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Auswege aus dem Verkehrskollaps bescheren ausgebuchten Kinosaal

Im GUK Feldkirch war der Kinosaal bei „Der Automobile Mensch“ bis auf den letzten Platz besetzt.
Im GUK Feldkirch war der Kinosaal bei „Der Automobile Mensch“ bis auf den letzten Platz besetzt. ©Henning Heilmann
Filmemacher Reinhard Seiß präsentierte „Der automobile Mensch“ im GUK Feldkirch.
Filmvorführung "Der automobile Mensch" im GUK Feldkirch

FELDKIRCH Der aktuelle Film „Der Automobile Mensch“ des Stadtplaners Reinhard Seiß ist ein Plädoyer für eine grundlegende Verkehrswende. Eine solche scheint ihm unerlässlich, wenn Klimaschutz ansatzweise Erfolg haben soll. Im GUK Feldkirch stellte sich der Filmemacher nach dem Film den interessierten Fragen vieler Zuschauer.

Verkehrte Weichenstellungen 

In vier Jahren sammelte der Regisseur für die bis zu 400 Minuten lange Dokumentation Filmmaterial, das sowohl negative als auch positive Beispiele der Verkehrspolitik zeigt.

Insgesamt ist in Österreich das Schienennetz um knapp 700 Kilometer geschrumpft. Vielerorts seien vor den Städten große Einkaufscenter mit Parkplätzen errichtet worden, was wie in Bludenz zum Aussterben der Geschäfte und Gastronomie in der Innenstadt führe. Als Paradebeispiel einer misslungenen Verkehrspolitik wurde Niederösterreich präsentiert. Hier wurden die meisten Bahnstrecken stillgelegt, stattdessen habe man lieber in teure Ortsumfahrungen investiert. Doch auch beim Nachbarn Liechtenstein laufe vieles in die falsche Richtung. Der S-Bahn-Ausbau wurde per Volksabstimmung abgelehnt, stattdessen fordern viele eine Unterführung der Bahn.

Mit Fokus nach vorn zeigt der Film aber auch positive Beispiele, die Hoffnung machen sollen. In Ulm wurden Straßen zurückgebaut, neue Häuser mit Wohnraum sind entstanden. Auch mit Blick in die die Schweiz wird allerhand Positives und Innovatives aufgezeigt, wie zum Beispiel das autofreie Zermatt und der hohe Güterverkehrsanteil bei der Bahn. In der Hauptstadt Zürich wird sogar der Sperrmüll mit der Straßenbahn eingesammelt.

In Vorarlberg sieht Seiß sowohl Licht- als auch Schattenseiten der Verkehrspolitik nah beieinander. „Weit vorne ist Vorarlberg bei seinem Busnetz mit anständigem Takt und guter Anbindung in den ländlichen Raum. Sehr gut ist auch der Radverkehrsanteil. 18 Prozent der Wege legen Vorarlberger mit dem Rad zurück, doppelt so viel wie in Wien. Negative Beispiele sind aber der Stadttunnel mit über 300 Millionen Euro Kosten, die Autobahnabfahrt Bürs und die S18“, erklärte der Dokumentarfilmer und Verkehrsexperte. Es wundere ihn, warum Vorarlberg die Verkehrswende nicht konsequent weitertreibt.

Viele interessierte Beteiligte

Den Filmabend moderierte Friederike Egle von der Initiative stattTunnel, die sich bei allen Beteiligten bedankte, dass die Vorführung im GUK Feldkirch ermöglicht wurde. Im Anschluss an den Film fand eine angeregte Diskussion mit den Kinobesuchern statt. „Es wäre wichtig, den Verantwortlichen diesen Film zu zeigen“, erklärte Manuela Zech.

Zu der restlos ausgebuchten Kinoveranstaltung im großen Kinosaal des GUK Feldkirch luden die Initiative „Statt Tunnel“, Feldkirch blüht, Großeltern für Enkelkinder, Mobilitätswende jetzt, Klimakampagne Vorarlberg und der Alpenverein ein. An der Filmvorführung und an der Diskussion nahm auch Umweltschutzstadtrat Clemens Rauch teil. HE 

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