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Aufstehen statt groß feiern

Doren - Jürgen Loacker leitet die zweite Gruppe, die Flutopfern in Nord­albanien hilft.

Silvester spielt sich für Jürgen Loacker heuer nicht. Statt feiern bis zum Morgengrauen heißt es in aller Herrgottsfrühe aufstehen. Der Feuerwehrmann aus Doren leitet die zweite Gruppe, die der von einem Hochwasser schwer geprüften Bevölkerung in Nordalbanien bei den Aufräumungsarbeiten helfen soll. Gemeinsam mit seinen Kollegen, Wolfgang Giselbrecht und Philipp Sinz sowie weiteren sechs Wehrmännern aus dem ganzen Land macht sich Jürgen Loacker am 1. Jänner auf den langen Weg ins Katastrophengebiet. Was sie dort erwartet, weiß er nicht. Doch das erscheint ihm ohnehin nebensächlich. „Es geht darum, Hilfe zu leisten. Je mehr, umso besser“, meint er schlicht. Und betont: „Wir sind motiviert.“

Schnelle Hilfe

Intensive Regenfälle führten Mitte Dezember in vielen Balkanstaaten zu verheerenden Überschwemmungen. Besonders betroffen war der Norden Albaniens, wo Flüsse und Seen über die Ufer traten und große Teile des Landes bis zu zwei Metern unter Wasser setzten. Menschen, die ohnehin nicht viel hatten, verloren auch noch das Letzte. Die breite Öffentlichkeit nahm kaum Notiz davon, wohl aber das Land Vorarlberg, dem Albanien schon lange durch zahlreiche Unterstützungsaktionen verbunden ist. Mit den Feuerwehren und dem Landesfeuerwehrverband wurde neuerlich schnell und unbürokratisch ein Projekt auf die Beine gestellt. Als dringend notwendig erwies sich Hilfe beim Abpumpen des Wassers aus den Häusern und bei der Säuberung von Wohnräumen. Gleich nach den Feiertagen reisten 15 Experten mit technischem Gerät nach Nordalbanien. Zudem schickte das Land drei Lkws mit Decken, Bettwäsche, Winterbekleidung und Grundnahrungsmitteln ins Krisengebiet.

Nicht lange überlegt

Am 2. Jänner wird die Gruppe von Jürgen Loacker und seinem Team abgelöst. Acht Tage bleiben die Männer dort, pumpen weiter Häuser aus, helfen beim Aufräumen und wickeln die Verteilung der Hilfsgüter vor Ort ab. „Die Lage im betroffenen Gebiet ist sehr ernst“, so die Einschätzung von Loacker. Er kennt die Situation zwar erst von Bildern. Aber eines ist ihm klar: „Wir werden da tief im Dreck stecken.“ Der Vater von zwei Kindern brauchte nicht lange zu überlegen, als die Anfrage vom Landesfeuerwehrverband kam. „Es war eine schnelle Bauchentscheidung“, sagt Jürgen Loacker, der sich seit fünf Jahren bei der Feuerwehr Doren engagiert. Nach dem Ende seiner aktiven Fußballzeit ging er zur Feuerwehr. Auch die halbe Verwandtschaft dient dort. Gleichzeitig wechselte er den Job und machte das neue Hobby auch noch zum Beruf. Der Dorener baut nämlich Feuerwehrfahrzeuge bei der Firma Walser.

Familie zeigt Verständnis

Gleichgesinnte in Sachen Hilfsaktion fand er in Wolfgang Giselbrecht und Philipp Sinz. Der eine ein Feuerwehr-Urgestein, der andere mit 20 ein Feuerwehr-Benjamin, doch nicht minder motiviert. „Ich wusste, die würden mitmachen“, erzählt Jürgen Loacker. Und er täuschte sich nicht. Verständnis kommt auch von der Familie. „Natürlich würden die Kinder lieber mit mir Ski fahren gehen“, räumt der Vater ein. Doch dann zeigte er ihnen die Bilder aus Albanien und sie haben verstanden. Nun geht es in der Neujahrsnacht eben los. Geldspenden, die das Leid der Menschen zusätzlich lindern sollen, können den Helfern aus Doren übrigens direkt mitgegeben werden.

Zur Person

Jürgen Loacker
Geboren: 18. Oktober 1969 in Dornbirn
Familienstand: verheiratet, 2 Kinder
Beruf: Angestellter und Produktionsleiter
Hobbys: die Feuerwehr, Fußball, Ski fahren, Laufen

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