Das Originalrezept zu Originalbratwurst – der Nürnberger – kennen nur 45 Fleischhauer in Deutschland. Nur sie dürften die markenrechtlich geschützte bayrische Nationalwurst herstellen. Doch jetzt droht Ungemach. Denn was eine echte Nürnberger Bratwurst sein will, wickelt sich in einen Schafsdarm. Und die kommen, erraten, zu einem guten Teil aus dem Iran. Die immer schlechteren Handelsbeziehungen lassen den begehrten Darm daher zur Mangelware werden. Schlechte Nachrichten nur wenige Monate vor der Grillsaison.
Und wer jetzt gespannt ist, wie die Zahlen aussehen: Für 1000 Original Nürnberger Bratwürste braucht man rund 90 Meter Schafsdarm (den sogenannten Saitling). Die kosteten im Sommer 2010 noch rund sechs Euro. Im Spätwinter 2012 muss der Metzger dafür knapp über 17 Euro hinlegen. Doch nicht nur die Schafsdärme werden durch den Iran-Konflikt teurer.
Auch Pfeffer wird durch Iran-Konflikt teurer
Der mittlere Osten ist jene Region, wo sehr viele unserer würstlrelevanten Gewürze herkommen. Eine weitere Folge der politischen Spannungen folgt auf den Fuß: Der drastisch sinkende Lebensstandard im Iran sorgt dafür, dass diese Güter Mangelware werden.
Iran-Konflikt macht die Bratwurst spürbar teurer
Pünktlich zur Grillsaison. Das ist der zeitlich sicherlich rein zufällig gewählte Plan der deutschen Fleischer für die anstehende Verteuerung. Doch auf Sojawürste fragwürdiger Herkunft muss deshalb noch lange niemand umsteigen. Der Preisanstieg wird laut Quellen in Bayern rund 60 Cent pro Kilo betragen – das sind rund fünf Prozent.
Engpässe wird es allerdings nicht geben: Denn Schafsdärme kommen nicht nur aus dem Iran, sondern auch aus Neuseeland, Australien, der Türkei und – man höre und staune – Afghanistan. Das sei auch eine Frage der Qualität, so ein Vertreter der deutschen Metzger. Die Weichheit des Darmes hängt nämlich von der Grasqualität ab. Ein zu weicher Darm lässt die Wurst aufplatzen, ein zu harter hat eher die Konsistenz von Kaugummi.
Wurstfreunde hoffen jetzt natürlich, dass die anderen Lieferanten einspringen. 60 Prozent kamen bisher aus dem Iran. Gegrillt wird in etwa zwei Monaten. Der nächste Wettlauf gegen die Zeit im Iran-Konflikt ist also offiziell eröffnet.
(Red.)