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Austria verließ Hütteldorf mit weinendem Auge

Cupsieger Austria hat Hütteldorf am Sonntagabend mit einem Punkt und laut Trainer Georg Zellhofer auch mit „einem weinenden Auge“ verlassen.

Nach dem 0:0 im großen Wiener Derby gegen Rekordmeister Rapid war man sich im Lager der Favoritner einig, dass man eine große Chance auf den prestigeträchtigen Sieg über den Erzrivalen vergeben hat. „Drei Mal alleine vor Helge Payer zu stehen, passiert einer Mannschaft im Hanappi nicht oft“, brachte es Zellhofer nach spannenden, aber nicht gerade hochklassigen 90 Minuten auf den Punkt.

Besagter Helge Payer, der Rapid in den „englischen“ Wochen schon einige Male vor einem sicher scheinenden Gegentor bewahrt hatte, stieg mit drei Rettungs-Taten gegen Kuljic (zweimal) und Ertl zum Helden des 250. Meisterschaftsderbys auf. Der ÖFB-Torhüter mit dem großen Ziel EURO 2008 schilderte seine viel umjubelten Abwehraktionen gänzlich unspektakulär: „Im Duell eins gegen eins mit einem Stürmer hat man als Torhüter nur die Chance, sich groß zu machen.“ Auf die Frage, ob solche Aktionen für einen Goalie denn normal wären, antwortete Payer lächelnd: „Nein, aber ich arbeite daran, sie zur Gewohnheit werden zu lassen.“

Von Knallkörpern der Austria-Fans, die nach der Pause unmittelbar neben ihm hochgingen, zeigte sich der Rapid-Keeper unbeeindruckt:
„Natürlich ist das sehr unangenehm, aber als Goalie muss man das aushalten.“ Sein Trainer Peter Pacult wusste nach Schlusspfiff, wem das größte Lob des sonnigen Spätnachmittags gebührte: „Wir müssen uns bei Helge Payer bedanken. Wenn die Austria in der zweiten Hälfte das 1:0 macht, weiß ich nicht, ob wir noch die Energie aufbringen und uns zurück kämpfen.“

Nach einigen Wochen Doppelbelastung und „Drei-Tages-Rhythmus“ betonte der Rapid-Coach: „Man hat ganz klar gesehen, dass der Wille der Mannschaft da war. Aber nach diesen anstrengenden Wochen haben wir nichts mehr zusetzen können. Unter dem Strich müssen und können wir mit diesem Punkt leben.“ Trotz Umstellungen in der Abwehr – Martin Hiden wurde zum Außenverteidiger „umfunktioniert“ – hielt Pacult fest: „Es war das dritte Spiel in Folge zu Null, das darf man nicht vom Tisch wischen. Abgesehen davon hatten wir auch unsere Torchancen.“

Für Gegenüber Zellhofer stand trotz vergebener Siegchance fest:
„Wir haben Selbstvertrauen demonstriert, sind gut aufgetreten. Kein Vorwurf an Sanel Kuljic, er hat heute in Payer einfach seinen Meister gefunden.“ Der Oberösterreicher zeigte sich vom Niveau des insgesamt 282. Wiener Derbys (61. Unentschieden) angetan: „Es war ein gutes Derby mit hohem Tempo, ein offener Schlagabtausch. Nur die Tore haben gefehlt.“

Kuljic, der die jüngsten drei Tore der Austria erzielt hatte, sich gegen Rapid aber nicht im Stile eines „Knipsers“ präsentierte, fand ehrliche und selbstkritische Worte: „Wir haben heute eindeutig zwei Punkte verloren, natürlich auch wegen mir.“ Und Ertl, der in der zweiten Hälfte ebenfalls alleine vor Payer vernebelt hatte, stieß ins selbe Horn: „Diese Chancen muss man einfach machen. In der zweiten Hälfte waren wir dem Sieg näher.“

Dass es ein alles in allem gerechtes Unentschieden war, darüber war man sich aber in beiden Lagern einig. Auch Mario Tokic meinte nach seinem ersten Derby in Grün-Weiß: „Diesen einen Punkt haben sich beide Mannschaften verdient.“ Der Kroate berichtete von einem sehr fairen Duell mit seinen Ex-Kollegen, die Beschimpfungen und deutlich unter der Gürtellinie angesetzten Spruchbänder seitens der Austria-Fans nahm er laut eigenen Angaben nicht wahr: „Von den Sachen auf der Tribüne habe ich nichts mitbekommen.“

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