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AUA-Maschine nach Wien überfallen: Vier Verdächtige festgenommen

Ein Verdächtiger wurde bereits gestern Nachmittag erschossen.
Ein Verdächtiger wurde bereits gestern Nachmittag erschossen. ©APA/ALBANIAN POLICE/HO
Nach dem gestrigen Überfall auf eine AUA-Maschine in Tirana wurden bereits in der Nacht vier Verdächtige festgenommen. Ein Räuber starb bereits bei einem Schusswechsel mit der Polizei.
AUA-Maschine in Tirana überfallen
AUA-Überfall in Tirana
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Nach dem Überfall auf eine Maschine der Austrian Airlines am Dienstagnachmittag am Flughafen von Tirana hat die albanische Polizei vier Verdächtige festgenommen, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP. Dazu wurden rund 40 Personen zu dem Coup befragt. Bewaffnete und maskierte Räuber hatten am Airport zugeschlagen, als der A320 – Flugnummer OS848 – gerade beladen wurde.

Passagiere saßen bereits im Flugzeug

Die Räuber wussten offenbar Bescheid, dass ausländische Banken Geld in Hartwährungen immer wieder per Flieger nach Wien schicken, weil die albanische Zentralbank es nicht annimmt. Der Airbus sollte um 15.05 Uhr abheben, er wurde beladen und es lief gerade das Boarding. Die Passagiere saßen bereits im Flugzeug. Über eine Feuerwehrzufahrt des Mutter-Teresa-Airports drangen drei maskierte Täter in Kampfanzügen auf das Flughafengelände vor, fuhren zum Bauch der Maschine und zwangen die Bodencrew sich hinzulegen. Sie schnappten sich das Geld – nach unterschiedlichen Angaben zwischen zwei und zehn Millionen Euro – und flüchteten.

Bei einem anschließenden Schusswechsel mit der Polizei wurde ein Räuber getötet. Seine Komplizen dürften die Leiche aus dem Wagen geworfen haben und davongerast sein. Weit kamen sie allerdings nicht. Die Polizei gab in der Nacht die Festnahme der vier Verdächtigen bekannt.

Keine Gefahr für die Besatzung

AUA-Sprecherin Tanja Gruber betonte, weder für die Fluggäste noch für die Besatzung bestand eine Gefahr. Die meisten dürften nichts von dem Überfall mitbekommen haben. Die Maschine startete schließlich mit fast dreistündiger Verspätung. Gruber sagte noch am Abend, dass man bis auf Weiteres als erste Sicherheitsmaßnahme solche Werttransporte aus Tirana nicht mehr übernimmt. Am Mittwochvormittag gab es bei der AUA ein Meeting, bei dem sich Experten der Fluglinie mit weiteren Maßnahmen auseinandersetzten.

 Lufthansa Cargo meldet Schaden

Formal Geschädigte des Coups ist die Frachttochter der AUA-Mutter Lufthansa, Lufthansa Cargo. Vonseiten der Lufthansa Cargo wird es demnach eine Versicherungsmeldung geben, verlautet aus der AUA. Die Lufthansa Cargo erledigt seit längerem auch für die AUA die Abwicklung des Luftfrachtgeschäfts. Vor mehr als acht Jahren war die frühere Austrian Cargo mit der damals 20-mal größeren Lufthansa Cargo zusammengelegt worden.

Die Maschine am Airport von Tirana war gerade vor dem Start Richtung Wien beladen worden. Im Frachtraum sollte ein größerer Werttransport mitgeführt werden, also Bargeldbestände von Banken. Wie viel es gestern Nachmittag war und wie oft solche Sendungen abgehen, wurde bisher aus Sicherheitsgründen öffentlich nicht beziffert.

Aus weiter entfernteren Destinationen ist für Banken ein bewachter Banknoten-Transport im Bauch von Flugzeugen billiger als ein von Security-Firmen erledigter Panzerwagen-Transport über große Distanzen über Land – gerade für Banken mit Auslandsnetz, in dem viel Bargeld durch Umtausch anfällt. Flughäfen, an denen solche Wertguttransporte abgewickelt werden, müssen für diese Art sensibler Lieferungen zertifiziert sein, also über die nötige Infrastruktur und speziell gesicherte Bereiche verfügen. Eigene spezielle Panzer-Lkw für Geldtransporte hat in Österreich nur die Oesterreichische Nationalbank (OeNB).

Täter wussten offensichtlich Bescheid

Mitbetroffen von dem gestrigen Geldraub ist die österreichische Raiffeisen Bank International (RBI), die in Albanien eine Tochterbank (Raiffeisenbank Albanien) betreibt. Natürlich sei auch Raiffeisen versichert, sagte eine Sprecherin der RBI zur APA. Zur Summe hüllt man sich auch bei Raiffeisen in Schweigen, es waren hier jedenfalls Euro und Dollar des so genannten Geldnotenhandels.

Die Gelder fallen in lokalen Banken an, indem etwa Albaner, die im Ausland – vor allem im Euroraum – arbeiten und ihr Geld dann in die lokale Währung umwechseln. Die ausländische Währung wird in der Regel in Albanien wenig gebraucht; daher werden speziell bei Banken mit größerem Netzwerk angefallene Bargeldbestände dorthin geliefert, wo sie konzernintern gebraucht werden.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur AFP wussten die Räuber offenbar Bescheid, dass Geld in Hartwährungen immer wieder im Flieger nach Wien unterwegs ist. Bewaffnete und maskierte Räuber hatten am Airport der albanischen Hauptstadt zugeschlagen, als der AUA-Airbus gerade beladen wurde, die Passagiere waren schon eingestiegen. Nach bisherigen Informationen drangen die Täter über eine Feuerwehrzufahrt auf das Flughafengelände, fuhren zur Maschine, zwangen die Bodencrew sich hinzulegen, schnappten sich das Geld und flüchteten. Bei einem anschließenden Schusswechsel mit der Polizei wurde ein Räuber getötet, die Polizei gab in der Nacht die Festnahme der vier Verdächtigen bekannt.

Bei der AUA wird zur Stunde unter Einbeziehung von Versicherungsexperten und Juristen besprochen, wie man nach dem Vorfall in Tirana weiter vorgeht. Noch Dienstagabend war beschlossen worden, dass bis auf weiteres als erste Sicherheitsmaßnahme solche Werttransporte aus Tirana nicht mehr übernommen werden.

(APA/red)

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