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Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht: Ware kaum aus Österreich

FFP2-Masken aus Österreich scheinen eine Mangelware zu sein.
FFP2-Masken aus Österreich scheinen eine Mangelware zu sein. ©APA/BARBARA GINDL
Die Ausweitung der FFP2-Maskenpflicht bringt eine erhöhte Nachfrage mit sich. Doch österreichische Ware scheint eine Mangelware zu sein.

Ob alle Über-65-Jährigen ihre versprochene FFP2-Maske nächsten Montag tragen werden, ist ungewiss, wie bei der ORF-Sendung "Im Zentrum" am Sonntag bekannt wurde: Noch 900.000 der 1,7 Millionen FFP2-Masken werden laut Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) "bis allerspätestens Ende des Monats" geliefert - nur 200.000 stammen davon aus Österreich. CPA-Masken aus heimischer Produktion sind für Private sogar unverkäuflich, ging indirekt aus einer Anfragebeantwortung hervor.

 Privatkäufer scheiterte beim Kauf von CPA-Masken 

Ein Anwalt, der bereits im April für seine Kanzlei derartige "Corona SARS-CoV-2 Pandemie Atemschutzmaske (CPA)" - ein der FFP2-Maske ähnliches Produkt aus Österreich - erwerben wollte, scheiterte Ende des Jahres erneut beim Kaufversuch. Daraufhin schrieb der Mann an das Gesundheitsministerium und wies darauf hin, dass seines Wissens nach ausreichende Produktions- und Lieferkapazitäten des Herstellers vorliegen würden, um "ganz Österreich mit diesen Masken versorgen zu können. Es ist mir daher unbegreiflich, dass ein innovatives österreichisches Unternehmen durch wie auch immer geartete, mir nicht zugängliche und schon gar nicht verständliche öffentlich rechtliche Restriktionen nicht in der Lage sein darf, Schutzausrüstung für die gesamte Bevölkerung (nicht nur medizinisches Personal) herzustellen und zu verkaufen".

Rund ein Woche später bekam der Mann Mitte November vom Gesundheitsminister beschieden, dass in Österreich nach wie vor "ein dramatisch erhöhter Bedarf nach persönlichen Schutzausrüstungen (PSA) v.a. im Gesundheits- und Pflegebereich" bestehe und auf einen Erlass des Wirtschaftsministeriums vom April verwiesen. Das geht alles aus einer Anfrage von NEOS-Gesundheitssprecher Gerald Loacker an Anschober hervor. Zudem wollte Loacker erfahren, ob es zwischen österreichischen Schutzausrüstungsproduzenten und dem Bund bzw. den Ländern Verträge gibt, die Private vom Kauf dieser Schutzausrüstung ausschließen würde. Anschober antwortete, dass ihm solche Verträge nicht bekannt seien - und verwies erneut auf den CPA-Erlass des Wirtschaftsministeriums. In diesem ist zu lesen, dass CPA-Masken "somit ausschließlich der dringenden Versorgung von medizinischen Fachkräften für die Dauer der derzeitigen Gesundheitsbedrohung" dienen. Sie "dürfen nicht in normale Vertriebskanäle gelangen oder anderen Verwendern zugänglich gemacht werden", heißt es in dem der APA vorliegenden Erlass.

Kritik von NEOS: Produktion in Ö war leeres Versprechen

NEOS-Gesundheitssprecher Loacker kritisierte in diesem Zusammenhang, dass die Ankündigung von Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) im April, dass die heimische Maskenproduktion angekurbelt werde, ein leeres Versprechen war, "wenn man den produzierenden Unternehmen gleichzeitig untersagt, dass sie die Masken, die sie in großer Zahl produzieren, auch in großer Zahl unters Volk bringen". Der Gesundheitsminister hätte "bis heute nicht auf die Reihe gebracht, dafür zu sorgen, dass auch ausreichend hochwertige Schutzmasken für alle verfügbar sind".

Schutzmasken aus österreichischer Produktion werden auch die meisten der Menschen über 65-Jahre nicht erwarten können, denn laut Bundesbeschaffungsbehörde stammen nach Angaben in "Im Zentrum" nur 220.000 aus heimischen Betrieben - der Rest komme aus China. Auf die Frage, ob es angesichts der baldigen Pflicht zur FFP2-Maske nicht genug Masken gebe, oder ob dies eine Preisfrage sei, sagte Anschober: "Selbstverständlich wäre das gut, wenn es heimische Betriebe schnell realisieren können", beides sei aber nicht der Fall gewesen.

Für Nachschub ist aber gesorgt: So gab der österreichische Maskenhersteller Hygiene Austria LP, ein Joint Venture von Lenzing und Palmers, am Montag bekannt, derzeit die Ausweitung der Produktion von FFP2-Masken zu prüfen. Schon jetzt würden monatlich zehn Millionen FFP2-Masken produziert, die reißenden Absatz finden.

FFP2-Maskenproduzent Aventrium: Mit uns hat niemand geredet

Die Grazer Firma Aventrium ist eine von zwei großen FFP2-Maskenproduzenten in Österreich. Doch von der Ankündigung der FFP2-Maskenpflicht durch die Bundesregierung wurde die Medizinprodukte-Firma überrascht. "Mit uns hat bisher niemand geredet", wundert sich Geschäftsführer Dominik Holzner im APA-Gespräch. Hätte jemand die Firma einbezogen, hätte sie sich auf die steigende Nachfrage besser einstellen können. "Es wäre ratsam gewesen, das mit uns im Vorfeld abzuklären."

Die Bestellungen seien "explodiert", schildert Holzner. Alleine am heutigen Tag habe man Bestellungen für 37 Millionen FFP2-Masken erhalten. Der österreichische Markt brauche circa 2,5 Millionen FFP2-Masken täglich. "Das könnten wir alleine abdecken", versichert er. Allerdings hätte man da vorher mit Aventrium Health Care sprechen sollen. Derzeit seien viele Kapazitäten durch die Auftragslage gebunden. Die Firma liefere viel nach Deutschland, in die USA und in andere Länder, die an Atemschutzmasken österreichischer Qualität interessiert seien. Und alleine die Vorlaufzeit für die Kartons, in denen die Masken verpackt und versendet werden, betrage vier bis sechs Wochen.

Ankündigungen der Regierung sorgen für Schwankungen

Der österreichische Markt unterliege starken Schwankungen, einhergehend mit den diversen Ankündigungen der Bundesregierung. So hätte die Ankündigung von Anfang Dezember, dass alle Senioren über 65 Jahren zehn FFP2-Masken gratis erhalten, zunächst zum Einbruch am Maskenmarkt geführt. Doch als die Menschen merkten, dass diese Versprechungen nicht so schnell erfüllt würden, sei die Nachfrage nach den Austro-Masken wieder stark angestiegen. "Wenn man das in Zukunft alles besser koordinieren würde, hätten wir nicht so viel Stress und so hohe Schwankungen", richtet der Firmenchef einen Appell an die Bundesregierung. "Wir sind gut ausgelastet, aber diese Spitzen lösen bei uns viel Stress aus und bei den Kunden Unsicherheit." Man sei "leicht erreichbar", ersucht er die Verantwortlichen um mehr Kommunikation.

Empörung herrscht beim Geschäftsführer über die Ankündigung, dass die Masken in den Supermärkten zum Selbstkostenpreis verkauft werden sollen. Von einer Preisspanne zwischen 50 Cent und einem Euro sei da gestern die Rede gewesen. Doch alleine die Kosten für die Mitarbeiter betrügen pro Maske 29 Cent, und da seien noch keine Materialkosten, keine Kosten für Vertrieb und Büro enthalten, erläutert Holzner. Bei der Qualität und bei den Mitarbeitern - rund 120 Personen arbeiten bei der steirischen Firma und produzieren in Graz Masken - wolle man aber nicht sparen. "Auf Teufel komm raus" werde er nicht mit dem Preis hinuntergehen, da beliefere er lieber andere Händler, Firmen und Apotheken.

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(APA/Red)

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