Auf den Treppen des Himmels

Hohenems. (bet) In jenem Gebiet in dem in grauer Vorzeit das sagenumwobene Alpenvolk der Rätier siedelte, bewegte sich die Fahrt, die vom Kulturkreis Hohenems und Amann Reisen bestens organisiert sowie von Ing. Rudolf Hirnböck ehrenamtlich und fachlich kompetent geleitet wurde.
Georgslegende in Bildern erzählt
Die hochmittelalterliche Kirche Sogn Gieri, (St. Georg) in Rhäzüns, ist vollständig ausgemalt mit gotischen Fresken des Waltensburgers und des Rhäzünser Meisters. „Die Fresken des Waltensburger Meisters (erste Hälfte des 14. Jh.) faszinieren durch Farbigkeit, elegante Linienführung und meisterhafte Komposition. Der Geist seiner Werke ist von der deutschen Mystik geprägt, während sein Stil und seine Technik italienische Züge aufweisen. Mit dem umfangreichen Werk dieses Meisters finden wir in Graubünden einen Schatz an gotischen Wandmalereien, der in der Schweiz einmalig ist. Spannend wird es auch sein, die Fresken des Waltensburger Meisters mit denen des fast zeitgleichen Rhäzünser Meisters zu vergleichen“, erklärt Kirchenverwalter Orlando Fetz den interessierten Besuchern. Die Schilderungen an den Wänden von Chor und Schiff des romanischen Baus sind eine „biblia paupera“. Sie erzählen in Bildern Geschehnisse des Alten und vor allem des Neuen Testaments. Im Kontrast zu den eleganten Heiligen und den tapferen Rittern stehen die drastisch geschilderten Folterqualen der Georgslegende. In ganz Graubünden findet man keinen Raum, dessen Innenwände derart viel über das erzählen, was im Mittelalter wichtig war.
Begräbnisstätte der Freiherren von Rhäzüns
Sogn Paul (St. Paul) am westlichen Dorfrand von Rhäzüns bildet den Kontrapunkt zu Sogn Gieri. Dort können wir einen authentischen mittelalterlichen Innenraum erleben, hier treten Kunstwerke aus vier Jahrhunderten in einen spannungsreichen Dialog. „Sogn Paul war eine mittelalterliche Kirche, der die Begräbnisstätte der Freiherren von Rhäzüns und ein barockes Schiff angefügt wurden. Das Innere zeigt Reste von Fresken des Waltensburger Meisters und einer Werkstatt des „gotico internazionale“. Den Altar zieren nachgotische Pappmache-Kopien der Reliefs der Altarflügel von Sogn Gieri.“, wie Rudolf Hirnböck zu berichten weiß.
Verbindungen zum Kloster in Bludenz
Vom Anfang des 8. bis ins 10. Jahrhundert ist das Kloster Cazis eine Gemeinschaft von Kanonikalen oder monastischen Nonnen. Das durch den Churer Bischof Viktor ll um 700 gegründete Stift ist das erste Frauenstift in Churrätien. Das Kloster verfügt über ausgedehnten Güterbesitz und ist insbesondere am Heinzenberg und in Safien der grösste Grundeigentümer. Der zweite Ilanzerbrief von 1526 unterstellt die Verwaltung der Klöster der weltlichen Obrigkeit und verbietet die Aufnahme von Novizen. Damit erlischt das Klosterleben und 1570, nach dem Tod der letzten Augustinerin, wird das Kloster aufgehoben. 1647 beruft Bischof Johann VI. die Chorfrau Johanna Gauwin aus dem Dominikanerinnenkloster in Bludenz zur Neugründung und Leitung des Frauenklosters Cazis. 2002 sind mehrere Schwestern aus dem Kloster Cazis nach Bludenz entsendet worden. Wie das dortige Dominikanerinnenkloster um 1647 den Fortbestand des Cazner Konvents gesichert hat, so kümmern sich heute Schwestern aus Cazis um den Fortbestand des Klosters St. Peter in Bludenz.
Steinkirche in Cazis
Die heutige Präsenz der reformierten Kirche im katholisch geprägten Graubünden ist stark und selbstbewusst. Ein augenfälliges Manifest der reformierten Kirche ist die in Cazis nach den Entwürfen von Architekt Werner Schmidt entstandene Steinkirche. Sein in zwei Elemente gegliederter Entwurf bestand zum einen aus drei miteinander verwachsenen kugelförmigen Volumen, die den Kirchenraum bilden, zum anderen aus einem vorgelagerten länglichen Gebäude für Foyer und Nebenräume. Zur formalen Unterscheidung von Kirchenbau und Foyer gesellte sich die Art des Bezugs zur Umgebung.