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Ballacks "Finalfluch" ging weiter

Deutschlands Fußball-Teamkapitän Michael Ballack und die "großen" Finalspiele, das ist wahrlich keine Erfolgsgeschichte.

Der nach einer Wadenblessur gerade noch rechtzeitig fit gewordene 31-jährige DFB-Kapitän konnte im Gegensatz zur WM 2002 (gesperrt beim 0:2 gegen Brasilien) beim EURO-Endspiel gegen Spanien am Sonntagabend in Wien einlaufen, trotzdem die 0:1-Niederlage gegen Spanien aber nicht verhindern.

Davor hatte er auch schon bei den EM-Endrunden 2000 und 2004 (jeweils Out nach der Gruppenphase) und der Heim-WM 2006 (Platz drei) vergeblich versucht, mit dem dreifachen Welt- und Europameister einen der beiden prestigeträchtigen Pokale zu gewinnen. Dazu setzte es für einen der wohl besten Mittelfeldspieler Europas erst kurz vor dem EM-Beginn im Champions-League-Finale mit Chelsea gegen Manchester United im Elfmeterschießen eine denkbar knappe Niederlage. Es war bereits sein zweites verlorenes Endspiel in der “Meisterliga” nach dem 1:2 mit Bayer Leverkusen gegen Real Madrid 2002.

Ballacks Einsatz im Finale war ein Wettlauf mit der Zeit, den der Routinier, der die letzten beiden Trainings wegen Problemen in der rechten Wade versäumt hatte, dank des großen Einsatzes der DFB-Mannschaftsärzte schlussendlich gewann. “Er ist ein ganz besonderer Spieler für uns, er ist ein Leader, so jemanden brauchen wir im Finale”, hatte Teamkollege Thomas Hitzlsperger am Abend vor der Partie noch betont.

Im Spiel war aber klar ersichtlich, dass der Chelsea-Mittelfeldspieler von seiner Bestform, wohl auch geschwächt durch seine Verletzung, weit entfernt war. In seinem 87. Länderspiel konnte Ballack vor allem vor der Pause kaum Akzente setzen, trabte zumeist nur über das Feld und spielte, wenn dann keine tödlichen, sondern nur Sicherheitspasses.

Zum Auftritt des 31-Jährigen passte, dass er nach einem Zusammenstoß mit Spaniens Senna in der 35. Minute oberhalb des rechten Auges ein Cut erlitt und zweimal außerhalb des Spielfeldes behandelt werden musste. Trotzdem verließ der Kapitän beim Stand von 0:1 nicht das sinkende Schiff und wurde nach dem Seitenwechsel zumindest aus kämpferischer Sicht besser. Und einmal blitzte auch die Torgefahr des 38-fachen Teamtorschützen auf, dessen Volleyschuss ging allerdings denkbar knapp am Gehäuse von Casillas vorbei (60.).

Damit war es mit den “Ballackschen Höhepunkten” aber schon geschehen und der England-Legionär, der seine Mannschaft zumindest versuchte mitzureißen, musste neuerlich in einem großen Spiel als Verlierer den Platz verlassen.

Für Ballack ging damit eine durchwachsene EM mit einer großen Enttäuschung zu Ende. Viele hatten von dem bei Chelsea nach seiner überstandenen Knöchelverletzung groß aufspielenden Mittelfeldass eine tolle EM erwartet, DFB-Teammanager Oliver Bierhoff hatte Ballack gar zugetraut, der große EM-Superstar zu werden. Am Ende dominierte nach einem guten Polen-Spiel bei Ballack aber nur eine solide kämpferische und läuferische Leistung.

Auch wenn Ballack Österreich mit einem 121 km/h-Hammer-Freistoß im Alleingang k.o. schoss und gegen Portugal per Kopf zum 3:1 traf, von spielerischem Glanz sowie genialen Pässen sah man nur wenig. Für einen Mann seiner Klasse war das einfach zu wenig, um Deutschland zum vierten Europameistertitel zu führen.

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