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Aus für Lobautunnel laut ÖAMTC schlecht für Umwelt

Der Bau des Lobautunnels würde die Umwelt laut ÖAMTC entlasten.
Der Bau des Lobautunnels würde die Umwelt laut ÖAMTC entlasten. ©APA/HANS KLAUS TECHT
Eine Verschiebung oder Verhinderung des Lobautunnels spart laut ÖAMTC keine CO2-Emissionen und Kosten ein. Im Gegenteil: Es sorgt sogar für eine höhere Belastung bei Umwelt und Betroffenen.
Demo gegen Lobautunnel
Projektgegner zu Lobautunnel

Der ÖAMTC hat Berechnungen zur geplanten wie auch umstrittenen Lobautunnel in Wien angestellt, mit - laut eigenen Angaben - unerwarteten Konsequenzen.

Aus führt laut ÖAMTC zu höherer Umweltbelastung

"So überraschend das auch klingen mag: Eine Verschiebung oder gar Verhinderung des Lobautunnels spart keine CO2-Emissionen und Kosten ein, sondern sorgt für eine höhere Belastung bei Umwelt und Betroffenen", sagte Bernhard Wiesinger, Leiter der ÖAMTC-Interessenvertretung, am Dienstag in einer Aussendung.

Grund dafür sind die häufigen Überlastungs-Staus auf der Südost Tangente (A23), die erst nach dem Bau des Lobautunnels der Vergangenheit angehören würden. "Jedes Jahr, in dem der Lobautunnel später fertiggestellt wird, entstehen auf der überlasteten Südost Tangente über 500 Millionen Euro an vermeidbaren Staukosten. Zusätzlich werden beinahe 75.000 Tonnen an Treibhausgasen freigesetzt - mehr als eineinhalbmal so viel, wie der gesamte Inlandsflugverkehr pro Jahr produziert", führte Wiesinger weiter aus.

UVP-Verfahren als Grundlage für Berechnungen

Als Grundlage für die Berechnungen des ÖAMTC diente das UVP-Verfahren für die S1 - die geplante Nordostumfahrung samt Lobautunnel ist ein Verlängerung davon -, in dem für die A23 je nach Abschnitt eine Entlastungswirkung zwischen zehn und 29 Prozent festgestellt wurde. Aus den Erfahrungen der Vergangenheit wiederum ergebe sich, dass es auf der Südost Tangente 45 Wochen pro Jahr durchschnittlich an vier Tagen die Woche für sechseinhalb Stunden in jede Richtung auf sechseinhalb Kilometern zu Stau und Verzögerungen komme, hieß es. "Unsere Annahmen sind durchwegs vorsichtig. Wir gehen davon aus, dass in den Staubereichen Pkw im Schnitt anstatt 80 und Lkw anstatt 60 nur mit 15 km/h unterwegs sind", so Wiesinger.

Die Debatte rund um den seit Jahren umstrittenen Lobautunnel ist jüngst erneut aufgeflammt, als bekannt wurde, dass Umwelt- und Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) derzeit das Bauprogramm der Asfinag evaluieren lässt und damit die Planung für diese Vorhaben zumindest bis Herbst gestoppt sind. Zu den Projekten, die gecheckt werden, zählt eben auch die Nordostumfahrung.

Ludwig kündigte bei Stopp bereits juristische Schritte an

Was die Evaluierung konkret bedeutet, ist zwar noch offen, Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) kündigte bei einem Stopp vorsorglich aber bereits juristische Schritte an. Verkehrs- und Planungsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) warnte auch davor, dass ein Aus der S1-Verlängerung auch unweigerlich ein Aus für die Stadtentwicklung rund um das Flugfeld Aspern bedeuten würde. Wohnungen für 60.000 Menschen könnten damit nicht gebaut werden.

Auf der anderen Seite stehen die Projektgegner und Klimaschützer, die vor einigen Tagen im Zuge einer Großdemonstration zu Tausenden in der Innenstadt einen endgültigen Baustopp für den Lobautunnel forderten. Am heutigen Dienstag kritisierte außerdem die Umweltorganisation Virus: "Sima und Ludwig flüchten sich hier in Panikmache und Desinformation. Die Misere bei Seestadt, S1-Spange und Stadtstraße Aspern hat die Stadt Wien mitzuverantworten, dass die Seestadt Nord an den Autobahnen hängt wurde so beantragt und dass nun die S1-Spange Seestadt nicht so weit ist, geht voll auf Kosten von Sima. Auch dem Lobautunnel fehlen noch die Bewilligungen", sagte Virus-Sprecher Wolfgang Rehm in einer Aussendung.

So sei die Errichtung bzw. der Betrieb von vielen Baufeldern der Seestadt Nord im Bescheid über die Umweltverträglichkeitsprüfung an die Stadtstraße und die S1 Spange Seestadt (und damit an die S1 Lobauautobahn) geknüpft worden, dies jedoch nur deshalb weil das genau so beantragt worden sei, hieß es in der Aussendung. "Es handelt sich dabei um eine bewusst herbeigeführte Verknüpfung, um absichtlich eine Notsituation herbeizuführen, wenn die Prestige-Straßenprojekte nicht kommen", vermutete Rehm.

Auch der ÖAMTC wies in seiner heutigen Aussendung darauf hin, dass eine mehrjährige Verzögerung für die Fertigstellung der S1 außerdem im Raum stehe, weil aufgrund des Ausbaus der Bahnstrecke Richtung Bratislava möglicherweise der Wasserrechts-Bescheid für das Lobautunnel-Projekt seine Gültigkeit verlieren könnte und das wasserrechtliche Verfahren neu aufgerollt werden müsse.

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(APA/Red)

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