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Back to the Roots

Tomte gehen auf ihrem neuen Album "Heureka" zurück zum Simplen. "Zurück zum Verstärker und weg vom Plug-In", wie es Tomte-Frontmann Thees Uhlmann beschreibt. [Video im Bericht]

Erfolgreiche Formeln leicht adaptiert wiederzukäuen ist fast die Norm im Pop-Business. Den Weg, den die Hamburger Band Tomte mit ihrem neuen Album “Heureka” (EMI, VÖ: 10. Oktober) geht, muss man daher geradewegs als mutig bezeichnen. Denn mit dem fast schon weltumarmenden Vorgänger “Buchstaben über der Stadt” haben die neuen Songs nur noch wenig gemein. “Wir wollten zurück zum Simplen. Zurück zum Verstärker und weg vom Plug-In”, beschreibt Tomte-Frontmann Thees Uhlmann den neuen Weg im Gespräch mit der APA in Wien. Am Dienstag spielt die Band eine FM4-Radiosession im RadioKulturhaus.

“Heureka” klingt auch deshalb anders, weil mit dem Bassisten Oliver Koch und Schlagzeuger Timo Bodenstein heuer zwei Langzeitmitglieder das Quintett verließen – sie wurden durch Nikolai Potthoff und Simon Frontzek ersetzt. Das wirkte sich auch auf das Bandgefühl aus. “Wir könnten jetzt weiterhin zehn Jahre lang dieses ‘Built To Spill’ meets ‘Coldplay’ meets ‘Oasis’ meets ‘Deutscher Gesang’ weiter machen”, beschreibt Uhlmann eine für ihn wenig verlockende, aber mögliche Perspektive zu Beginn der Aufnahmen. Für ihn und seine Band stand nach dem erfolgreichen “Buchstaben über der Stadt” – 2006 erreichte das Album Platz vier in den deutschen Charts – fest: “Das können wir jetzt und das können wir jederzeit abrufen”. Die aktuelle Zielsetzung war daher eine andere, live-orientiertere. So galt bei den Aufnahmen für das Album dann auch das Motto: “Das Tempo stimmt – die Atmosphäre stimmt – so lassen wir es”.

Gleichzeitig haben sich die Inhalte bei Tomte verschoben, und “Heureka” ist trotz des erfreut klingenden Titels kein “Gute Laune-Album” geworden wie der vor positiven Emotionen fast überbordende Vorgänger. Uhlmann, dessen Texte durchaus als emotionale Momentaufnahmen verstanden werden können, fand sich nach einer Phase der Euphorie in einer nachdenklichen Position wieder. “Ich hab einfach festgestellt, dass trotz meiner gesicherteren Lebensform, die durch Parameter wie ‘Kind’ und ‘Wissen, wovon man lebt’ gefestigt ist, genügend extreme Dinge bleiben, die einen auf die ‘dunkle Seite’ ziehen”.

“Die letzte Platte war quasi geprägt vom Gefühl des ‘Da ankommen, wo man immer ankommen wollte’. Das ist jetzt immer noch so, doch ich hatte mehr Zeit, mir die Welt anzuschauen”. so Uhlmann, dessen Blick sich dabei sowohl auf das Negative im persönlichen Umfeld wie auch auf außenpolitische Vorgänge richtete. Und beides sorgte bei ihm für “mehr Darth Vader und weniger Anakin Skywalker”. Für politische Stellungnahmen sind Tomte trotzdem nicht zu haben, denn “es ist zu 95 Prozent peinlich, wenn Musiker sich zur Politik äußern. Ich will auch nicht, dass ein Politiker mit dem E-Gitarre spielen anfängt. Politik ist wahnsinnig wichtig, aber auch viel zu wichtig, um sie auf die leichte Schulter zu nehmen – und Kunst ist auch kein Zeitvertreib”, stellt Uhlmann klar.

Das merkt man auch dem Album an. Gerade mit den Songs auf der zweiten Hälfte des Albums, wie beispielsweise “Nichts ist so schön auf der Welt, wie betrunken traurige Musik zu hören”, eröffnen sich Tomte neue Richtungen. “Ich kann nur sagen, dass uns gerade diese Lieder beim Einspielen sehr viel Spaß gemacht haben. Sie sollten sich so fordernd, fatalistisch und hart wie der Text anhören.” Thees Uhlman ist jedenfalls stolz auf die neue Platte, auch wenn er kokett zu bedenken gibt: “Es ist relativ ‘old-schoolig’, was wir machen. Wir schreiben Songs, die aus Akkorden bestehen. Da sollen mir die Leute erst mal beweisen, dass es dafür noch einen Markt gibt, wo doch jetzt alle Entertainment wollen – was ja auch ihr gutes Recht ist.”

Ob Tomte live zu unterhalten verstehen, wird man am Dienstag im Rahmen einer FM4 Radio-Session im Radiokulturhaus in Wien erfahren. Wer kein Glück bei der Verlosung der kostenlosen Karten hatte kann die Session am 1. Oktober ab 19 Uhr in der FM4 Homebase nachhören oder die Band am 15. November in der Wiener Arena live erleben.

Tomte – Der letzte große Wal:

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