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Aus für Speicherteich-Projekt im Montafon

So hätte der geplante Speicherteich aussehen sollen
So hätte der geplante Speicherteich aussehen sollen ©Silvretta Montafon
Die Silvretta Montafon zieht sich aus dem laufenden Verfahren für das Projekt Speicherteich Schwarzköpfle zurück - VP: "Stopp ist ein weitreichender Rückschlag für Tourismusbranche und Region"
Speicherteich wird überarbeitet
Kritik am Speicherteich-Projekt

Die Silvretta Montafon begründet den Schritt damit, dass es trotz positivem Bescheid im Beschwerde- und Instanzenweg immer wieder zu Verzögerungen gekommen sei. Eine Realisierung des 2014 begonnenen Projektes sei deshalb nach wie vor nicht absehbar. Außerdem geht die Silvretta Montafon davon aus, dass sich der Behörden- und Instanzenweg im laufenden Verfahren weiter verlängert hätte.

Der derzeit vorliegende Antrag wird deshalb offiziell zurückgezogen, stattdessen sollen neue Wege evaluiert werden, wie die Wasserversorgung für die Beschneiungsanlagen im Nova-Gebiet sichergestellt werden kann, lässt die Silvretta Montafon in einer Aussendung wissen.

"Nicht mehr vertretbar"

„Es ist für uns unternehmerisch nicht mehr vertretbar, diesen Weg, von dem wir weder Dauer noch Ende abschätzen können, weiterzugehen. Die letzte, durch die Corona-Krise abrupt verkürzte Saison, hat uns sehr deutlich gezeigt, wie wichtig Planbarkeit ist“, betont Martin Oberhammer, Geschäftsführer der Silvretta Montafon.

Langjähriger Zwist

Der Zwist um die Errichtung des Speicherteichs Schwarzköpfle ging bereits im Jänner 2020 in die vorerst letzte Runde. Mitte Dezember hatte die Landesregierung befunden, dass für die Errichtung des Speichersees im Skigebiet der Silvretta Montafon keine Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) erforderlich sei. Naturschutzanwältin Katharina Lins erhob beim Bundesverwaltungsgericht in Wien Einspruch gegen diese Entscheidung.

VP: "Stopp ist ein weitreichender Rückschlag für Tourismusbranche und Region!"

Mit Verständnis und Bedauern nimmt VP-Wirtschaftssprecherin Monika Vonier die heute bekannt gewordene Entscheidung der Silvretta Montafon Bergbahnen GmbH zur Kenntnis, dass sie das Projekt Speicherteich „Schwarzköpfle“ im  Montafon vorerst nicht weiterverfolgen wird:

„Angesichts der herausfordernden wirtschaftlichen Situation in der Tourismusbranche wäre eine so bedeutende Investitionsentscheidung von großer Tragweite gewesen. Sie hätte für Aufbruchstimmung sorgen können, die für die ganze Tourismusbranche und Region positive Auswirkungen gehabt hätte. Für die entscheidende Frage der Schneesicherheit gibt es somit im Moment leider keine Perspektive.“   

Diese Entscheidung ist für Vonier zu akzeptieren und auch nachvollziehbar. Bereits im Jahr 2014 wurde mit diesem Projekt begonnen, bis heute ist nicht klar, ob, wann und wie eine Realisierung erfolgen kann. Bedauerlich in diesem Zusammenhang sei auch, dass sämtliche Vorschläge in Richtung Kompromissfindung und Projektüberarbeitung leider nicht aufgenommen wurden.

Komplexes Genehmigungsverfahren ist zu hinterfragen

Die offenkundige Komplexität und Dauer des Genehmigungsverfahrens für den nun nicht realisierten Speicherteich ist für Vonier Anlass, solche Behördenverfahren auf ihre Effizienz zu hinterfragen: „Mir ist bewusst, dass in solch einem Genehmigungsverfahren zahlreiche Aspekte Berücksichtigung finden müssen. Allerdings darf dies nicht dazu führen, dass wirtschaftlich notwendige und für ganze Regionen und Branchen relevante Investitionen über Jahre hinausgeschoben werden müssen, oder wie im aktuellen Fall am Ende gar nicht getätigt werden. Ich wünsche mir in Zukunft deutlich effizientere Genehmigungsverfahren mit einer klar definierten Verfahrensdauer.“

Schneesicherheit bleibt Erfolgsfaktor im Wintertourismus

"Klar ist, Schneesicherheit wird auch in Zukunft einer der entscheidende Erfolgsfaktoren im Wintertourismus sein. Gäste, MitarbeiterInnen und Touristiker brauchen eine gewisse Planbarkeit. Der Corona-Lock-Down hat uns deutlich aufgezeigt, welche wirtschaftlichen existenziellen Auswirkungen eine Verkürzung der Wintersaison mit sich bringt."

Eine zukunftstaugliche Schneesicherheit sei nach wie vor eine Notwendigkeit, von der viele weitere Investitionen im Tourismus abhängen und für die es eine Lösung braucht“, so die Landtagsvizepräsidentin abschließend.

Grüne: "Einlenken in letzter Sekunde"

„Das Zurückziehen der Projektanträge Speichersee Schwarzköpfle ist ein Einlenken der Betreiber in letzter Sekunde. In Zeiten der Klimakrise geht es darum, naturverträglichen Winter- und Sommertourismus zu pushen. Denn ohne intakte Natur, gibt es keinen nachhaltigen Tourismus in unseren Bergen“, freut sich Daniel Zadra, Grüner Klubobmann, über den Rückzug aller Projektanträge der Silvretta Montafon (SIMO). Den Rückzug wertet Zadra auch als Eingeständnis der Betreiber, die im letzten Moment die Reißleine gezogen hätten: „Ein solches Mammutprojekt ist völlig aus der Zeit gefallen.“

Rückzug mit Signalwirkung

„Die Gutachten, wissenschaftlichen Studien und Beiträge aus der Zivilgesellschaft haben Wirkung gezeigt. Nun geht es darum, in den nachhaltigen Sommer- wie Wintertourismus zu investieren“, gratuliert Zadra allen Beteiligten zu diesem Etappensieg. „Mein besonderer Dank gilt den Naturschutzorganisationen, die den Fall vor das Bundesverwaltungsgericht in Wien gebracht haben“, so der Grüne Klubobmann.

Großprojekte wie dieses seien tiefe Einschnitte in die Montafoner Berglandschaft, beeinträchtigen Natur und Tierwelt und erschweren die Entwicklung eines nachhaltigen Tourismus, sagt Zadra abschließend: „Wachstum hat seine Grenzen. Und manchmal muss man Wachstum in seine Grenzen weisen."

(red)

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