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Beachvolleyball in Doha: Frauenrechte in den Sand gesetzt?

Wirbel um Kleidervorschrift beim Beachvolleyball in Katar.
Wirbel um Kleidervorschrift beim Beachvolleyball in Katar. ©APA/AFP
Beachvolleyball-Dresscode erhitzt Gemüter: Der Manager des deutschen Beachvolleyball-Duos Karla Borger/Julia Sude hat die Veranstalter nach deren Dementi zum Thema Kleidervorschrift für Frauen der "Lüge" bezichtigt.

"Das stimmt nicht, es steht in den Turnier-Regularien vom 16. Februar", sagte Constantin Adam dem SID am Dienstag und verwies auf Punkt 10 von 17. Dort heißt es, Frauen hätten statt der üblichen Sport-Bikinis "aus Respekt vor der örtlichen Kultur und Tradition T-Shirts mit kurzen Ärmeln und knielange Hosen" zu tragen, auch im Training.

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"Über die Klamotten haben wir uns nicht beschwert", sagte Ludwig am Dienstag in einer Olympia-Podcastfolge der ARD-Sportschau. Die 35-Jährige betonte, gerne im sonst üblichen Sport-Bikini anzutreten. Es nicht zu tun, sei aber kein "Beinbruch".

Startverzicht von Borger und Sude

Das Thema war durch den Startverzicht von Karla Borger und Julia Sude aufgeploppt, die wegen der aus ihrer Sicht nicht akzeptablen Kleidervorschriften das Event im März in Katar auslassen. Katars Behörden hatten festgelegt, dass Spielerinnen in Shirts und knielangen Hosen starten sollen statt wie sonst üblich im Sport-Bikini. Vielleicht sei es auch "mal gut, seine Haut vor der Sonne zu schützen", sagte Rio-Olympiasiegerin Ludwig, ergänzte aber: "Wir wollen Probleme in dem Land nicht verschweigen, aber den Sport in den Mittelpunkt rücken. Wir freuen uns tierisch auf das Turnier."

Dementi von Katars Volleyball-Verband

Nach dem offenbar immer größer werdenden öffentlichen Druck dementierte Katars Volleyball-Verband eine Kleidervorschrift. "Wir möchten klarstellen, dass wir keine Forderung stellen, was Athleten bei der Veranstaltung tragen sollen", hieß es am Dienstag in einer Erklärung. Der QVA verwies auf die World Beach Games 2019 in dem Emirat, wo Beach-Volleyballerinnen im Sport-Bikini spielten.

©APA/AFP

Wichtiger Hinweis

Katars Verband widerspricht damit den Darstellungen des Weltverbandes. In einer Mail der FIVB an den "Spiegel" hieß es, die Kleidervorschriften seien von den betreffenden katarischen Behörden angefordert worden. Und sie stehen auch auf der FIVB-Internetseite in der Veranstaltungsordnung fürs Turnier. In einem PDF-Dokument unter dem Punkt 10 "Wichtiger Hinweis für die Frauen-Bekleidung" ist eine Abbildung von T-Shirt und knielanger Hose zu sehen. Die FIVB schreibt dazu, dass man mit diesem Outfit die lokale Kultur und Tradition respektiere. Man erwarte die volle Unterstützung der Starterinnen.

Qualifikation für die Olympischen Spielen

Das Turnier im Wüstenemirat, bei dem bisher nur Männer starten durften, ist vielleicht die einzige Möglichkeit, vor dem Olympia-Wettbewerb in Tokio Spielpraxis auf hohem Niveau zu bekommen. Zudem brauchen viele Damen-Teams noch Punkte für die Olympia-Qualifikation. Ludwig/Kozuch sind derzeit 15. des Olympia-Rankings. 16 Startplätze gibt es in Japan. Für einen Start aus sportlicher Sicht hatte auch Borger (32) Verständnis gezeigt, die mit ihrer Partnerin auf Rang zehn steht und für Olympia planen kann.

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