Begeisterung der Hochfinanz für nachhaltige Investitionen schwindet: War es das mit der Nachhaltigkeit?

In den letzten Jahren schien die Wall Street eine grüne Revolution zu erleben, mit ESG (Environmental, Social, Governance) als ihrem Banner. Doch jüngste Entwicklungen zeigen, dass die Welt der Hochfinanz ihre Begeisterung für nachhaltige Investitionen möglicherweise abkühlt. Diese Entwicklung wird besonders durch den Rückzug von BlackRock, dem weltgrößten Vermögensverwalter, unterstrichen.
- BlackRock ist ein amerikanisches multinationales Investmentmanagement-Unternehmen mit Hauptsitz in New York City. Es wurde 1988 gegründet und hat sich seitdem zu einem der größten und einflussreichsten Vermögensverwalter weltweit entwickelt. Zum Stand April 2023 verwaltet BlackRock ein Vermögen von über 9 Billionen US-Dollar.
Die ESG-Kriterien, die für Umwelt, Soziales und gute Unternehmensführung stehen, wurden bis vor Kurzem als zukunftsweisend betrachtet. Seit den 1970er Jahren hatten einige Investoren diese Aspekte berücksichtigt, doch erst in den letzten Jahren nahmen sie einen zentralen Stellenwert ein. Dieser Wandel wurde maßgeblich von Larry Fink, dem CEO von BlackRock, vorangetrieben, der Nachhaltigkeit zum Kern seines Investmentansatzes machte.

Das Wachstum im Bereich der ESG-Investments war beachtlich: Die globalen ESG-Vermögenswerte stiegen von 23 Billionen Dollar im Jahr 2016 auf 35 Billionen Dollar Ende 2020. Doch der Wind scheint sich gedreht zu haben. Larry Fink selbst hat sich mittlerweile von ESG distanziert, und in den USA wurden im vergangenen Jahr mehr nachhaltige Fonds geschlossen als neue eröffnet. Ein Rückgang der ESG-Vermögenswerte auf 30 Billionen Dollar im letzten Jahr unterstreicht diesen Trend.
Die Pandemie und ihre Auswirkungen
Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf die Finanzmärkte, steigende Zinsen, die die Attraktivität von Technologieaktien schwächten, und politische Kontroversen in den USA haben zu dieser Entwicklung beigetragen. In den USA wurde ESG sogar zum Gegenstand politischer Auseinandersetzungen, mit einigen republikanischen Politikern, die das Engagement für ESG als ideologische Einflussnahme kritisierten.
Relevanz von ESG bleibt unbestritten
Trotz dieser Herausforderungen bleibt die Relevanz von ESG unbestritten. Experten betonen, dass die Faktoren, für die ESG steht, weiterhin entscheidend sind, selbst wenn die Buchstaben ESG in Börsenprospekten und Werbekampagnen an Sichtbarkeit verlieren könnten. Eine Umfrage zeigt, dass kein Vermögensverwalter plant, ESG-Kriterien bei Anlageentscheidungen zu ignorieren, obwohl einige vorsichtiger in ihrer Kommunikation sein wollen.
Strengere Regeln in den USA
Eine Schlüsselrolle bei der zukünftigen Entwicklung von ESG-Standards spielt die U.S. Securities and Exchange Commission (SEC). Die SEC plant, neue, strengere Regeln einzuführen, um Investoren vor irreführenden Informationen im Bereich der nachhaltigen Investitionen zu schützen. Diese neuen Regulierungen, die auch ausländische Unternehmen betreffen könnten, deren Aktien in den USA gehandelt werden, sollen im April vorgestellt werden und könnten die Transparenz und Glaubwürdigkeit im ESG-Bereich signifikant erhöhen.
Insgesamt zeigt diese Entwicklung, dass der Weg zu nachhaltigen Investitionen kein geradliniger ist. Es ist ein komplexes Feld, das sowohl von finanziellen Realitäten als auch von politischen und gesellschaftlichen Diskursen beeinflusst wird. (VOL.AT)