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Aufregung um Feldkircher Jugendstrategie

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In der Montfortstadt soll die Offene Jugendarbeit in die städtische Verwaltung eingegliedert werden. Der Verein fühlt sich übergangen und geht auf die Barrikaden. Auch die neue Jugendstadträtin übt scharfe Kritik.

Von Jörg Stadler/NEUE

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Der Tagesordnungspunkt 9 (Jugendstrategie J:FK 20+) der nächsten Stadtvertretungssitzung wirkt zwar unscheinbar, hat es aber in sich. Denn schon im Vorfeld der Sitzung entspinnt sich nun ein öffentlich ausgetragener Streit über die Neuausrichtung der Offenen Jugendarbeit in Feldkirch. Dabei geht es einerseits um inhaltliche Differenzen, andererseits um die Kommunikationskultur zwischen den Beteiligten. Hauptstreitpunkt ist der Plan, die Offene Jugendarbeit Feldkirch (Ojaf) und das Jugendhaus Graf Hugo unter die Obhut des Rathauses zu bringen. Die Kritiker befürchten, dass die Offene Jugendarbeit in Feldkirch künftig politisch gesteuert werden könnte.

Den Auftrag, einen Jugendstrategieprozess einzuleiten, hatte noch der frühere Bürgermeis­ter Wilfried Berchtold erteilt, sein Nachfolger Wolfgang Matt bestätige das Vorhaben im Mai 2019. Fünf Monate später wurde dem Jugendausschuss unter dem Vorsitz der damaligen Stadträtin Ingrid Scharf und Vertretern des Vereins Ojaf eine erste Skizze der neuen Strategie vorgelegt. Wie diese Skizze aussah und zu welchen Punkten man damals genau zustimmte, darüber gehen heute die Meinungen auseinander. Bürgermeister Wolfgang Matt (VP) und Abteilungsleiterin Heike Sprenger, die für die Strategieentwicklung verantwortlich ist, teilen mit, dass schon damals ganz klar gewesen sei, dass die Organisationsstruktur der Offenen Jugendarbeit geändert werde, sprich, in die städtische Verwaltung integriert werden solle. Auch der Zeitplan sei bereits fixiert gewesen. „Die Skizze wurde damals einstimmig zur weiteren Ausarbeitung empfohlen“, hält Matt im NEUE-Gespräch fest.

Nur die halbe Wahrheit

Das stimme zwar, sei aber nur die halbe Wahrheit, entgegnet Scharf. „Wir haben nicht der Änderung der Organisationsstruktur zugestimmt, sondern uns darauf geeinigt, dass das Strategiepapier von allen Beteiligten gemeinsam weiterentwickelt werden muss.“ Im Februar 2020 gab es dann einen sogenannten Visionen-Workshop, bei dem sich die Beteiligten weiter über die Materie austauschten. Ein geplantes zweites Treffen fiel aufgrund der Corona-Pandemie aus. Stattdessen wurde von der zuständigen Abteilung ein Fragebogen an die Jugendeinrichtungen, den Jugendausschuss, den Jugendbeirat und den Vorstand des Jugendhauses verschickt.

Kritik

Dass nun Teile des umstrittenen Jugendstrategiepapiers, sprich, die Implementierung der Ojaf in die städtische Verwaltung, bei der Stadtvertretungssitzung am kommenden Dienstag beschlossen werden sollen, stößt der nunmehrigen Jugendstadträtin Laura Fetz (Grüne) sauer auf. Auch der Verein Ojaf und der Dachverband für Offene Jugendarbeit in Vorarlberg (koje) kritisieren das Vorgehen scharf.

Das Strategiepapier sei unvollständig und beinhalte fachliche Mängel, urteilt Fetz, die den dafür zuständigen Ausschuss kurzerhand absagte. „Eine Beschlussfassung wäre nicht zielführend – weder für uns Politikerinnen und Politiker noch für die Jugendlichen in dieser Stadt.“ Die Stadträtin sieht die Unabhängigkeit der Ojaf in Gefahr. „Eine Interessensvertretung der Jugendlichen sollte nach meinem Ermessen im Interesse der Jugendlichen handeln können, ohne zu sehr von anderen Interessen geleitet zu werden.“

"Nur eine Ergänzung"

Bürger­meister Matt hält dagegen und verspricht, dass „die Arbeit des Vereins Offene Jugendarbeit nicht beschnitten, sondern vielmehr ergänzt wird“. Man wisse um die Verdienste, die sich der Verein in der Jugendarbeit erworben habe. Ihr fachliches Know-how sollen die Vereinsmitglieder künftig in einem begleitenden Fachbeirat einbringen. Auch die verantwortliche Abteilungsleiterin Heike Sprenger betont, dass es nicht das Ziel sei, die Autonomie zu beschränken. „Ziel ist es, die Interessen der Jugendlichen strategisch und organisatorisch optimal auszurichten und dazu ist eine neue Organisationsstruktur das passende Mittel.“

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