Balkan und Tango sprühten Klangkaskaden

Feldkirch „Wir haben nicht geprobt“, gestand Goran Kovacevic nach dem Konzert am Mittwoch. „Und wir haben das letzte Mal im März zusammen gespielt.“ Hätte das Publikum dies vernommen, die Verwunderung wäre groß gewesen. Denn die Harmonie zwischen den beiden Schweizer Musikern Kovacevic und Peter Lenzin tönte nur nach einem: Perfektion. So verzauberten sie die Zuhörer im Theater am Saumarkt mit ihrem Programm „Swingin‘ Balkan Soul“, einem Springbrunnen von Eigenkompositionen und Interpretationen aus mehreren Genres.
Atmende Klangwogen
Mit dem ersten Takt schwappte bereits eine Klangwoge über den Saal. Sie riss das Publikum in Gefilde, wo sich Tangotöne, Soulstimmen und Lieder aus dem Bauch des Balkans zu einer funkelnden Wolke vereinten. Lenzin, der in Feldkirch am Konservatorium, in Wien und New York studiert hat, unterrichtet in St. Gallen und spielt meist mit seiner eigenen Band. Er wirbelte virtuos zwischen Saxophonen, Klarinette und Querflöte hin und her an dem Abend, der den Auftakt zu einer Konzertreihe mit Kovacevic gab. In den nächsten Monaten wird er wieder häufiger mit seinem Kollegen zu hören sein.
Wenn der Ausnahme-Akkordeonist Kovacevic mit seinem Instrument Luft holt, atmet es eine Fontäne verzückender Klänge aus. Es taucht aus einem Meer von Melodien auf, das durchwallt ist vom Tango Nuevo und Gipsy-Gesängen. Kovacevics Konzerte führten ihn durch Europa, nach Asien und Amerika. Als Professor ist er seit 1999 dem Feldkircher Konservatorium treu. Bis 2013 stellten Lenzin und er die Hälfte des „Duša Orchestra“, mit dem sie zehn Jahre lang auftraten. Dieser Zeit entsteigt die Intimität und Brillanz, die ihr Auftritt am Mittwoch verströmte.
Tief gründende Verspieltheit
„Wir haben sicher 700 Konzerte miteinander gespielt“, schwärmte Kovacevic. Die bleibende Struktur stammt von hier. Sie bildete den Grund, aus dem die reichhaltigen, selbst für die Musiker überraschenden Improvisationen sprudelten. „Wenn wir proben, könnten wir das, was wir spielen, gar nicht so abmachen“, war Kovacevic überzeugt. Wie ein Elixier der Spielfreude wirkte diese Freiheit. Die Zuhörer vernahmen das Ergebnis – der tiefe Grund war für sie nur zu erahnen. „Wir hören mehr, als wir spielen, seit wir mit Duša gespielt haben“, deutete Lenzin das Orchester in den Köpfen der Musiker an. Ans Publikum gewandt meinte er: „Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, welche Filme abgehen, wenn wir zusammen spielen!“ VKO