Nach Innsbruck ging Vera Mittelberger vor einigen Jahren eigentlich, um Germanistik zu studieren. Nach zwei Semestern an der Universität war der Wunsch, ans Konservatorium zu wechseln, aber nicht mehr zu bändigen. Heute ist sie Musikerin und Sängerin, unterrichtet an der Musikschule Hard, fördert junge Bands und zieht außerdem zwei Söhne groß. Letzteres funktioniert, meint sie, wenn man im Alltag flexibel ist, Babysittern vertrauen kann und wenn der Vater seiner Rolle ebenfalls nachkommt. Da habe sie Glück gehabt. Jedenfalls erzählt Vera Mittelberger völlig locker und somit glaubhaft, dass es auch mit einem drei Monate alten Baby möglich sein kann, neben sonstigen Verpflichtungen noch in einer Band einzusteigen. Bei den ersten Auftritten ging es in der Pause hie und da gleich ab in den Sandkasten, erzählt sie von ihren Anfängen bei Gerrys Blues Cats. Gerhard und Kai Pilz sowie Klaus Raidt zählen zur Mannschaft, die sie am E-Bass dirigiert. Bekanntermaßen kommt diesem Instrument eine wichtige Rolle zu: Wenn es am Bass nicht stimmt, dann lahmt die ganze Band. Die Kollegen sind aber vollkommen unkompliziert. Bei uns weiß jeder, was er zu tun hat.
Motivation durch Spaß
Im Rahmen der Bregenzer Langen Nacht der Musik am 2. Juni, wenn es fast in jedem Lokal der Landeshauptstadt Live-Musik gibt, werden Gerrys Blues Cats im KUB-Café spielen. Ansonsten trat man unter anderem in Jazzclubs auf und zu verschiedenen Anlässen in Deutschland, der Schweiz und Vorarlberg. Ihre Erfahrungen aus dem Band-Leben mit dem Publikum und den Kollegen auf dem Podium gibt die Musikerin auch als Pädagogin weiter. Mit Erfolg. Die von ihr geschulte Jugend-Band The Valley gewann jüngst beim Bundeswettbewerb Bands on Stage. Motiviert werden ihre Schüler vor allem durch Spaß. Es ist ein ewig fortwährender Prozess. Man muss Kinder ernst nehmen, einen guten Kontakt zu ihnen aufbauen und dann einfach überlegen, was einen selbst motiviert. 38 Schüler unterrichtet Vera Mittelberger zur Zeit, der jüngste ist erst fünf Jahre alt, nach oben gibt es so gut wie keine Grenzen. Zu Hause muss nicht gesungen werden Buben tun sich da ohnehin ein bisschen schwerer , dennoch freut es sie, dass der Älteste langsam Lust an der Stimme entwickelt. Sie selbst hat einst im zarten Kindesalter auf Vaters Klavier geklimpert und dabei fachmännische Anleitungen erhalten. Er war kein Musiklehrer, aber sehr musikalisch, was der Tochter quasi vererbt wurde. Singen wurde bald ebenso wichtig wie das Klavierspiel. Dieses Instrument hat man ja immer bei sich. Im Alter von fünfzehn, sechzehn Jahren ging es so richtig los, geschult hat sie sich selbst. Für den Blues ist es ohnehin wichtig, dass man seine natürliche Stimme behält, diese ausbaut.
Gefühlvoll, aber kritisch
Songs von Eric Clapton zählen unter anderem zum Repertoire der Band, gerne singt sie auch Lieder von Sue Foley. Die Kanadierin, die auch schon in Vorarlberg auftrat, ist nicht so vielen Leuten ein Begriff, bringt aber jene Emotionen zum Ausdruck, die Vera Mittelberger zusagen. Witzig ist der Blues ja nicht, das weiß eh jeder, aber gefühlvoll. Und dass Frauen dabei gelegentlich über die Männer herziehen, das behagt der Musikerin, Pädagogin und Mutter durchaus.
ZUR PERSON
Vera Mittelberger
Geboren: 1967 in Innsbruck, aufgewachsen in Hard
Ausbildung: Klavierstudium am Konservatorium in Innsbruck, Bass bei Herwig Hammerl
Laufbahn: Lehrerin für Klavier, Gitarre, E-Bass an der Musikschule in Hard, seit neun Jahren bei Gerrys Blues Cats
Wohnort: Hard
Familie: Lebensgemeinschaft, zwei Söhne