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BBC warnt vor Reisen in den kroatischen "Mafiastaat"

Die Versäumnisse der kroatischen Sicherheitsbehörden beim Kampf gegen die Organisierte Kriminalität könnten sich nun auch fatal auf den wichtigsten Devisenbringer des Landes, die Tourismusindustrie, auswirken. Weitere News Außenminister Jandrokovic zu BBC-Bericht: "Böse Absicht dahinter"

Rechtzeitig vor dem Beginn der Sommersaison hat die britische Regierung ihre Bürger vor der latenten Gefahr durch Terrorismus und Organisierte Kriminalität in dem Land gewarnt. Der öffentlich-rechtliche britische Rundfunksender BBC kommt in einer Reportage über das Balkanland gar zum Schluss, dass “der Fluch von Kriminalität und Korruption” über Kroatien liege.

“In Kroatien gibt es eine grundlegende Bedrohung durch Terrorismus und Organisierte Kriminalität. Anschläge können wahllos stattfinden, auch an Orten, die von Ausländern frequentiert werden”, heißt es in den kürzlich aktualisierten Reisehinweisen des britischen Außenministeriums. Grundsätzlich habe Kroatien aber eine geringe Kriminalitätsrate und es gebe wenig Gewaltverbrechen. In den Reisehinweisen des österreichischen Außenamts – sie beginnen übrigens mit einem Hinweis auf kroatische Zeitungsberichte, wonach die Küste zu den “saubersten Küstenbereichen der Adria” zähle – findet sich kein Hinweis auf eine erhöhte Anschlagsgefahr. “Kroatien ist grundsätzlich als sicheres Reiseziel zu bewerten. Die Kriminalitätsrate ist sehr niedrig”, schreibt das Wiener Außenamt. Eine Gefahr gehe aber in gewissen Regionen von noch nicht entfernten Landminen aus dem Kroatien-Krieg (1992-95) aus.

Im vergangenen Oktober wurde das Land von zwei Morden im Mafia-Stil erschüttert. Der Chef der Wochenzeitung “Nacional” Franjo Pukanic starb gemeinsam mit seinem Marketingchef Niko Franjic bei einem Autobombenanschlag inmitten von Zagreb. Zwei Wochen davor wurde ebenfalls im Zentrum von Zagreb am helllichten Tag die 26-jährige Ivana Hodak erschossen, die Tochter des Anwalts des umstrittenen Ex-Verteidigungsminister Vladimir Zagorac. Zvonimir Hodak äußerte daraufhin den Verdacht, dass mit diesem Anschlag verhindert werden sollte, dass Zagorac in dem gegen ihn damals laufenden Gerichtsprozess aussagt. Seine Insiderkenntnisse aus den 1990er Jahren hätten vielen Spitzenpolitikern und -managern unangenehm werden können, hieß es.

“Das ist nicht das Postkarten-Kroatien, das die Besucher der dalmatinischen Küste kennen”, heißt es in dem BBC-Bericht, in dem ein wenig schmeichelhaftes Bild von Politik und Wirtschaft in Kroatien gezeichnet wird. “Wir sagen immer: Während Italien ein Staat mit Mafia ist, ist Kroatien eine Mafia mit einem Staat”, sagte etwa der Journalist Goran Flauder dem BBC-Reporter. Niemand frage, wie zahlreiche Unternehmer zu ihrer ersten Million gekommen seien und Korruptionsfälle ziehen sich bis in die höchsten Etagen der Politik. “Die Organisierte Kriminalität ist Teil des politischen Establishments geworden”, sagte der Journalist Gordan Malic dem britischen Sender. “Und sie organisiert sich viel besser als der Staat, die Regierung und die Gesellschaft.”

In dem BBC-Bericht wird auch einen jüngsten Ländervergleich, in dem Kroatien in punkto Korruption schlechter abschneide als einige afrikanische Staaten. Zwar seien bei einer Anti-Mafia-Aktion kürzlich mehrere Verdächtige festgenommen worden, doch stelle sich die Frage, ob die kroatischen Behörden überhaupt in der Lage seien, die Organisierte Kriminalität zu bekämpfen. Der Zagreber Politologe Zarko Puhovski gab aber zu bedenken, dass die EU auch Staaten mit ähnlichen Problemen wie Bulgarien oder Rumänien in die EU aufgenommen habe. “Warum muss sich dann Kroatien zu all diesen Reformen verpflichten, noch bevor es aufgenommen wird?”

Großbritannien zählt nicht zu den größten Unterstützern eines EU-Beitritts Kroatiens. So pocht London besonders penibel auf die Zusammenarbeit Zagrebs mit dem Haager UNO-Kriegsverbrechertribunal. Ein konservativer EU-Abgeordneter übte kürzlich in einem offenen Brief an den kroatischen Premier Ivo Sanader scharfe Kritik an den Zuständen im EU-Kandidatenland, das in den Bereichen Justiz, Rechtsstaat und Offenheit des Arbeitsmarkts “schlechter als der Durchschnitt der afrikanischen Staaten” dastehe. Roger Helmer forderte aus diesem Grund das Einfrieren der EU-Vorbeitrittshilfen für Kroatien.

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