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Ausstellung "Hyper Real" im MUMOK

Ein kurzer Blick reicht meist nicht aus, um Werke des Fotorealismus eindeutig als Gemälde zu identifizieren. Das Wiener Museum Moderner Kunst (MUMOK) widmet sich dieser Stilrichtung der Malerei in der Ausstellung "Hyper Real", die am Donnerstag vorgestellt wurde.

Von Freitag, den 22. Oktober, bis 13. Februar sind knapp 250 Arbeiten zu sehen. Die Schau gewährt einen Einblick in die Sammlung Peter und Irene Ludwig und wurde aus Beständen von fünf Ludwig Museen und weiteren Leihgaben zusammengestellt.

Die neue MUMOK-Direktorin Karola Kraus, seit 1. Oktober im Amt, zeigte sich erfreut darüber, dass diese Werke “nun wieder vereint” gezeigt werden können: “So komplex war die Sammlung Ludwig noch nie zu sehen.” Susanne Neuburger, Kuratorin der Schau, sprach über die Hintergründe des Fotorealismus, der “zwar ein amerikanisches Phänomen ist, aber stark mit Europa verbunden ist”. So habe etwa die klassische europäische Malerei mit Künstlern wie Vermeer einen wesentlichen Einfluss auf die Arbeiten der Fotorealisten ausgeübt. Aber auch ein Zusammenhang mit Pop Art sei vorhanden, weshalb Werke von Künstlern wie Andy Warhol, Jasper Johns oder Roy Lichtenstein in der Schau vertreten sind.

Die Arbeiten, die seit den 1960er Jahren entstanden sind, haben meist eine Fotografie als Vorlage, es wurden aber auch Zeitungsausschnitte, Postkarten oder Werbematerial von Künstlern wie Ralph Goings, Richard McLean, Malcolm Morley oder Chuck Close zu “hyperrealistischen” Bildern verarbeitet. Die Fotografie stand dabei nicht als Kunstform im Mittelpunkt, sondern “lediglich als Werkzeug”, wie Neuburger betonte. Thematisch widmete man sich teils banalen Alltagsbetrachtungen. So finden sich auf den Bildern John Salts großteils Autowracks, während Pferdemotive die Arbeiten McLeans bestimmen.

Eines der Hautwerke des Fotorealismus ist “Air Stream” (1970) von Goings, das auch als Titelbild der Ausstellung fungiert. Es zeigt einen Wohnwagenanhänger auf einem Highway-Parkplatz und besticht neben der enorm detaillierten Darstellung mit unzähligen Spiegelungseffekten. Ein weiteres Beispiel für diesen Aspekt ist Don Eddys “Untitled (Volkswagen)” (1971), das durch eine Spiegelung auf der Radkappe “den Außenraum ins Bild einbezieht”, so Neuburger. Die Motive der ausgestellten Werke reichen von Zementfabriken über Friedhöfe und Interieurgemälden bis zu Gebäudeansichten.

Drei riesige Bilder des deutschen Fotografen Thomas Struth zeigen ein Museumspublikum, wodurch der Betrachter sich quasi selbst gegenübersteht und mit einer emotionalen Bandbreite von gelangweilt bis fragend und interessiert konfrontiert wird. Neben Gemälden und Fotografien sind auch Installationen und Skulpturen zu sehen, auf einer der insgesamt drei Ebenen widmet sich die Schau u.a. dem Verhältnis von Pornografie und Kunst. Entstanden ist die Ausstellung in Zusammenarbeit mit dem Ludwig Forum Aachen und dem Ludwig Museum in Budapest, wo sie im Laufe des kommenden Jahres ebenfalls zu sehen sein wird.

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