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"Aus dem Bauch heraus"

Seit fünf Jahren läuft im Krankenhaus Göttlicher Heiland das Programm „Young Mum“. Junge Schwangere werden bis zur Geburt und darüber hinaus begleitet.

Das Haus Lena liegt etwas versteckt neben dem Krankenhaus Göttlicher Heiland in der Dornbacher Straße 30. Es ist das Beratungs- und Betreuungszentrum für Schwangerschaft, Geburt und Eltern-Alltag des Dornbacher Spitals. Die Leiterin des Hauses, Uschi Reim-Hofer, sitzt gemeinsam mit Primar Dr. Albert Mayer, dem Vorstand der Abteilung für Geburtshilfe und Gynäkologie, und Ingeborg Pichler, die für die Öffentlichkeitsarbeit des Krankenhauses zuständig ist, in ihrem Büro. Beim gemeinsamen Gespräch fällt der Blick auf ein Schwarz-Weiß-Foto, das an der Wand über dem Schreibtisch hängt und auf dem zwei Kinder zu sehen sind. „Das bin ich bei meinem ersten Kuss. Da war ich noch sehr jung”, schmunzelt die Hebamme und Leiterin des Hauses Lena.

Sehr jung sind in der Regel auch die schwangeren Mädchen, mit denen Reim-Hofer täglich zu tun hat. Sie ist eine der treibenden Kräfte hinter dem Projekt „Young Mum”. „Young Mum” begleitet seit dem Jahr 2003 schwangere Teenager hin zur Geburt und darüber hinaus. „Wir hatten immer wieder mit sehr jungen Müttern zu tun”, erinnert sich die Hebamme. Reim-Hofer hatte damals die Idee, etwas für diese Teenager zu tun, das über die damals normale Beratung hinausging. Reim-Hofer: „Mein Projektvorschlag ist sofort auf offene Ohren gestoßen.” Primar Dr. Albert Mayer war einer jener Menschen, die von dem Vorschlag – der damals noch „Babydoll” hieß – sofort überzeugt waren: „Das Projekt ist eigentlich aus dem Bauch heraus entstanden. Die Frau Reim-Hofer hat damals erkannt, dass es kaum jemanden gibt, der sich mit diesem Thema beschäftigt.” Mittlerweile ist eine Erfolgsgeschichte daraus geworden.

„Young Mum” unterstützt Teenager aber nicht nur während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett; auch im ersten Jahr nach der Geburt ist das Team für die jungen Mütter da. Die Unterstützung geht dabei weit über die medizinische Begleitung hinaus. Den Mädchen stehen Hebammen, eine Psychotherapeutin, Sozialpädagogen und natürlich Frauenärzte zur Seite. „Zudem versuchen wir auch Familie, Freunde und Partner der Schwangeren miteinzubeziehen”, erklärt Reim-Hofer das Konzept.
Aber gerade bei den Partnern der jungen Mütter ist das nicht immer einfach. „Der größte Teil der Mädchen ist spätestens ein paar Monate nach der Geburt alleinerziehend”, gibt die Hebamme zu. Sie habe oft das Gefühl, dass den Burschen der Verantwortungsdruck zu hoch sei. Zudem würden sie viel zu wenig auf die Vaterrolle vorbereitet. In der Regel fehle den jungen Vätern wohl selbst ein gesundes Vaterbild. „Aber das ist nur meine Meinung”, so Reim-Hofer. „Wenn die Burschen aber bereit sind, Verantwortung zu übernehmen, werden sie auch sehr stark miteinbezogen.”

Eine besonders wichtige Rolle spielen die Mutter-Kind-Gruppen. Hier werden die jungen Mütter einerseits nach der Geburt von „Young Mum” weiterbetreut und andererseits bleiben die Mädchen unter-
einander in Kontakt. Uschi Reim-Hofer: „Da werden wirkliche Freundschaften geschlossen, die sehr wichtig für die jungen Mütter sind.” Zudem haben die Kursleiterinnen in ihren Gruppen die Möglichkeit zu beobachten, wie die Mädchen mit ihren Kindern umgehen. Wenn das „Young Mum”-Team merkt, eine Mutter kommt mit ihrem Kind nicht klar, wird sie von einer Psychotherapeutin betreut. „Die macht ihre Arbeit sehr gut und steht hinter den Mädchen, was diese auch spüren”, lobt Reim-Hofer ihre Kollegin Ursula Göbel. Besonders schwierige Fälle werden auch an das Sozialamt weitergeleitet. Das geschieht in der Regel immer in Absprache mit den Betroffenen. „Wir werden – außer es ist Gefahr in Verzug – nicht tätig ohne mit den Mädchen Rücksprache zu halten”, präzisiert die Leiterin des Hauses Lena. „Wir versuchen, die Mädchen zu mehr Verantwortung zu erziehen. Wenn sie mit einem Kind leben wollen, müssen sie lernen – so blöd das jetzt klingt – ihren Mann zu stehen.”

Alexander Schöpf

 

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