Für Benjamin Raich ist die Kombi hingegen eine willkommene Chance, dem Schweizer Didier Cuche die Weltcupführung abzujagen.
“Gut möglich, dass die Superkombi erneut das Zünglein an der Weltcup-Waage wird”, unterstrich auch ÖSV-Herrenchef Toni Giger die Bedeutung dieses aus zusammengezählter Abfahrt und Slalom an einem Tag bestehenden Bewerbes. Neu ist, dass seit diesem Winter die Kombiabfahrten vom Originalstart gefahren werden, was die Abfahrer wieder in eine etwas bessere Position bringt. Neu ist auch, dass es in Beaver Creek erstmals unmittelbar vor der Kombiabfahrt ein spezielles Training für jene Läufer gibt, die nur an der Spezialabfahrt am Samstag teilnehmen.
Der einstige Slalomfahrer und Kombinierer Michael Walchhofer wird trotz des für ihn günstiger gewordenen Reglements nicht mehr an der Beaver-Kombi teilnehmen. Dementsprechend ablehnend äußerte sich der Salzburger. Ausgerechnet hier eine Kombi anstelle des Super-G zu fahren, sei “Wahnsinn”, ätzte der 34-jährige Abfahrtsspezialist. “Man gibt ein tolles Rennen zur Primetime für einen Bewerb her, der aus ist, wenn fast keiner mehr zuschaut”, sprach Walchhofer den Kombislalom an, der erst kurz vor der “Geisterstunde” endet.
“Es liegt auf der Hand, dass jeder Läufer auf dieser prächtigen Strecke am liebsten das zeigen will, was er am besten kann”, hatte Giger Verständnis für Walchhofer. Teamkollege Rainer Schönfelder reagierte hingegen heftig. “Ich hasse es, wenn sich Leute keine Gedanken machen und nur für ihren Vorteil argumentieren. Es jammern ohnehin nur jene, die keine Superkombi fahren.”
Es sei schwach, sich keine Gedanken, sondern immer gleich alles runterzumachen, nur weil man selbst diesen Bewerb nicht bestreite, so der Kärntner. “Ich bin für alles, was für den Sport ist. Aber wenn wir so weitermachen wie bisher, sind wir in zehn Jahren dort, wo Snowboard ist.”
Auch Raich brach – natürlich – eine Lanze für die Kombi. “Ich sehe nicht, dass man hier einen Super-G geopfert hat. Im Kalender muss alles seinen Platz haben. Auch der Super-G war am Anfang umstritten, wie er wird sich auch die Kombi festigen, man muss sie nur in die Köpfe der Leute bringen”, sagte der Kombi-Weltmeister von 2005, der schon fünf Weltcup-Superkombis gewonnen hat.
Ein Sieg wäre natürlich der perfekte Start in Beaver Creek für Raich, der von der Programm-Verkürzung zu profitieren hofft. “Ich bin echt froh drüber, habe das immer gefordert. Vier Rennen an vier Tagen und das auf fast 3.000 Metern, das war eigentlich immer ein Wahnsinn.”
Die Superkombination hat freilich längst seine “Spezialisten”. Raich wird sich deshalb wohl nicht nur mit dem Norweger Aksel Lund Svindal oder dem unberechenbaren Bode Miller um Spitzenplätze matchen, sondern vielmehr mit Fahrern wie Carlo Janka und Silvan Zurbriggen (SUI), dem Südtiroler Christoph Innerhofer, den Franzosen Julien Lizeroux und Jean-Baptiste Grange und dem Kroaten Ivica Kostelic. Raich: “Früher bist mit einem schlechten Slalom Zehnter geworden, das geht heute nicht mehr.”
Nachdem Marcel Hirscher und Philipp Schörghofer in Colorado nur den Riesentorlauf am Sonntag bestreiten, wird Österreich nach dem Ausfall von Max Franz mit einem Kombi-Miniteam antreten. “Wir haben aber mit Raich, Romed Baumann und Rainer Schönfelder drei Fahrer, die in der Kombi schon gewonnen oder zumindest am Podest waren”, sieht Giger durchaus Chancen. Baumann hat die letzte Superkombi vergangenen Februar in Sestriere gewonnen.
In den Glaubens-Streit seiner Fahrer wollte sich Giger aber nicht einmischen. “Das kommentiere ich nicht”. Vail/Beaver Creek, Mitbewerber um die WM 2015, wurde ohnehin zu Unrecht dafür gescholten, die Kombi anstelle des Super-G im Programm belassen zu haben. Dies hatte die FIS vorgegeben.
Das voraussichtliche ÖSV-Team für die Superkombi in Beaver Creek: Benjamin Raich, Romed Baumann, Rainer Schönfelder, Joachim Puchner, Florian Scheiber und eventuell Georg Streitberger.