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„Auf der Flucht“ – ein berührender Abend

Karim El-Gawhary und Moderatorin Jutta Berger imRankweiler Vinomnasaal
Karim El-Gawhary und Moderatorin Jutta Berger imRankweiler Vinomnasaal ©hw
Sie fliehen vor Krieg und Terror aus Syrien und dem Irak und vor der Armut in Afrika. Viele Millionen sind es. Allein in der libanesischen Beka-Ebene leben über 200.000 Menschen in notdürftig mit Planen abgedeckten Verschlägen.
Auf der Flucht

Rankweil (hw) Manche wagen den lebensgefährlichen Weg durch die Wüste und über das Meer. Für Schlepper sind Flüchtlinge ein gutes Geschäft. Sie bringen „mehr Geld als Drogen“, brüstet sich ein Drahtzieher. Nur wenige schaffen es in sichere Staaten.
Karim El-Gawhary, der Nahostkorrespondent des ORF  mit Wurzeln in Ägypten und Deutschland ist mehr als ein Beobachter. In seiner Rolle als leidenschaftlicher und glaubhafter Vermittler, mag die Aufklärungsarbeit, die er mit seiner Kollegin Mathilde Schwabeneder, im soeben erschienenen Reportageband Auf der Flucht betreibt, fruchtbaren Boden finden.

“Auf der Flucht” –  Zwischen toten Kindern und sterbenden Hoffnungen
„ Die Flüchtlingskrise ist eine der größten Herausforderungen der Gegenwart und wird uns auch noch lange beschäftigen. Als wir den Text für das Buch abgeben mussten, wussten wir dass dieses Thema auf uns zukommt, aber man hat nicht mit dieser Intensität gerechnet. Die Politik hat zu lange den Kopf in den Sand gesteckt“, so Karim El-Gawhary am Beginn seiner überaus beeindruckenden Lesung im zum bersten vollen Rankweiler Vinomnasaal.

Leid und Integration
Mit der Dramatik von Einzelschicksalen führte El-Gawhary den Zuhörern vor Augen, welche Schicksale sich hier ergeben, mit denen man allerdings zurechtkommen muss. „Da sind Kinder und Mütter, die in Lagern an Kälte oder Mangel an Hygiene sterben, oder gebrochene Menschen, die angesichts des Erlebten erstarren und sich in ihr Inneres zurückziehen; die versklavte, stetig misshandelte Frau, die als Prostituierte nach Österreich verkauft werden sollte; der Säugling, dessen Schädel von einer Kugel zerfetzt wird“, berichtet der ORF-Korrespondent.
„Dieses Buch ist auch ein wenig von der Realität überrollt worden. Im Moment ist es ja so , dass die Realität die Politik vor sich hertreibt. Uns ist das mit diesem Buch auch ein wenig so gegangen. Was mich ärgert ist, dass es wie eine Naturkatastrophe angesehen wird, wie ein Erdbeben, eine Flut, ein Tsunami. Dabei war es komplett absehbar. Es war aber wie gesagt eine angekündigte Katastrophe. Man hätte sich viel besser darauf vorbereiten können“ stell Karim El-Gawhary vor allem der Politik die Rute ins Fenster.
Der politische und menschliche Umgang mit der aktuellen Flüchtlingskrise steht im Mittelpunkt.  Die beiden Autoren versuchen im Verlauf des Buches auch zahlreiche positive Elemente zu erwähnen. Ein Vater, der seine Familie zurückkaufen konnte, geglücktes Unterkommen in Betreuungsstätten, die Arbeit engagierter Helfer. Das Integrationsthema wird am Beispiel des Ortes Großraming im Ennstal behandelt, wo die positive Information ein gemeinsames Anpacken möglich erscheinen lässt.  Der Lohn für die Konfrontation mit all den schweren Schicksalen bewirkt, dass man sich wieder etwas mehr verbunden fühlt.
Zum Abschluss des überaus interessanten und berührenden Abends, der wohl viele der über 500 Zuhörer zu einem persönlichen Umdenken veranlasst hat beantwortete Karim El-Gawhary die vielen Zuhörer Fragen und signierte bereitwillig eine große Anzahl seines Buches „Auf der Flucht“.

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