AA

Bagdad: Die dramatischen Ereignisse im Irak

Genau ein Jahr nach dem Sturz Saddam Husseins sehen sich die USA und ihre Verbündeten an allen Fronten heftigen Aufständen radikaler Sunniten und Schiiten gegenüber.

Im Folgenden werden die dramatischen Ereignisse seit vergangenem Wochenende dokumentiert.

SONNTAG, 4. APRIL: In der schiitischen Pilgerstadt Najaf enden Proteste gegen die Verhaftung eines Vertrauten des radikalen Schiitenführers Moktada al Sadr durch US-Truppen in einem Blutbad. Auch in Bagdads schiitischem Armenviertel Sadr City liefern sich die US-Truppen heftige Kämpfe mit radikalen Schiiten um die Kontrolle öffentlicher Gebäude. Dutzende Menschen sterben, darunter mehrere Soldaten der Koalitionstruppen.

MONTAG, 5. APRIL: Nach der Ermordung von vier US-Zivilisten und der Schändung ihrer Leichen in Falluja gibt die US-Armee den Start einer Großoffensive in der sunnitischen Widerstandshochburg bekannt. Die Stadt wird abgeriegelt, die Autobahn nach Jordanien gesperrt. Anhänger Moktada el Sadrs übernehmen die Kontrolle des Gouverneurssitzes der südirakischen Stadt Basra sowie über die heiligen Schiitenstätten in Najaf und Kufa. In Sadr City und einem weiteren schiitischen Stadtteil Bagdads liefern sich Anhänger Al Sadrs heftige Gefechte mit den US-Truppen: Mindestens 56 Iraker sterben. US-Zivilverwalter Paul Bremer erklärt den radikalen Schiitenführer zum „Gesetzlosen“.

DIENSTAG, 6. APRIL: Bei heftigen Kämpfen in Nassiriyah und Amara sterben erneut Dutzende Menschen. Nach Verhandlungen zwischen den Aufständischen und den britischen Truppen übernimmt die irakische Polizei die Kontrolle über Basra. Heftige Kämpfe werden auch aus Kut südlich von Bagdad gemeldet. Alle Versuche, zwischen Al Sadr und den Besatzungsmächten zu vermitteln, schlagen fehl.

MITTWOCH, 7. APRIL: Erneut gibt es blutige Auseinandersetzungen in Kerbela, Sadr City und erstmals auch in Kirkuk im Norden des Landes. Nach heftigen Gefechten überlassen die ukrainischen Soldaten der Sadr-Miliz die Kontrolle über Kut; die italienischen Truppen ziehen sich aus Nassiriyah zurück. Die US-Truppen dringen in Falluja ein; es gibt heftige Straßenkämpfe, in deren Verlauf die US-Soldaten eine Moschee bombardieren.

DONNERSTAG, 8. APRIL: Tausende Schiiten und Sunniten machen sich nach Falluja auf, um der Bevölkerung Nahrungsmittel und Medikamente zu bringen. Dort und in Najaf wird weiter heftig gekämpft. Innenminister Nuri Badran erklärt seinen Rücktritt. Mit der Entführung mehrerer ausländischer Zivilisten erreicht der Widerstand einen neuen Höhepunkt. In einem Video droht eine Gruppe der Entführer mit der Verbrennung ihrer drei japanischen Geiseln, sollte Japan nicht sofort seine Soldaten aus dem Irak abziehen. Nach Angaben des arabischen Fernsehsenders Al Jazeera starben allein in Falluja seit Wochenanfang mehr als 300 Menschen.

FREITAG, 9. APRIL: Über die Fortsetzung der US-Offensive in Falluja gibt es bis Mittag widersprüchliche Angaben. Zahlreiche Einwohner flüchten vor den Gefechten aus der Stadt. Auch aus Abu Gharib zehn Kilometer westlich Bagdads werden Kämpfe gemeldet; dort übernehmen sunnitische Aufstände die Kontrolle über die Autobahn nach Falluja. Kut steht wieder unter US-Kontrolle; dagegen ziehen sich die US-Truppen aus allen öffentlichen Gebäuden in Sadr City wieder zurück. Auch in Kerbela wird weiter gekämpft. In seiner in Kufa verlesenen Freitagspredigt droht Al Sadr US-Präsident George W. Bush mit einer „Revolution“, sollte er seine Truppen nicht zurückziehen.

  • VIENNA.AT
  • Chronik
  • Bagdad: Die dramatischen Ereignisse im Irak
  • Kommentare
    Kommentare
    Grund der Meldung
    • Werbung
    • Verstoß gegen Nutzungsbedingungen
    • Persönliche Daten veröffentlicht
    Noch 1000 Zeichen