Die Vorliebe für gebrauchte Dinge, für Altes, das mit besonderer Atmosphäre geladen ist, war die Triebfeder von Karin Beer und Gunter Fetz. Bewusst suchte das Paar deshalb ein typisches Bregenzerwälderhaus. Dass es dann ausgerechnet das Heimathaus von Angelika Kauff mann in Schwarzenberg wurde, war reiner Zufall. Es war eine kleine Chiffre-Anzeige in den VN, die das Interesse der Marketing-Fachfrau und des Pächters der Spielboden-Kantine weckte. Schon als ich den Schopf sah, wusste ich, das ist es, erinnert sich die 38- Jährige.
Die einzigartige Atmosphäre, in der das Leben der letzten Jahrhunderte noch sprübar ist, ließen die beiden auch bewusst unverändert. Natürlich ist die Zeit nicht spurlos an der alten Bank vorübergegangen und die Holzwürmer haben das Ihre dazu beigetragen. Auch ist völlig unbekannt, ob die Bregenzerwälder Malerin jemals darauf gesessen hat. Doch genau die sichtbare Abnutzung ist es, die Lebensspuren eben, die die bewegende Geschichte des Schopfs, ja sogar des ganzen Hauses erzählen.
Innen gibt ebenso Holz den Ton an. Balken, die teilweise schon 450 Jahre auf dem Buckel haben. Aber auch neue, raffi niert eingesetzt, um der alten Substanz neue Qualität zu geben. So sticht schon beim Eintreten die Lamellendecke ins Auge. Sie sorgt für Licht auf beiden Geschossebenen. Auch im ehemals dunklen Eingangsbereich. Die Inspiration holte sich Architekt Thomas Mennel von der einstigen Rauchküche. Die Sonne scheint zum Bürofenster rein und wirft ihr Licht bis zur großen Verglasung in der Küche, erklärt Karin Beer. Durch die Lamellen ergibt sich ein gut durchdachtes Licht- und Schattenspiel, das den Gang ganz nebenbei eff ektvoll in Szene setzt.
Das Gebäude, das sich im Ensembleschutz des Dorfkernes befindet, wurde in Holzriegelkonstruktion errichtet. Um zum Kern zu gelangen, mussten die baulichen Veränderungen aus den 50- oder 60er-Jahren entfernt werden. Dabei war es sowohl den Bauherren als auch dem Architekten und Mitbesitzer (sein Teil soll bis 2011 fertiggestellt werden) wichtig, das Haus in seiner Ursprünglichkeit zu erhalten. Nur eben mit dem Komfort von heute. Die typischen Flügel- und Schiebefenster haben die Beers restaurieren lassen. Zurückhaltendes Weiß Außen wurden neue Schindeln aufgebracht. Und dem Schopf haben die beiden einen gläsernen Kubus vorgesetzt. Ein neues Element, das die Harmonie zwischen Altem und Modernem unterstreicht. Auch die Toilette gibt sich wegen der weißen Farbe strukturlos und damit zurückhaltend. Ebenso wie die Küche, die im Raum wenig Aufmerksamkeit beansprucht.
Viel mehr fällt der Blick auf Omas Sofa, das, nicht nur wegen seines bequemen Aussehens, sondern in erster Linie wegen seiner Originalität zum Hinschauen provoziert. Weil die Türen alle von anno dazumal sind, hat sich Karin Beer während der Bauzeit auf die Suche nach Schlössern gemacht. Fündig wurde ich in Schoppernau, erzählt Beer, und zwar im Sennhaus. Eine denkmalgeschützte Besonderheit ist die Josefi nische Wanduhr im Wohnzimmer. Rare Uhrmacherkunst, die derzeit jedoch still steht. Das soll sich aber in nächster Zeit ändern.