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Beautiful Boy - Kritik und Trailer zum Film

Steve Carell spielt in diesem auf einem realen Fall basierenden Drogendrama David Sheff, ein finanziell gut situierter Journalist beim berühmten "Rolling Stone" und ein moderner Vater, der sich so sehr mit seinem Sohn auf einer Ebene sehen möchte, dass er an einer Stelle sogar mit ihm zusammen kifft.

Basierend auf den Memoiren eines Vaters und seines Sohnes, die von Steve Carell und Timothee Chalamet gespielt werden, ist der erste englischsprachige Film des belgischen Regisseurs Felix Van Groeningen, auf eine kunstvolle Weise fast zu schön für ein Drogendrama. Diese überragende Ästhetik erstickt die zugrunde liegende Wahrheit im Kern von “Beautiful Boy” leider. Ab Freitag im Kino.

Beautiful Boy – Kurzinhalt zum Film

Im Jahr 2005 schrieb der Journalist David Sheff einen Artikel mit dem Titel “My Addicted Son” für das New York Times Magazine. Sein Thema war sein Sohn Nic, der als Teenager in eine Crystal-Meth-Sucht abgerutscht war. Trotz vieler Aufenthalte in einer Reha-Klinik, wurde sein Sohn immer wieder rückfällig, aber die Geschichte endete hoffnungsvoll. Nic hat sich erholt und verarbeitete seine Erlebnisse drei Jahre später in “Tweak: Growing Up on Methamphetamines”. Im gleichen Jahr veröffentlichte sein Vater ein Buch mit dem Titel “Beautiful Boy: A Father’s Journey Through His Son’s Addiction”.

Felix Van Groeningen (dessen Krebs-Drama “The Broken Circle” 2014 als Bester fremdsprachiger Film für den Oscar nominiert war) hat die beiden Memoiren gemeinsam mit dem australischen Co-Drehbuchautor Luke Davies (“Candy”) zu seinem englischsprachigen Debütfilm verwoben. Mit Steve Carell als David Sheff (“Willkommen in Marwen”) und Timothee Chalamet (“Call Me By Your Name”) als Nic. In Nebenfiguren sind Amy Ryan und Maura Tierney hervorragend, aber leider in der undankbaren Rolle der besonders besorgt aussehenden ersten und zweiten Ehefrau.

Nic ist ein charmanter, junger Mann mit einem Hang zu melancholischen Poeten wie Charles Bukowski. Er hat eine liebevolle Familie und lebt in einem wunderschönen Waldhaus in den Bergen Nordkaliforniens. Trotzdem rutscht er mehr und mehr in eine Crystal-Meth-Sucht ab. Er verschwindet spurlos, taucht dann wieder auf, erholt sich, wird wieder rückfällig, und so weiter und so fort. Ein ewiger Teufelskreis.

Beautiful Boy – Die Kritik

Das Drama interessiert sich weniger für die Details der Sucht als vielmehr dafür, dass sich das Publikum in der gleichen Endlosschleife der Verzweiflung wie der Vater gefangen fühlt. Diese Wahl des Regisseurs ist einerseits sinnvoll, da zu viele Filme versuchen, Suchtgeschichten in eine Struktur mit drei Akten zu integrieren: Zuerst kommt der Drogenmissbrauch, dann der Tiefpunkt, dann die Genesung. Andererseits ist es schlecht für das Geschichtenerzählen, weil es unheimlich redundant ist.

Der Vater liebt seinen Sohn, und der Film blitzt immer wieder auf seine Erinnerungen zurück, als Nic noch ein unschuldiges Kind war und wir sehen, wie es den Vater quält und er sich fragt, ob die Sucht seines Sohnes vielleicht seine Schuld ist.

Wir erfahren nie wirklich, warum Nic süchtig geworden ist. Das Melodram geht nie zu tief auf seine eigenen Motive ein, was frustrierend sein kann, aber wir bekommen ein Gefühl dafür, wie es für ihn und seine Familie gewesen sein muss. Leider unterlegt Felix Van Groeningen seine Geschichte zu stark mit besonders schöner Musik. Neil Youngs “Heart of Gold”, Nirvanas “Territorial Pissings” und natürlich John Lennons “Beautiful Boy” sind nur einige der Lieder, die die schmerzvolle und unschöne Erfahrung auf beiden Seiten der Suchttrümmer untergraben.

Es ist nicht das erste US-Drama in diesem Jahr, in dem es um einen drogenabhängigen Teenager geht und die Eltern, die versuchen, ihn zu retten. Anfang Jänner hatten Julia Roberts und Lucas Hedges ein ähnliches Szenario in “Ben is Back” durchgespielt, aber im Gegensatz zum winterlichen Thriller von Peter Hedges, ist “Beautiful Boy” eine sonnige Suchtgeschichte. Trotz ehrlicher Bemühungen besteht das Problem mit Geschichten wie diesen aber mitunter darin, dass es kaum originelle oder befriedigende Antworten gibt. Es ist kein schlechter Film per se. Er ist sensibel und suhlt sich nicht in der Sucht. Er zeigt uns aber einfach nichts, was wir nicht schon besser gesehen haben.

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(APA/Red)

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