Seine Beine baumeln in schwindelerregender Höhe über der Dachkante. Unter ihm erstrecken sich die Lichter des Times Square in New York. Edward, alias Wanted Visual, ist ein “Rooftopper”: Das sind Menschen, die illegal ohne Sicherung auf Hochhäuser klettern und spektakuläre Fotos und Videos davon im Internet verbreiten.
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Hangin out on top of the world #OutThere @carrera Ein von roof topper / toronto (@roof_topper) gepostetes Foto am
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“Ich will immer Dinge ausprobieren, vor denen ich Angst oder Respekt habe”
Auch James McNally alias jamakiss findet immer neue Wege, um sich Zugang zu New York Citys Wolkenkratzern zu beschaffen. In Midtown zieht er sich wie ein Banker an, bei anderen Hochhäusern setzt er sich einen Bauarbeiterhelm auf, um sich als vermeintlicher Arbeiter unter die Menge zu mischen. “Ich will immer Dinge ausprobieren, vor denen ich Angst oder Respekt habe”, sagt er. New York mit seinen vielen Hochhäusern und der vielfältigen Architektur für den 34-Jährigen der perfekte Ort für seinen “Sport”. McNally schätzt, dass er schon auf 80 Gebäuden in der Stadt war, darunter Ikonen wie das Woolworth Building oder One57.
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Da Rooftopper meist in der Nacht auf Hochhäuser gehen, laufen sie oft 70 Stockwerke zu Fuß und müssen an Wachpersonal und Kameras in Fahrstühlen unbemerkt vorbei. Bei einer Reise nach Hongkong wurde McNally verhaftet, als er auf einen Wolkenkratzer kletterte. Er musste vier Tage im Gefängnis verbringen. Nicht, dass ihn das abgeschreckt hätte: “Sobald ich (…) wieder nach Hongkong einreisen darf, will ich noch mehr Hochhäuser dort erklimmen.”
Der Ukrainer Vitaliy Raskalov und der Russe Vadim Makhorov von On the Roofs gelten als Wegbereiter des lebensgefährlichen Trends. Die zwei Männer haben schon auf den Dächern des Kölner Doms, der Cheops-Pyramide und des Shanghai Towers gesessen.
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Zu den berühmtesten Rooftoppern weltweit gehören Ivan Kuznetsov alias Beerkus aus Moskau, Roof Topper aus Toronto und MustangWanted aus Kiew.
Just know what you can #nanjing #rooftop Ein von Ivan Kuznetsov (@beerkus) gepostetes Foto am
Control the city #shanghai Ein von Ivan Kuznetsov (@beerkus) gepostetes Foto am
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“Ein purer Schrei nach Aufmerksamkeit”…
Doch es gibt auch kritische Stimmen. Neil Ta, ein Fotograf in Toronto, war selbst jahrelang Rooftopper, gehört mittlerweile aber zu den größten Kritikern. “Gefahr verkauft sich”, sagt er und nennt den Trend eine “Sucht nach mehr Aufmerksamkeit”. Ta kritisiert: “Füße über dem Abgrund baumeln zu lassen und “Ich bin in Gefahr”-Fotos sind nur ein purer Schrei nach Aufmerksamkeit.”
Die Fotos seien sehr oberflächlich und hätten keine Substanz, sagt Ta. Durch den Konkurrenzkampf in der Fotografie ginge es für die meisten Rooftopper nur noch darum, wer das schwindelerregendste Foto produziert. Dabei bleibe die Kunst der Fotografie auf der Strecke.
…der tödlich enden kann
Der lebensgefährliche und illegale Trend hat oft einen hohen Preis: Ein 20-jähriger Rooftopper fiel am Silvesterabend von einem 52-stöckigen Hotel in New York in den Tod. Er war mit einem Freund auf das Dach geklettert, um nachts Panorama-Aufnahmen der Stadt zu machen. (dpa/red)