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"Ballverlust" im Rabenhof: Fußball-Kabarett mit Scheuba und Dorfer

Alfred Dorfer und Florian Scheuba gastieren mit einem neuen Programm im Rabenhof
Alfred Dorfer und Florian Scheuba gastieren mit einem neuen Programm im Rabenhof ©Peter Rigaud
Montagabend fand die Premiere von "Ballverlust" im Wiener Rabenhof statt, wobei sich Alfred Dorfer und Florian Scheuba in zwei Halbzeiten zu ihrem Fußballfantum bekannten. Das Fazit: unpeinlich, aber unentschlossen.

Das Duo Scheuba und Dorfer legte seine kabarettistische “Match- und Psychoanalyse” möglichst breit an, um sowohl für Kenner als auch für die “is ma wuascht”-Partie interessant zu sein und dem Massenphänomen Fußball damit beizukommen.

Der Mittelweg führte jedoch dazu, dass das Spiel vor der Pause nur seicht dahinplätscherte und die zweitgenannte Publikumsschicht vom Erkenntnisgewinn des Abends erst einmal überzeugt werden sollte.

Frage: Warum ist Fußball so populär?

Also gab es Erklärungsversuche, warum der Fußball populärer ist als Skifahren, eine Parodie auf den im Publikum anwesenden “Chefanalytiker” Herbert Prohaska, mehrere Zusammenschnitte von berühmten Fußballszenen auf zwei Screens (neben zwei Sesseln aus dem Wörtherseestadion die einzige Bühnengestaltung) und Erläuterungen zur Rivalität zwischen Rapid (Scheuba) und Austria (Dorfer). Vieles blieb dabei auf Kalauerebene, nicht zuletzt der wenig geglückte Exkurs zum Thema Deutschland.

“Ballverlust”: Bissige Analyse von Fankultur und Co.

Dass die beiden Aficionados allerdings deutlich mehr drauf haben, bewiesen sie kurz vor dem Halbzeitpfiff: die bissige Analyse der Fankultur auf Nationalteamebene saß und versprach Besserung für den zweiten Durchgang. Und tatsächlich hatte die politische und philosophische Annäherung, die sich dramaturgisch der Konstruktion und Dekonstruktion des Schönen, Wahren und Guten im Fußball verschrieb, dann deutlich mehr Zug zum Tor.

Highlights beim Programm im Rabenhof: “Hundskicktage”

Die Kommerzialisierung des Sports (“von der Proletengaudi zum Lifestyle-Issue”) wurde pointiert angeprangert, die korruptionsaffine FIFA bekam ihr Fett ab (wobei die WM in Brasilien sonst den Abend über kaum ein Thema war), und die österreichische Fußballliga wurde angesichts von Wett- und Spielmanipulationen als mögliche jahrelange Inszenierung eines Films von Ulrich Seidl enttarnt: Der Zusammenschnitt “Hundskicktage” gehörte zu den Highlights des Abends.

Seitenhiebe auf die Politik

Ganz nebenbei bekamen natürlich auch die Parteien und Politiker einiges zu hören: “Wer nicht hüpft, der wählt den Strache” fand als Vorschlag eines neuen Fansongs in der Nationalteamkurve großen Anklang, während der Lieblingsclub der FPÖ (Bayern München) für amüsierte Verwunderung sorgte: Dass die Heimatpartei als einzige keinen Verein aus Österreich nannte, erklärte sich Scheuba mit deren “erweitertem Heimatbegriff”.

Alfred Dorfer und Florian Scheuba philosophisch

Am Ende wurde es dann noch einmal philosophisch, als zur gesamten Absurdität der Liebe zum Fußball einmal mehr Albert Camus zitiert und Sisyphos zum Schutzpatron des Fußballs ernannt wurde: “Wir müssen uns Sisyphos als einen glücklichen Menschen vorstellen.” Warum? “Weil er immer in Ballbesitz war.”

Ein Treffer kurz vor dem Abpfiff, Jubel auf den Rängen, dazu “Football’s Coming Home” und fröhliche Gesichter. Den verlorenen Ball haben sich Scheuba und Dorfer am Ende tapfer zurückerkämpft.

“Ballverlust” von und mit Alfred Dorfer und Florian Scheuba

Regie: Werner Sobotka, weitere Termine: 13., 14., 19., 20., 21., 22., 24. Mai, 4., 5., 6., 7., 9., 11. Juni

Infos und Tickets zum Programm “Ballverlust” im Wiener Rabenhof gibt es hier.

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