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Bassbariton Franz Grundheber mit 88 Jahren gestorben

Franz Grundheber wurde 88 Jahre alt (hier als Moses in Wien 2006)
Franz Grundheber wurde 88 Jahre alt (hier als Moses in Wien 2006) ©APA/HANS KLAUS TECHT
Rund 250 Mal stand Franz Grundheber auf der Bühne der Wiener Staatsoper. Nun ist der deutsche Bassbariton, seit 1998 Kammersänger des Hauses am Ring, an seinem 88. Geburtstag am vergangenen Samstag in seiner Wahlheimat Hamburg gestorben. So wichtig Wien für den Sänger auch war, sein Stammhaus blieb die Hamburgische Staatsoper, an die ihn 1966 Rolf Liebermann engagiert hatte. Über 22 Jahre war er fixes Ensemblemitglied des Hauses, das ihm 1986 den Kammersängertitel verlieh.

Über 2.000 Vorstellungen in Hamburg

2006 folgte in Hamburg die Auszeichnung als Ehrenmitglied der Staatsoper, und 2012 feierte Franz Grundheber seine 2.000 Vorstellung an der Elbe. Entsprechend groß fiel am Montag die Würdigung für den Verstorbenen aus. "Franz Grundheber verband stimmliche Exzellenz mit packender darstellerischer Präsenz. Seine Paraderollen - häufig die Zerrissenen, Unterdrückten oder innerlich Gequälten - gestaltete er mit tiefster Authentizität, die Publikum und Kritik gleichermaßen berührte", wurde Grundheber von seiner langjährigen künstlerischen Heimat gewürdigt. "Franz Grundheber war ein Hamburger 'by choice' und ein Sängerdarsteller, der in Rollen von Simone Boccanegra bis Peter Besenbinder das Publikum wie auch seine Kolleg:innen - man darf es so direkt sagen - mit seiner Kunst und Kollegialität über Jahrzehnte glücklich gemacht hat", zollte Neo-Intendant Tobias Kratzer dem Verstorbenen seinen Respekt.

Geboren wurde Grundheber nicht in Hamburg, sondern am 27. September 1937 in Trier, von wo aus er neben Hamburg die Bühnen der Welt eroberte. Grundheber war an der Münchner Staatsoper, der Mailänder Scala, bei den Salzburger Festspielen oder auch der Met in New York zu erleben.

Wiener Staatsoper als zweite Wahlheimat

Seine zweite Wahlheimat wurde allerdings die Wiener Staatsoper, die Grundheber 2010 ebenfalls die Ehrenmitgliedschaft zuteil werden ließ. Sein Debüt feierte er hier 1976 in der Titelpartie von "Le Nozze di Figaro". Bis 2017 folgten zahlreiche Partien - von Wagners "Holländer" über den Orest in der "Elektra" bis zum "Macbeth". Seinen Abschied in Wien gab er als Schigolch in der "Lulu" 2017. Seine Anhängerschaft wuchs seit seinem Durchbruch im "Wozzeck" 1987 beständig, erinnerte man sich in der Staatsoper an die Beliebtheit des Bassbaritons, "was sich auch an der stets wachsenden Gruppe derer ablesen ließ, die nicht nur an der Bühnentür auf das Erscheinen Grundhebers warteten, sondern nach den Vorstellungen, die Barriere des Bühnenportiers überwindend, die Solistengarderobe des eben Gefeierten stürmte." Auch Direktor Bogdan Roščić streute dem Toten Rosen: "Er stieg regelrecht in die verborgensten Regionen einer Figur hinab, um all ihr Fühlen und Denken aus dem Innersten heraus beglaubigen zu können."

(APA)

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