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Baby-Tötung lange geplant?

Bild: Andreas Habicher
Bild: Andreas Habicher
Die Wienerin, die verdächtig ist, ihr Baby gleich nach der Geburt erstickt zu haben, dürfte große Angst vor den Folgen der Entbindung gehabt haben. Jedenfalls hat sie ihre Schwangerschaft mit Absicht verheimlicht.

Dass die Frau die Schwangerschaft auch auf mehrmaliges Nachfragen ihrer Mutter verheimlicht hat, weise darauf hin, dass die 25-Jährige die Tat nicht aus akuter Überforderung in einer Kurzschlussreaktion verübt haben dürfte, sondern aus „realen Gründen“ gehandelt haben könnte, meinte Cornel Binder-Krieglstein, Psychologe im Berufsverband der Psychologen (BÖP), im APA-Gespräch.

Neue Schwangerschaft nicht erwünscht?

So könnten etwa aus ihrem Umfeld zuvor Andeutungen gemacht worden sein, dass eine erneute Schwangerschaft nicht erwünscht sei und diese „Konsequenzen“ für die 25-Jährige haben könnte. Oder die junge Mutter, die bereits zwei Kinder hat, könnte Angst davor gehabt haben, dass mit einem Säugling ihr Leben aus den Fugen gerät, vermutete der Experte. Auch psychische Ausnahmesituationen oder psychiatrische Erkrankungen könnten hinter der Tat stecken.

Wer eine Schwangerschaft verheimlicht, habe „nicht zwingend“ die Tötung des Babys nach der Geburt geplant, meinte der Notfallpsychologe. Was sich werdende Mütter von dem Verschweigen erhoffen, sei nur schwer zu beantworten. Die junge Wienerin habe bei ihrem Vorgehen, das neugeborene Mädchen zu verstecken, jedenfalls nicht rational gehandelt. Dafür könne auch der hormonelle Zustand nach einer Entbindung verantwortlich sein.

Trotzdem die 25-Jährige im Bezirk Donaustadt gemeinsam mit ihren Eltern und Großeltern in einem Haus gewohnt hat, „konnte sie ihr soziales Umfeld nicht ausreichend nutzen, um über ihr Problem zu sprechen“, vermutete Binder-Krieglstein. Anscheinend habe die junge Frau keine Möglichkeit zum Austausch mit ihren Verwandten gehabt.

Brauchen Baby-Klappen Beratungsstellen?

Babyklappen dürften Schwangeren in Notsituationen scheinbar keine Hilfe sein, meinte er. Die Einrichtungen, die wenig genutzt würden, seien nicht an deren Bedürfnisse angepasst: So haben die Frauen keine Möglichkeit, zuvor anonym über ihr Problem zu sprechen oder Auskünfte einzuholen, kritisierte Binder-Krieglstein. Andere, bereits vorhandene Beratungsangebote „dürften Mütter nicht anzusprechen“. Der Psychologe riet daher zu einer „Babyklappen-Hotline“.

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