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"Baugruppen" als Pilotprojekt am Areal des Wiener Hauptbahnhofs

Neue Entwicklungen des Baus des neuen Wiener Hauptbahnhofes.
Bau kostet 220 Millionen
Bilder vom Südbahnhof
Südbahnhof: Abriss beginnt

Die Gestalt eines zentralen Viertels am Areal des neuen Wiener Hauptbahnhofs steht fest: Im “Sonnwendviertel” südlich der geplanten ÖBB-Zentrale und des Bahnhofs werden bis 2014 auf sieben Bauplätzen 1.160 Wohnungen entstehen, für die nun der Bauträgerwettbewerb abgeschlossen wurde. Ein Wiener Novum dabei: Erstmals wurden bei einem derartigen Wettbewerb zwei Komplexe für Baugruppen reserviert, die ihr künftiges Haus aktiv mitgestalten wollen – ein Pilot- und zugleich Forschungsprojekt.

Im Inneren des neuen Grätzels sind dafür zwei Blöcke mit je 25 Wohnungen in dem von Masterplaner Albert Wimmer konzipierten Bauplatz vorgesehen. Volumen, Struktur und Position sind fixiert, die Fassadengestaltung erfolgt in Zusammenarbeit mit den künftigen Bewohnern, die in Gemeinschaft mit Architekten ihr Wohngebäude konzipieren.

“Das hat den Vorteil, dass man sich vorher schon ein bisschen anschauen kann, wie die Nachbarn ausschauen”, umriss Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (S) am Dienstag bei der Eröffnung der Ausstellung zum Wettbewerb in der TU die Vorzüge des Konzepts “Baugruppen”. Es gehe darum, nicht nur Wohnungen zum Konsumieren zu schaffen, sondern zum Gestalten.

Bisher habe man 45 Interessenten, die Hälfte davon Privatpersonen und ein Viertel Architekten, die sich die künftigen Bewohner suchen wollen, so Ewald Kirschner vom Bauträger Gesiba im APA-Gespräch. Man werde diese nun anschreiben, woraufhin die Gruppen acht Wochen Zeit haben, ihre Konzepte zu präsentieren. Der oder die Gewinner werden dann bis Frühsommer gekürt. Sollte es viele spannende Konzepte geben, sei auch eine Ausweitung des Projekts auf weitere Teile des Bauplatzes denkbar. Errichtet werden jedenfalls Mietwohnung mit einer Kaufoption nach zehn Jahren.

Zwar hat die Wiener Wohnbauförderung bereits einige Baugruppen unterstützt wie die Sargfabrik oder das Frauenwohnprojekt “Ro*sa”. In der Wettbewerbskonstellation handelt es sich jedoch um ein Pilotprojekt, das wissenschaftlich vom Referat für Wohnbauforschung begleitet wird. So sollen die Erkenntnisse daraus in das nächste Vorhaben einfließen, das in der “Seestadt Aspern” verwirklicht werden soll, so Wolfgang Förster vom Referat.

Bei Bedarf könnten Baugruppen – in Hamburg oder Berlin bereits fix etabliert – vielleicht eines Tages Bestandteil jedes Bauträgerwettbewerbs werden. Insgesamt verzeichne man jedenfalls 30 Jahre nach der ersten Welle in den 1970er Jahren ein gesteigertes Interesse am gemeinschaftlichen Wohnen. Bei entsprechender Nachfrage soll beim Wohnservice eine Beratungsstelle für Baugruppen-Interessierte eingerichtet werden.

Insgesamt handelte es sich beim Areal Sonnwendviertel um den bisher umfangreichsten Bauträgerwettbewerb in Wien. Neben den Bewertungskriterien Wirtschaftlichkeit, Ökologie und Architektur wurde dabei erstmals auch die Soziale Nachhaltigkeit als Entscheidungsgrundlage herangezogen. So soll es verschiedenste Wohnungstypen, adaptierbare Grundrisse und vor allem auch Barrierefreiheit geben. Unter den Siegern finden sich auch zwei Passivhäuser.

Die Folge angesichts des Kostendrucks: Monotone Einheitsfassaden im Retrolook der 1970er Jahre bei einer Vielzahl der Siegerprojekte. Durch den neuen Fokus habe man wohl nicht die schönsten der 24 Ideen für die sieben Bauplätze zur Verwirklichung auswählen können, “sonst wären vielleicht andere Projekte beim Wettbewerb herausgekommen”, so Juryvorsitzender Rudolf Scheuvens.

Als Baubeginn ist 2012 angesetzt, 2014 soll das Viertel fertiggestellt sein. In Summe werden 171 Mio. Euro investiert, die Förderung der Stadt beträgt 62 Mio. Euro. In Folge sind südlich des Grätzels ein Schulcampus und weitere Wohnbauten geplant. Auf dem gesamten Areal des Hauptbahnhofs sind 5.000 Wohnungen, eine Parkanlage, Büros und Geschäfte vorgesehen.

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