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Aufschluss über wahre Stärke

Die eindrucksvolle Triumphfahrt von Michael Schumacher und Ferrari im ersten Saisonlauf ließ Erinnerungen wach werden an das Jahr 2002, in dem die Scuderia mit dem F2002 über ein wahres „Wunderauto" verfügt hatte.

Im als „rote Göttin” gepriesenen Dienstwagen waren „Schumi” (11) und Rubens Barrichello (4) zu 15 Siegen (neun davon Doppelerfolge) in 17 Rennen gereist, wobei der Deutsche bereits am 21. Juli als Champion festgestanden war – so früh wie kein anderer Pilot in der Königsklasse des Motorsports zuvor.

Eine ähnlich langweilige Saison scheint auch heuer möglich, doch noch bleibt den anderen Teams die Hoffnung auf Malaysia, wo mit Temperaturen von bis zu 40 Grad Celsius im Schatten extreme Bedingungen herrschen. Bei solchen Hitzeschlachten waren nämlich die anderen Top-Rennställe, die im Gegensatz zu Ferrari nicht auf die japanischen Bridgestone-, sondern die französischen Michelin-Reifen vertrauen, bisher im Vorteil. Aber vielleicht setzt es, wie vom in Melbourne hinter Schumacher und Barrichello drittplatzierten Renault-Piloten Fernando Alonso befürchtet, auf dem Kurs in Sepang gleich die nächste Ohrfeige für McLaren-Mercedes und Co.

In Australien ging der neue F2004 jedenfalls wie die Feuerwehr. Um zumindest 34,673 Sekunden verblies Schumacher die Konkurrenz der „Roten” und als einziges Team wurde Williams-BMW nicht überrundet. „Das war ein perfektes Wochenende. Ich bin im besten Team der Welt, bei dem eine fantastische Atmosphäre herrscht”, frohlockte „Europas Sportler des Jahres 2003″ nach dem ungefährdeten Start-Ziel-Sieg. Seine Lockerheit, das neue Wunderauto und die Reglementänderungen, Stichwort Automatikverbot, machen Schumacher auch heuer wieder zum Titelfavoriten Nummer eins.

Dabei hatten im Vorfeld des WM-Auftakts die meisten Experten von den enormen Vorteilen der Michelin-Gummis geschwärmt, von einem viel zu konservativ konstruierten F2004 berichtet und schon voreilig das Ende der Ära Schumacher verkündet. Selbst Formel-1-Boss Bernie Ecclestone posaunte hinaus, dass er sein Geld auf Vizeweltmeister Kimi Räikkönen setzen würde. Doch schon nach dem Qualifying bereute der kleine Engländer diesen WM-Tipp und befürchtet nun ein ähnliches „Desaster” für die Ferrari-Konkurrenten wie vor zwei Jahren.

Als echte Katastrophe erwies sich jedenfalls der neue, nicht nur für Niki Lauda „perverse” Zeitplan der FIA: In den Freien Trainings bekommen die Fans nun in erster Linie auf Grund des neuen Motorschonungs-Reglements vor allem die Ersatzfahrer zu sehen, und das Qualifying, das nun am Samstagnachmittag in zwei Sessions gefahren wird, dauerte bereits in Melbourne mit fast zwei Stunden um fast 30 Minuten länger als das Rennen, in dem die Zuschauer über weite Strecken ähnliche Langeweile erlebten wie Tags zuvor im „Einzelzeitfahren”. Einziger Höhepunkt war der auf Grund der nur zweiminütigen Pause zwischen den beiden Qualifyings improvisierte Boxenstopp von Minardi, da der ungarische „WM-Statist” Zsolt Baumgartner als Langsamster der ersten Session gleich wieder auf den Kurs musste.

Bei einige Teamchefs läuten bereits die Alarmglocken, sie fordern eine Änderung des neuen Zeitplans, den sie erst im Vorjahr einstimmig beschlossen haben, um die Formel 1 für das Publikum wieder interessanter zu machen.

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