auf die großen gesundheitlichen Versorgungslücken und fehlenden Behandlungsstellen für Betroffene: "Wir wollen österreichweit für betroffene Patientinnen und Patienten von postviralen Erkrankungen Anlaufstellen schaffen - mit Ärztinnen und Ärzten, die hier auf dem letzten Stand der Diagnose sind", sagte Silvan. Zu dem auch von Experten und Expertinnen immer wieder geäußerten Ruf nach verpflichtenden Fortbildungen für die Gutachter etwa der PVA zu postviralen Erkrankungen (PAIS) wie ME/CFS, sagte Silvan, das wäre eine Option, die man mit der Ärztekammer diskutieren sollte.

Grüne sprechen von "systematischer Schikane" von ME/CFS- und Post Covid-Betroffenen durch PVA

"Schockiert" von den Ergebnissen der Nachforschungen von APA, ORF und der Rechercheplattform Dossier zeigte sich der Grüne Gesundheitssprecher Ralph Schallmeiner: "Die PVA hat die Aufgabe, sich um die Versicherten zu kümmern, nicht sie zu schikanieren. Und anders als "systematische Schikane" könne er die nun öffentlich gewordenen Fälle bei ME/CFS nicht bezeichnen, sagte er in einer Aussendung. Es sei "unbegreiflich, wie Menschen, die bereits massiv unter ihren Erkrankungen leiden, zusätzlich durch bürokratische oder medizinische Hürden belastet werden." Schallmeiner fordert die PVA auf, ihren Umgang mit chronisch Kranken grundlegend zu überdenken und an den aktuellen Stand der Wissenschaft anzupassen.

Gutachter und Gutachterinnen müssten sich "an den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen orientieren" und dürfen nicht "auf veraltete oder überholte Diagnosen zurückgreifen". Auch verwies Schallmeiner darauf, dass ME/CFS seit 1969 von der WHO als neurologische Erkrankung anerkannt ist. "Dennoch wird sie bei uns in Österreich viel zu oft noch als psychosomatisch eingestuft, was zu Fehlbehandlungen und einer unzureichenden Versorgung der Betroffenen führt."

Schallmeiner kritisiert zudem, dass die PVA immer wieder neue Gutachten und belastende Untersuchungen anordne, "auch wenn die Patient:innen bereits umfangreiche medizinische Unterlagen vorgelegt haben". Dieses Vorgehen zeuge "von einem tiefen Misstrauen gegenüber chronisch kranken Menschen". Jede zusätzliche Untersuchung könne für ME/CFS-Betroffene zu einem sogenannten "Crash" führen, "also einer massiven Verschlechterung des Gesundheitszustands". Die Betroffenen würden nun "endlich interprofessionelle und interdisziplinäre Anlaufstationen" brauchen, hier sieht Schallmeiner die zuständigen Bundesländer in der Pflicht.

Volksanwalt Achitz: ME/CFS- und Post Covid-Betroffenen mehr Glauben schenken

Dem schloss sich auch Volksanwalt Bernhard Achitz (SPÖ) an, der in einer Aussendung seine schon am Vortag im ORF geäußerte Kritik am Vorgehen der PVA bei Begutachtungen wiederholte. "Von der PVA, vor allem aber vom Sozialministerium-Service SMS (bei dem der Grad der Behinderung festgestellt wird, Anm.) erwarte ich mir, dass die Gutachter und Gutachterinnen besser geschult werden." Es gehe aber auch um die "grundsätzliche Herangehensweise": Die Gutachter und Gutachterinnen könnten "den Patienten und Patientinnen und den Befunden mehr Glauben schenken. Viele fühlen sich aber eher als potenzielle Simulanten behandelt", kritisierte Achitz, der auch auf seitens der PVA nahezu immer verwehrte Hausbesuche bei Begutachtungen pochte.

Für verbindliche Vorgaben plädierte Ex-Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne), der beratend im Beirat der We&Me-Stiftung tätig ist, die sich für die Erforschung von ME/CFS einsetzt. "Die Bundesregierung muss dafür sorgen, dass der (im Vorjahr vorgestellte, Anm.) sehr gute Nationale Aktionsplan rasch von allen Teilen des zersplitterten Gesundheitssystems beschlossen wird", erklärte Anschober in einem Statement gegenüber der APA. Damit könnten verbindliche Vorgabe für alle - "auch für Länder und die PVA" - geschaffen werden. "Nur so kann der höchst notwendige Fortschritt für viele Betroffene endlich rascher erreicht werden."

(APA/Red)

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