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Auf Sporschills Spuren

Markus Inama mit Bewohnern eines Armenviertels der bulgarischen Hauptstadt Sofia.
Markus Inama mit Bewohnern eines Armenviertels der bulgarischen Hauptstadt Sofia. ©Wirth
Sofia. (VN-cw) - Hilfsprojekt Concordia: Pater Markus Inama kümmert sich in Sofia um Straßenkinder.

Schreitet Pater Markus Inama durch die Gänge des Sozialzentrums, bleibt er nicht lange alleine. Vor allem die Kinder suchen seine Hand, plappern unaufhörlich mit strahlenden Augen auf ihn ein. Er hört zu, hilft den Ärmsten der Armen, den Familien, den Straßenkindern und Jugendlichen ohne Perspektive. Hier in Sofia gibt er Hoffnung, wo sonst nichts ist, fordert aber gegenseitige Akzeptanz und die Einhaltung notwendiger Regeln: „Manchmal überkommt mich schon das Gefühl, dass ich mir viel zumute. Bei einem Blick auf die Sozialarbeiter und all die Kinder und Jugendlichen wird mir dann aber bewusst, dass von ihnen noch viel, viel mehr verlangt wird.“

Von der HTL zu den Jesuiten

Pater Markus Inama hat seine Lebensaufgabe in der bulgarischen Hauptstadt gefunden. Seit 2008 leitet er dort das Concordia-Sozialzentrum Sveti Konstantin und kümmert sich mit Sozialarbeitern und Volontären um Straßenkinder, Jugendliche und arme Familien. Der Weg dahin war jedoch kein leichter. Nach Abschluss der HTL Rankweil und dem Präsenzdienst entschloss er sich, sich ein halbes Jahr lang in den USA eine neue Orientierung zu verschaffen. Die ungewohnte Umgebung machte dem jungen Schulabgänger schwer zu schaffen. Halt fand er in der Bibel. Mit 23 Jahren lernte er Pater Georg Sporschill in Wien kennen und entschloss sich, in einem Heim für obdachlose Männer mitzuarbeiten. „Ich hatte lange nach ,dem Sinn des Lebens‘ gesucht“, so Inama nachdenklich, „mit der neuen Aufgabe konnte ich diese Lücke füllen.“ Im Jahr 1987 trat er in den Jesuitenorden ein und wurde nach Abschluss seiner Ausbildung 1995 in Innsbruck zum Priester geweiht. Der Vorarlberger war danach in der Jugendarbeit tätig. „Ich habe diese Aufgabe immer als eine Herausforderung zu wachsen gesehen“, beschreibt Pater Markus den Reiz seiner Arbeit. Dabei verlor er sein Herz an Tirol, wo er acht Jahre lang das „mk“-Jugendzentrum der Jesuiten in Innsbruck leitete. Den letzten Ausbildungsschritt absolvierte Pater Markus 2004 in Australien. Das Sozialprojekt Concordia von Toni-Russ-Preisträger Georg Sporschill hat ihn schon immer fasziniert. 2008 folgte Markus Inama daher dessen Ruf nach Sofia: „Ich wollte von Anfang an bei einem neuen Projekt involviert, also schon beim Aufbau beteiligt sein. Die Möglichkeit wurde mir mit dem Sveti Konstantin geboten.“ Der Anfang war beschwerlich, so der hilfsbereite Pater. Doch nach drei Jahren kann man die Früchte der Arbeit sehen. „Ich lebe sehr gerne nach dem Motto von Concordia: Wer ein Leben rettet, rettet die ganze Welt“, erzählt er mit einem Lächeln. Ob auch ein Pater manchmal an Gott zweifelt, wenn er mit der Armut dieser Leute konfrontiert wird? „Ja, aber nur in Momenten der Hilflosigkeit.“ Die Bibel gebe ihm dann aber die Kraft und bestärke ihn im Glauben. Auch bei gelegentlichen Rückschlägen – nicht alle Kinder und Jugendlichen lassen sich dauerhaft von der Straße holen – versucht er, jeden einzelnen seiner Schützlinge im Blick zu behalten. Auch kleine Erfolge helfen ihm dabei, nicht zu resignieren. Wichtig ist ihm dabei der geistige Beistand seiner Familie und seiner Freunde aus Vorarlberg, die er als Anker und Kraftquelle seiner Arbeit bezeichnet.

Begeisterte Jugendliche

Zweimal die Woche findet im Sveti Konstantin am Abend eine kleine Messe statt. Die Stühle sind beinahe vollständig besetzt. Mit Begeisterung singen von den Kleinsten bis zu den älteren Jugendlichen alle mit. Zum Abschluss der Messfeier werden noch im tiefen Empfinden Fürbitten vorgetragen. „Sie sind alle so unglaublich dankbar und fröhlich. Ich habe oft Schwierigkeiten, solche Bitten zu verfassen – bei den Kindern und Jugendlichen sind diese so viel klarer“, hat Pater Markus tiefe Bewunderung für seine Schützlinge.

Zur Person

Markus Inama
Jesuit, Concordia-Mitarbeiter

Geboren: 28. Dezember 1962 in Hohenems

Ausbildung: HTL Rankweil (Nachrichtentechnik), Theologiestudium in Innsbruck.

Familie: vier Geschwister

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